BLog

Chief Restructuring Officer: Retter in der Krise

Drei Geschäftsleute im Gespräch vor einem modernen Bürogebäude, einer von ihnen ist ein Chief Restructuring Officer.

Unternehmen können aus unterschiedlichen Gründen wirtschaftlich in Schieflage geraten. Nicht selten endet das im Insolvenzverfahren. Wird die Krisensituation aber frühzeitig erkannt und beispielweise ein Chief Restructuring Officer (CRO) an Bord geholt, kann das häufig verhindert werden. Die Zahl der Krisenfälle steigt. Laut einer AlixPartners-Studie (2025) erwarten 76 Prozent der Restrukturierungsexperten einen Anstieg außergerichtlicher Sanierungen. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach den externen Krisenmanagern. Die sind allerdings Mangelware. Und CRO ist keine Rolle, die man beiläufig besetzt. Wir zeigen, worauf es ankommt, wenn Unternehmen einen Chief Restructuring Officer finden und wirksam einbinden wollen und was HR dafür konkret wissen muss.

Inhalt

  1. Was macht ein Chief Restructuring Officer?
  2. Warum überhaupt einen Chief Restructuring Officer an Bord holen?
  3. So werden CROs rekrutiert
  4. Fazit
  5. FAQs

Was macht ein Chief Restructuring Officer?

Der Chief Restructuring Officer hat vorrangig die Aufgabe, ein kriselndes Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Unternehmen geraten vor allem dann in eine finanzielle Schieflage, wenn sie laufende Zahlungsverpflichtungen nicht mehr bedienen können oder eine Re-Finanzierung wegen schwacher Performance oder Überschuldung nicht mehr möglich ist. Früher wurden CROs vor allem in akuten Krisensituationen oder bereits laufenden Insolvenzverfahren geholt.

Das klassische Einstiegsszenario für einen Chief Restructuring Officer

Heute werden sie häufig deutlich früher engagiert, um rechtzeitig gegenzusteuern und nachhaltiger für einen Turnaround zu sorgen. Der Fokus hat sich also verschoben: weg von reiner Schadensbegrenzung hin zu einer strukturierten, vorausschauenden Umstrukturierung.

Jedes vierte Unternehmen setzt auf CRO bei strategischer Neuausrichtung

Quelle Zahlen: Horvath & Partners
Grafik: WK Personalberatung

Daher liegt die Hauptaufgabe des Chief Restructuring Officers heute nicht nur in kurzfristigen Eingriffen (u. a. Personalabbau), sondern auch in der Entwicklung und Umsetzung einer tragfähigen Restrukturierungsstrategie. Denn viele Unternehmenskrisen entstehen nicht allein durch externe Schocks, sondern auch durch Schwächen im Geschäftsmodell, operative Überdehnung oder strategische Fehlentscheidungen.

Die 5 Kernaufgaben von CROs

1. Restrukturierungsstrategie entwickeln

Der CRO analysiert die wirtschaftliche Gesamtsituation und erarbeitet einen belastbaren Restrukturierungsplan. Zumeist orientiert sich dieser am IDW S6 als Standard. Dabei werden Schwachstellen identifiziert und konkrete Maßnahmen, etwa zur Kostenreduktion, Ergebnisverbesserung oder Reorganisation, abgeleitet.

2. Liquidität sichern

In der Frühphase geht es häufig um Cash-Management: genug Geld auf dem Konto, um durch den Monat zu kommen. Der Chief Restructuring Officer sortiert Zahlungsströme, spricht mit Banken und Lieferanten, verschiebt Fälligkeiten und kürzt Ausgaben. Er verschafft Luft und sorgt dafür, dass das Unternehmen zahlungsfähig bleibt.

3. Kommunikation mit Stakeholdern

Gläubiger, Banken, Lieferanten, Investoren, Mitarbeiter: Der Chief Restructuring Officer ist zentraler Verhandlungspartner. Er vermittelt zwischen den Interessen aller Stakeholder, um deren Vertrauen zurückzugewinnen und alle Beteiligten auf eine gemeinsame Linie zu bringen.

4. Umsetzung operativer Maßnahmen

Daneben greift der CRO direkt in Abläufe ein: Projekte werden gestoppt, Budgets eingefroren, Teams umgebaut. Wenn nötig, wird Personal abgebaut oder Standorte geschlossen. Ziel ist es, Strukturen und Kosten so anzupassen, dass der laufende Betrieb wieder finanzierbar wird – auch wenn dafür tief in bestehende Abläufe eingegriffen werden muss.

5. Insolvenzvermeidung oder Vorbereitung

In kritischen Fällen steuert der Chief Restructuring Officer auch eine Sanierung im Schutzschirmverfahren oder bereitet die Eigenverwaltung nach § 270 InsO vor. Dabei arbeitet er eng mit Insolvenzexperten und rechtlichen Beratern zusammen.

Warum überhaupt einen Chief Restructuring Officer an Bord holen?

Ein großer Vorteil liegt darin, dass ein unternehmensfremder Experte, der nicht in die Struktur eingebunden ist, ins Boot geholt wird. Dadurch kann ein Chief Restructuring Officer sehr viel freier gegenüber dem Vorstand, der Geschäftsführung und auch den Gesellschaftern auftreten. Denn er bringt keine Altlasten, keine Loyalitäten und keine internen Verstrickungen mit.

Besprechung: Ein Team von Fachleuten diskutiert intensiv am Konferenztisch.
Externe Krisenmanager können Klartext reden

Er kann sagen, was nötig ist, nicht, was politisch opportun wäre. Intern stößt das natürlich oft auf Widerstand. Viele empfinden den Chief Restructuring Officer als „Eindringling“, vor allem langjährige Führungskräfte, die ihre Rolle oder ihren Einfluss schwinden sehen. Damit der CRO trotz dieser Spannungen durchgreifen kann, wird er oft formal in die Geschäftsleitung eingebunden – etwa als Vorstandsmitglied oder Geschäftsführer auf Zeit.

Externe Krisenmanager werden oft auch geholt, wenn das bestehende Management entweder keine Erfahrung mit Unternehmenskrisen hat oder nicht genug Kapazitäten, um sich intensiv mit der Sanierung zu befassen. Denn intern entsteht ein erhöhter Bedarf an Führung und Kommunikation, vor allem bei der Belegschaft. Doch die Geschäftsleitung hat dafür oft nicht genug Kapazität, weil sie stark mit der akuten Problemlösung beschäftigt ist (z. B. Liquidität sichern, Gläubiger verhandeln, operative Eingriffe steuern).
Gleichzeitig verändern sich die Ansprechpartner auf Seiten der Stakeholder (z. B. Banken, Investoren, Berater). Statt der üblichen Kontakte treten oft Krisenexperten auf den Plan, etwa Sanierungsspezialisten oder Restrukturierungsanwälte, die deutlich mehr Informationen einfordern und tiefere Einblicke verlangen als im Normalbetrieb.
Beides zusammen stellt das Unternehmen vor eine zentrale Herausforderung: Krisenkommunikation muss aktiv gesteuert werden, obwohl dafür intern eigentlich kaum Ressourcen vorhanden sind.

Was muss ein Chief Restructuring Officer mitbringen?

CROs kommen in der Regel aus der Betriebswirtschaft oder dem juristischen Bereich – idealerweise mit Führungserfahrung und sicherem Umgang mit insolvenz- und sanierungsrechtlichen Rahmenbedingungen. Häufig stammen sie daher aus der Restrukturierungsberatung, Wirtschaftsprüfung oder dem Bankenbereich. Aber fachliches Know-how allein reicht nicht. Schwierige Entscheidungen wie etwa Entlassungen oder Standortschließungen müssen getroffen oder auch Forderungsverzichte ausgehandelt werden. Oft gegen Widerstände.

Diese Eigenschaften muss ein CRO mindestens mitbringen

Dafür braucht es ausgeprägte soziale Kompetenz, klare Kommunikation und Verhandlungsgeschick, insbesondere in diesen häufig eh schon belasteten Beziehungen. Hinzu kommt ein Umfeld mit hohem Zeitdruck, vielen Interessengegensätzen und gegebenenfalls eine unvollständige Informationslage. Ein guter Chief Restructuring Officer kann hier unterschiedliche Interessen erkennen, Konflikte moderieren und handlungsfähig bleiben.

So werden CROs rekrutiert

Gerät ein Unternehmen wirtschaftlich ins Wanken, braucht es schnelle Entscheidungen. Für das Unternehmen steht die Existenz auf dem Spiel, für Banken und Gesellschafter hohe Summen. Bei der Auswahl des CROs gilt deshalb: Erfahrung zählt und keine Experimente.

Das Problem? Die wachsende Nachfrage trifft auf einen knappen Markt: Immer mehr Unternehmen benötigen Chief Restructuring Officers, insbesondere im Mittelstand. Es gibt aber wenige Kandidaten mit echter Sanierungserfahrung. Hinzu kommt: Viele erfahrene Chief Restructuring Officers sind Ü50 oder älter. Nachwuchs fehlt aber. Auch, weil der Einstieg schwer ist. Unternehmen sind nämlich nur eingeschränkt bereit, neue CRO-Profile zu testen.

Daher dürfte es wenig verwundern, dass CROs in der Regel nicht über klassische Stellenanzeigen oder standardisierte Recruitingprozesse gesucht werden. Ihre Rekrutierung erfolgt diskret und meist über spezialisierte Netzwerke oder Beratungen.

1. Über spezialisierte Personalberatungen (Executive Search)

Der häufigste Weg: Unternehmen beauftragen eine auf Executive Search spezialisierte Beratung mit Erfahrung im Bereich Restrukturierung und Krisenmanagement. Die Berater kennen geeignete Kandidaten oft persönlich oder über gezielte Kontakte, z. B. aus früheren Mandaten, TMA (Turnaround Management Association) oder Interim-Management-Plattformen.

Vorteile: Gezielte Vorauswahl, Vertraulichkeit, Kandidaten mit belastbaren Referenzen.

2. Über Interim-Management-Agenturen

Gerade bei zeitkritischen Einsätzen kommen Chief Restructuring Officers häufig auch über Interim-Provider ins Unternehmen, etwa auf Basis eines Abrufvertrags oder einer projektbezogenen Beauftragung. Diese Anbieter führen oft einen aktiven CRO-Pool mit Managern, die sofort verfügbar sind und bereits mehrfach in Restrukturierungsrollen tätig waren.
Typisch für: Akute Liquiditätskrisen, drohende Insolvenz

3. Auf Empfehlung von Banken, Gläubigern oder Insolvenzberatern

In angespannten Situationen schlagen häufig Hausbanken, Insolvenzverwalter oder M&A-Berater spezifische CROs vor, mit denen sie bereits zusammengearbeitet haben. Insbesondere dann, wenn bereits Sanierungsgutachten vorliegen oder Verhandlungen mit Kreditgebern stocken. Manche Gläubiger machen die Einsetzung des vorgeschlagenen Chief Restructuring Officers sogar zur Voraussetzung weiterer Finanzhilfen.
Vorteil: Vertrauen der Kapitalgeber ist von Beginn an vorhanden.

4. Über das Netzwerk der Geschäftsführung, Gesellschafter oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

In stabileren Fällen oder bei vorausschauend geplanter Restrukturierung greifen Unternehmen gelegentlich auf persönlich bekannte Sanierer zurück, z. B. aus früheren Projekten, Aufsichtsräten oder Beiräten.
Risiko: Weniger objektive Auswahl, mögliche Rollenkonflikte.

Fazit

Je komplexer eine wirtschaftliche oder rechtliche Krise, desto wahrscheinlicher ist der Einsatz eines Chief Restructuring Officers, vor allem, wenn das interne Management personell oder Erfahrungs-bedingt ausgelastet ist. Chief Restructuring Officers können aber weder zaubern noch hexen. Sie sind erfahrene Manager, die kurzfristig und unter Druck Entscheidungen treffen. Sie kennen sich mit Kostensenkung und Liquiditätssicherung aus und bringen Führungskompetenz mit. Der frische Blick von außen, sollte daher immer als Chance gesehen werden.

FAQs

Was ist ein Chief Restructuring Officer und wann wird er eingesetzt?

Ein Chief Restructuring Officer ist ein externer Krisenmanager, der Unternehmen in finanziellen Schieflagen wieder auf Kurs bringt. Früher wurden CROs hauptsächlich in akuten Krisen oder bereits laufenden Insolvenzverfahren hinzugezogen. Heute werden sie oft früher engagiert, um präventiv gegenzusteuern und eine nachhaltige Umstrukturierung zu ermöglichen. Ihr Fokus liegt nicht nur auf kurzfristigen Eingriffen, sondern auch auf der Entwicklung und Umsetzung einer nachhaltigen Restrukturierungsstrategie.

Warum sollte ein Unternehmen einen externen CRO beauftragen und nicht auf interne Kräfte setzen?

Ein externer Krisenmanager bringt den Vorteil, dass er nicht in die Unternehmensstruktur eingebunden ist. Er agiert flexibler gegenüber Vorstand, Geschäftsführung und Gesellschaftern, da er keine Altlasten oder internen Verstrickungen mitbringt. Externe Krisenmanager können Klartext reden und nötige Schritte einleiten, ohne Rücksicht auf interne Politik nehmen zu müssen. Zudem fehlt dem bestehenden Management oft die Erfahrung oder Kapazität für eine intensive Sanierung.

Welche Kernaufgaben hat ein Chief Restructuring Officer?

Die Hauptaufgaben umfassen die Entwicklung einer Restrukturierungsstrategie, die Sicherung der Liquidität und die Kommunikation mit Stakeholdern. Weiterhin gehört die Umsetzung operativer Maßnahmen dazu, wie das Stoppen von Projekten oder Personalabbau. In kritischen Fällen steuert der CRO auch die Insolvenzvermeidung oder deren Vorbereitung, beispielsweise in einem Schutzschirmverfahren.

Welche Qualifikationen und Eigenschaften sind für einen erfolgreichen CRO entscheidend?

CROs kommen in der Regel aus der Betriebswirtschaft oder dem juristischen Bereich, idealerweise mit Führungserfahrung. Fachliches Know-how allein reicht jedoch nicht aus. Wichtige Eigenschaften sind Erfahrung in vergleichbaren Situationen, Referenzfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Kommunikationsstärke. Zudem sind Kompatibilität mit den Entscheidungsträgern und kurzfristige Verfügbarkeit essenziell.

Wie werden Chief Restructuring Officer in der Regel rekrutiert?

Die Rekrutierung von CROs erfolgt diskret und meist über spezialisierte Netzwerke oder Beratungen. Der häufigste Weg ist die Beauftragung einer auf Executive Search spezialisierten Personalberatung. Auch Interim-Management-Agenturen sind eine Option, besonders bei zeitkritischen Einsätzen. Oft schlagen auch Banken, Gläubiger oder Insolvenzberater spezifische CROs vor, mit denen sie bereits zusammengearbeitet haben.

Kostenloses Erstgespräch

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess?

Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeiter-gewinnung beheben.

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess? Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeitergewinnung beheben.

Weitere Beiträge

Sie haben Spitzenpositionen zu besetzen oder benötigen Hilfe, bei der Besetzung von Fach- und Führungskräften?

Wir beraten Sie gerne.