BLog

Führungskräftemangel 2025: Wenn niemand mehr Chef sein will

Leerer, schwarzer Chefsessel

Der Führungskräftemangel hat sich von einem Zukunftsszenario zu einer akuten Realität entwickelt. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen spüren bereits heute die Auswirkungen leerer Chefsessel. Doch was steckt hinter dieser Entwicklung? Ist es nur der demografische Wandel oder gibt es tiefere Ursachen? Und vor allem: Wie können Unternehmen diesem Trend entgegenwirken? Dieser Artikel beleuchtet die Dimensionen des Führungskräftemangels und zeigt konkrete Wege auf, wie Unternehmen ihre Führungspositionen auch in Zukunft erfolgreich besetzen können.

Inhalt

  1. Führungskräftemangel: Blick auf die Zahlen
  2. Was sind die Ursachen für den Führungskräftemangel?
  3. Lösungsansätze: Gute Führung fällt nicht vom Himmel
  4. Headhunting: Die externe Option
  5. Fazit
  6. FAQs

Führungskräftemangel: Blick auf die Zahlen

Die Besetzung von Führungspositionen wird immer schwieriger. Denn der Fachkräftemangel ist auch ein Führungskräftemangel. Bis 2030 könnten gemäß der Boston Consulting Group 341.000 Führungskräften fehlen. Eine Studie des IW Köln zeigt, dass bereits heute fast 50 Prozent der deutschen Unternehmen zunehmend mit Problemen bei der Besetzung von Führungspositionen kämpfen. Das betrifft vor allem kleinere Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern.

Kleinere Unternehmen finden schwerer Führungskräfte

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Dies könnte zum einen damit zusammenhängen, dass in kleineren Unternehmen häufig nur eine Führungsebene – die des Eigentümers – existiert. Die Besetzungsschwierigkeiten könnten hier also mit Schwierigkeiten bei der Nachfolgeplanung korrelieren. Laut KfW streben jährlich 125.000 Inhabende eine Nachfolge an. Für diese finden sich allerdings immer weniger Kandidaten, die sowohl eine erhöhte Risikobereitschaft als auch das entsprechende Kapital mitbringen müssten.

Mittelständische Inhabende finden immer seltener Nachfolger*innen

Quelle: KfW

Zum anderen stehen kleineren Unternehmen intern einfach weniger Mitarbeiter mit Führungspotenzial zur Verfügung. Beide Faktoren verkleinern einander verstärkend den potenziellen Kandidatenpool.

Unabhängig von der Größe haben Unternehmen, die generell Besetzungsprobleme haben, mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit auch Recruiting-Probleme bei Führungspositionen (Wahrscheinlichkeit steigt von 30 auf 58 Prozent). Das können Unternehmen sein, die ihr Recruiting insgesamt neu aufstellen müssten oder einfach in Segmenten aktiv sind und Personal brauchen, die mit besonders großen Engpässen zu kämpfen haben.

Was sind die Ursachen für den Führungskräftemangel?

Der übliche Verdächtige: Demografischer Wandel

In den nächsten Jahren werden immer mehr Babyboomer altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen. Da dies die geburtenstarken Jahrgänge sind, werden sie eine riesige Lücke in das Arbeitskräfteangebot – und damit auch in das Führungskräfteangebot – reißen.
Zebrastreifen mit Geschäftsperson: Zitat zum Führungskräftemangel von Ex-Arbeitsagentur-Chef Scheele (2040-Prognose)

Denn gerade in Berufen der Unternehmensführung sind vor allem Babyboomer laut Arbeitsagentur leicht überrepräsentiert. Zugleich wird es den Unternehmen an Mitarbeitern und Fachkräften fehlen, die intern entwickelt werden und so die scheidenden Führungskräfte ersetzen könnten.

Work-Life-Balance statt Führungsverantwortung

Verstärkt wird dieser Effekt durch den immer kleiner werdenden Anteil an Arbeitnehmer*innen, die überhaupt in eine Führungsposition aufsteigen möchten. Führungskraft zu werden stand jahrzehntelang für Aufstieg – für mehr Verantwortung, aber auch für mehr Ansehen und Geld. Das sieht heute ganz anders aus. Laut einer repräsentativen Umfrage der Initiative Chef:innensache empfinden nur 26,5 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen eine Führungsposition als wünschenswert.

Ausbalancierte Waage mit Work-Life-Balance als Lösung gegen Führungskräftemangel im modernen Arbeitsumfeld
Work-Life-Balance wichtiger als Führungsposition

Ein Ergebnis, das durch eine Studie der BCG (31 Prozent) bestätigt wird. Deutschland liegt hier übrigens 10 Prozentpunkte unter dem weltweiten Durchschnitt. Insbesondere Frauen möchten laut IW Köln keine Führungspositionen übernehmen.

Was an Führungspositionen abschreckt

Als Hindernis wird vor allem der Spagat zwischen Leitungsverantwortung und Familienleben wahrgenommen. Zwei Drittel wünschen sich einen sicheren Job, der zugleich ausreichend Zeit für Familie, Freizeit und Freundeskreis einräumt. Hinzu kommt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Führungskräfte nicht etwa an den nächsten Karriereschritt denkt, sondern immer häufiger eher ans Aussteigen. Aus unterschiedlichen Gründen, die aber alle unter folgenden Punkten subsumiert werden können:

  • die stark gestiegenen Anforderungen und das immer komplexer werdende Führungshandeln
  • die unzureichende finanziellen Entlohnung in einigen Branchen
  • psychische Belastung durch Konflikte und Stress

Fast drei von fünf Führungskräften fühlen sich zudem laut einer Auctority-Studie erschöpft. Das betrifft vor allem Mitarbeiter*innen im mittleren Management, die in ihrer Sandwichposition den Erwartungen des oberen Managements und den gestiegenen Anforderungen ihrer Teammitglieder nachkommen müssen. Viele Mitarbeiter wissen heute, worauf sie sich einlassen, wenn sie eine Führungsposition übernehmen – und entscheiden sich dagegen. Vor allem die jüngeren Generationen treibt auch nicht mehr der „Griff zur Macht“ an.

Lösungsansätze: Gute Führung fällt nicht vom Himmel

Die Chefsessel bleiben immer länger leer? Heute leider keine Ausnahme! Doch statt zu jammern, sollten Unternehmen handeln. Gezieltes Vorgehen kann den Führungskräftemangel im eigenen Haus eindämmen.

Talentschmiede statt Feuertaufe

Machen Sie Schluss mit dem „Schwimm oder geh unter“-Prinzip! Die Zeiten, in denen Sie frischgebackene Teamleiter einfach so ins kalte Wasser schmeißen können, sind vorbei. Moderne Unternehmen bereiten ihre Führungskräfte systematisch vor – und das schon, bevor sie in der neuen Rolle funktionieren müssen.

Suchen Sie aktiv nach den versteckten High Potentials in Ihrer Belegschaft. Der schüchterne IT-Experte, die teamorientierte Projektmanagerin oder der kreative Querdenker – in jedem könnte ein Führungstalent schlummern. Oft braucht es nur den richtigen Impuls und klare Entwicklungspfade.

Professionelles Training statt Bauchgefühl

Führung ist ein Handwerk, das gelernt sein will. Investieren Sie in strukturierte Programme, die neue Führungskräfte auf ihre ersten 100 Tage vorbereiten. Frühe Erfolge schaffen Selbstvertrauen und wirken als beste Werbung für Führungsrollen. Und auch erfahrene Führungskräfte brauchen – wie oben gezeigt – kontinuierliche Unterstützung. Coaching hilft, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Ein neutraler Sparringspartner kann Wunder wirken, wenn der Druck steigt oder Konflikte drohen.
Führungskräftemangel: Textausschnitt über Alex Fischer und mangelnde Führungskräfteentwicklung in Unternehmen.
Wagen Sie auch neue Wege: Teilzeitführung kann für Mitarbeiter*innen in Führungsverantwortung ein Entlastungsansatz sein und für viele nachwachsende Talente den entscheidenden Unterschied machen. Insbesondere da ja gerade die schwerer zu realisierende Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine echte Hürde für viele Mitarbeiter*innen ist. Die größere Flexibilität kann zudem dazu beitragen, mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen, die aufgrund familiärer und persönlicher Verpflichtungen sehr viel häufiger als Männer in Teilzeit gehen.

Führungskräfte arbeiten kaum in Teilzeit

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Kulturwandel statt Hierarchiedenken

Verkrustete Command-and-Control-Strukturen schrecken moderne Talente ab. Schaffen Sie stattdessen eine Umgebung, in der Verantwortung geteilt und Initiative belohnt wird.

Die vermeintlich „weichen“ Faktoren zahlen sich hart aus: Laut Gallup kann eine positive Unternehmenskultur den Umsatz pro Mitarbeiter um bis zu 18 Prozent steigern. Sie senkt zudem die Fluktuation und macht Führungsrollen attraktiver.

Headhunting: Die externe Option

Wenn Ihre internen Quellen versiegen, müssen Sie sich extern umschauen. Headhunter sind Spezialisten für Führungskräftevermittlung und bringen wertvolle Marktkenntnis und ein umfassendes Netzwerk mit. Sie spüren für Sie auch passive Kandidaten auf – jene Talente, die nicht aktiv suchen, aber für die richtige Position wechselbereit sind.

Zwei Headhunterinnen mit Headsets arbeiten an Computern
Headhunter ist bei Führungskräftemangel die „schnelle“ Option

Professionelle Personalberater filtern präzise nach Ihren Anforderungen und sorgen für kulturellen Fit. Besonders im oberen Management, wo Diskretion entscheidend ist, bieten Headhunter einen entscheidenden Vorteil: Sie können den Markt sondieren, ohne dass Ihre Vakanz öffentlich wird.

Fazit

Der Führungskräftemangel wird die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bis 2030 könnten über 340.000 Führungspositionen unbesetzt bleiben. Dies ist nicht nur ein quantitatives Problem, sondern auch ein qualitatives – denn die Anforderungen an moderne Führung steigen kontinuierlich, während gleichzeitig immer weniger Nachwuchskräfte bereit sind, in Führungspositionen aufzusteigen.
Unternehmen, die dieser Herausforderung proaktiv begegnen, werden im Wettbewerb die Nase vorn haben. Der Schlüssel liegt in einer systematischen Herangehensweise: Die frühzeitige Identifikation und Förderung interner Talente, innovative Führungsmodelle wie Teilzeitführung oder geteilte Führungsverantwortung sowie eine grundlegende Modernisierung der Unternehmenskultur sind entscheidende Erfolgsfaktoren.
Besonders wichtig ist dabei, das Bild von Führung neu zu definieren. Führungspositionen müssen wieder attraktiver werden – nicht nur finanziell, sondern vor allem in Bezug auf Sinnhaftigkeit, Work-Life-Balance und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Unternehmen, die verstehen, dass gute Führung kein Privileg, sondern ein Handwerk ist, werden auch in Zukunft erstklassige Führungskräfte gewinnen können.

FAQs

Was sind die Hauptursachen für den aktuellen Führungskräftemangel in Deutschland?

Der Führungskräftemangel hat mehrere Ursachen: Primär führt der demografische Wandel zum Ausscheiden vieler Babyboomer aus Führungspositionen. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft jüngerer Generationen, Führungsverantwortung zu übernehmen – nur etwa 26 bis 31 Prozent der Arbeitnehmer empfinden Führungspositionen als wünschenswert. Hinzu kommen steigende Belastungen für Führungskräfte und eine verstärkte Priorisierung von Work-Life-Balance.

Welche Branchen und Unternehmensgrößen sind vom Führungskräftemangel besonders betroffen?

Der Führungskräftemangel trifft besonders kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern. Dies hängt zum einen mit Nachfolgeproblematiken zusammen, zum anderen mit dem kleineren Pool an internen Entwicklungskandidaten. Branchenspezifisch ist der Führungskräftemangel überall dort besonders ausgeprägt, wo bereits ein genereller Fachkräftemangel herrscht.

Wie können Unternehmen dem Führungskräftemangel intern begegnen?

Um dem Führungskräftemangel intern zu begegnen, sollten Unternehmen systematische Talententwicklungsprogramme etablieren, klare Karrierepfade aufzeigen und in professionelles Führungskräftetraining investieren. Moderne Führungsmodelle wie Teilzeitführung oder Sharing-Modelle können die Attraktivität von Führungspositionen erhöhen. Auch eine Unternehmenskultur, die Führungsverantwortung als Entwicklungschance und nicht als Belastung positioniert, ist entscheidend.

Ist Headhunting eine effektive Lösung gegen den Führungskräftemangel?

Headhunting kann eine effektive Lösung bei akutem Führungskräftemangel sein, besonders für Positionen, die spezialisiertes Know-how erfordern. Professionelle Personalberater bieten Zugang zu passiven Kandidaten und können diskret den Markt sondieren. Allerdings sollte Headhunting stets durch langfristige interne Entwicklungsstrategien ergänzt werden, da externe Besetzungen allein den strukturellen Führungskräftemangel nicht lösen können.

Welche langfristigen Auswirkungen hat der Führungskräftemangel auf die Wirtschaft?

Der Führungskräftemangel kann erhebliche wirtschaftliche Folgen haben. Unbesetzte Führungspositionen verzögern strategische Entscheidungen, bremsen Innovationen und können zu Überlastung der verbliebenen Führungskräfte führen. Besonders der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist durch Nachfolgeprobleme gefährdet. Langfristig könnte der Führungskräftemangel zu Wettbewerbsnachteilen im internationalen Vergleich führen und das Wirtschaftswachstum hemmen.

Kostenloses Erstgespräch

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess?

Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeiter-gewinnung beheben.

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess? Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeitergewinnung beheben.

Weitere Beiträge

Sie haben Spitzenpositionen zu besetzen oder benötigen Hilfe, bei der Besetzung von Fach- und Führungskräften?

Wir beraten Sie gerne.