BLog

Fachkräftemangel in Berlin 2025: Ursachen, Zahlen, Handlungsspielräume

Moderne Hochhäuser und belebte Straßenkreuzung in Berlin bei Dämmerung, mit Lichtspuren von Fahrzeugen und Menschen mit Regenschirm.
Die Personaldecke ist dünn, in vielen Branchen zu dünn. In Berlin ist das längst kein branchenspezifisches Problem mehr, sondern ein flächendeckendes. Krankenhäuser, Kitas, Handwerksbetriebe, Bauunternehmen, IT-Dienstleister – sie alle suchen. Und sie finden immer seltener.
Der Fachkräftemangel ist in der Hauptstadt besonders ausgeprägt. Und er ist gekommen, um zu bleiben. Die Lücke wächst – getrieben vom demografischen Wandel, einem schwachen Ausbildungssystem, hohen Lebenshaltungskosten und strukturellen Reibungsverlusten.
Der folgende Artikel zeigt, wo Berlin besonders betroffen ist, wie sich der Mangel auswirkt, und welche Wege es gibt, um gegenzusteuern. Für Unternehmen. Für die Stadt. Für die Menschen, die sie tragen.

Inhalt

  1. Status quo: Wie stark Berlin betroffen ist
  2. Ursachen für den Fachkräftemangel in Berlin
  3. Was die Personallücke für Berlin konkret bedeutet
  4. Was gegen den Fachkräftemangel in Berlin hilft
  5. Fazit
  6. FAQs

Status quo: Wie stark Berlin betroffen ist

Berlin ist besonders stark vom Fachkräftemangel gebeutelt. Das zeigt auch der Hays-Fachkräfte-Index, in dem Berlin Platz 1 bei der Gesamtnachfrage unter den über 400 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands einnimmt.

Hays-Fachkräfte-Index: Top-10 Regionen bei Gesamtnachfrage

Quelle Zahlen: Hays
Grafik: WK Personalberatung

Der Index misst die Nachfrageentwicklung in besonders stark nachgefragten Berufsgruppen. Im Fokus stehen dabei unter anderem IT, Vertrieb und Marketing, Finance, Ingenieurwesen sowie Steuerberatung. Genau diese Bereiche sind es, in den Berliner Unternehmen aktuell eine große Nachfrage haben.

Diese Berufsgruppen werden in Berlin stark nachgefragt

Quelle Zahlen: Hays
Grafik: WK Personalberatung

Auch das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) beschreibt die Lage als angespannt: Die Stellenüberhangsquote liegt bei 22 Prozent. Das heißt, etwa jede fünfte Stelle bleibt rein rechnerisch unbesetzbar, da es keine entsprechend qualifizierten Bewerber auf dem Arbeitsmarkt gibt. In Engpassberufen, etwa in der Pflege, im Bau sowie in technischen Ausbildungsberufen fällt diese Quote noch deutlich höher aus.

Berliner Engpassberufe: Anteil nicht besetzbarer Stellen an allen Vakanzen

Quelle Zahlen: KOFA
Grafik: WK Personalberatung

Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin spricht von einem massiven strukturellen Engpass. Aktuell fehlen laut ihrer Prognose 90.000 Fachkräfte. Bis 2035 könnte sich diese Zahl auf etwa 414.000 erhöhen, was einer Vervierfachung und nahezu 20 Prozent heutigen Berliner Erwerbsbevölkerung in Berling entsprechen würde.

Demgegenüber steht eine voraussichtlich geringere Nachfrage. Allerdings soll diese laut IHK nur um etwa 120.000 Fachkräfte zurückgehen, deutlich weniger stark als das verfügbare Angebot.
Grafische Darstellung: Zwei sich kreuzende, zickzackförmige Pfeile symbolisieren die sich öffnende Schere zwischen Fachkräfteangebot und -nachfrage.
Die Schere zwischen Fachkräfteangebot und -nachfrage geht immer weiter auf
Vor allem in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre wird sich die Lücke vergrößern. Bei den beruflich Qualifizierten soll sie sich zwischen 2026 und 2030 auf 213.000 verdoppeln. Im Jahr 2035 rechnet die IHK mit einem Spitzenwert von 343.000 fehlenden beruflich qualifizierten Fachkräften. Hinzu kommt der Engpass im akademischen Bereich: Jede dritte Stelle, für die ein Studium erforderlich ist, wird demnach 2035 unbesetzt bleiben.

Ursachen für den Fachkräftemangel in Berlin

Der demografische Wandel

Der Renteneintritt der Babyboomer wird das das Arbeitskräfteangebot erheblich reduzieren. Fast jede vierte Fachkraft soll Schätzungen zufolge in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Das betrifft insbesondere techniknahe Berufsfelder und das produzierende Gewerbe. Laut IHK wird das Beschäftigtenalter in Berlin bis 2035 von aktuell 45,8 Jahre auf 48,9 Jahre ansteigen. Bei Akademikern auf 51,3 Jahre.
Ein höheres Durchschnittsalter bedeutet, dass auch in den Jahren nach 2035 (die meisten Prognose gehen aktuell nicht darüber hinaus) ein großer Teil der Belegschaft altersbedingt ausscheiden wird. Der Fachkräftemangel in Berlin wird sich also verstetigen und in einigen Bereichen sogar noch verschärfen.

Der Berliner Ausbildungsmarkt

Die Fachkräftelücke beginnt in Berlin schon im Ausbildungssystem. Und damit ist nicht die oft von der Berliner Politik bemängelte geringe Ausbildungsquote – nur 11 Prozent der Berliner Betriebe bilden aus – gemeint. Die aktuelle Ausbildungsbilanz der IHK Berlin zeigt, dass Berlin im Ausbildungsjahr 2023/24 zwar ein leichtes Plus von 3,2 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnen konnte.

Zugleich berichten allerdings 32 Prozent der ausbildenden Unternehmen, überhaupt keine Bewerbungen erhalten zu haben – fast doppelt so viele wie noch 2017. Insgesamt konnten 48 Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Das Problem sind also definitiv nicht die Ausbildungsplätze bzw. deren Zahl.

Anteil der Berliner Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden konnten

Quelle Zahlen: IHK 2023 und IHK 2024
Grafik: WK Personalberatung

Diese Entwicklung deutet vielmehr auf eine tiefere Ursache: Es fehlt an jungen Menschen, die die schulischen, sprachlichen und sozialen Voraussetzungen für eine Ausbildung mitbringen. Der Fachkräftemangel in Berlin zeigt sich hier nicht als Folge fehlender Angebote, sondern als Folge eines strukturellen Nachwuchsmangels, insbesondere im mittleren Qualifikationssegment. Die hohe Vertragslösungsquote von 18 Prozent (seitens der Auszubildenden) bzw. 10 Prozent (seitens der Betriebe) unterstreicht zusätzlich, dass es häufig an Passung, Vorbereitung oder Begleitung mangelt.

Berlin fehlen Azubis, nicht Ausbildungsplätze

Quelle Zahlen: IHK
Grafik: WK Personalberatung

Will Berlin der Fachkräftelücke nachhaltig begegnen, muss es gelingen, die Ausbildung als integralen Bestandteil der Fachkräftesicherung neu auszurichten: durch bessere Schulvorbereitung, frühzeitige Berufsorientierung, praxisnahe Übergangsangebote und eine gezielte Entlastung der Betriebe bei der pädagogischen Begleitung von Auszubildenden.

Die Wohnungsknappheit in Berlin

Hohe Mieten und gravierender Wohnungsmangel machen Berlin für Fachkräfte von außerhalb nicht gerade attraktiv und sind eine echte Recruiting-Bremse. Die Wohnungsnot erschwert nicht nur die Anwerbung von Fachkräften, sondern führt auch dazu, dass Bewerber häufig trotz Jobzusage abspringen, weil sie keine Wohnung finden. Ohne bezahlbaren Wohnraum verlieren selbst attraktive Arbeitgeber an Anziehungskraft.
Einige Unternehmen reagieren darauf mit der Bereitstellung von Werkswohnungen oder unterstützen aktiv bei der Wohnungssuche. Aber gebraucht wird eine integrierte Strategie seitens der Politik, die Wohnungsbau, Mietregulierung und Fachkräftesicherung miteinander verknüpft, um den Standort Berlin langfristig wettbewerbsfähig zu halten.

Was die Personallücke für Berlin konkret bedeutet

Wer in Berlin heute eine Operation plant, wartet oft länger. Wer sein Kind in die Kita bringen will, findet keinen Platz. Wer bauen möchte, findet kein Personal. Die Lücken im Arbeitsmarkt schlagen inzwischen auf den Alltag durch.

Auch für Unternehmen wird es eng. Viele müssen höhere Löhne zahlen, um ihre Leute zu halten. Besonders schwierig wird das für kleine Betriebe. Die können mit den Angeboten großer Firmen oft nicht mithalten. Wenn sie niemanden finden, bleiben Aufträge liegen. Wachstum wird so unmöglich.

Folgen des Fachkräftemangels in Berlin

Ein weiteres Problem: Der Druck bremst Innovation. Wer keine Leute hat, kann keine neuen Projekte starten. Wer nicht besetzen kann, verschiebt Investitionen. Gerade in Berlin trifft das viele Start-ups, aber auch etablierte Unternehmen mit Forschungs- oder IT-Schwerpunkt.

Was gegen den Fachkräftemangel in Berlin hilft

Es gibt nicht die eine Lösung. Aber es gibt viele Stellschrauben. Einige sind längst bekannt, andere werden immer noch diskutiert. Am Ende geht es darum, Menschen wieder in Arbeit zu bringen oder nach Berlin zu holen.

Zuwanderung spielt dabei eine wichtige Rolle. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll es leichter machen, qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Die Idee ist richtig. In der Praxis hakt es. Die Anerkennung von Berufsabschlüssen dauert oft zu lange. Ämter sind überlastet, Verfahren zu bürokratisch. Wer nach Berlin will, braucht Geduld. Viele geben vorher auf. Es bräuchte mehr Tempo. Und klare Zuständigkeiten.

Auch im Inland gibt es Potenzial. In Berlin brechen jedes Jahr Tausende junge Menschen die Schule ab oder schaffen keinen Einstieg in Ausbildung. Dabei werden gerade in technischen Berufen händeringend Auszubildende gesucht. Es hilft nicht, nur mehr Plätze zu schaffen. Viele Betriebe bekommen überhaupt keine Bewerbungen. Die Frage ist also: Wie machen wir Berufe wieder greifbar? Wie senken wir Hürden für Jugendliche, die bisher durchs Raster fallen?
Eine Gruppe junger, lächelnder Menschen blickt von unten nach oben in die Kamera, im Kreis stehend.
Viele Chancen, wenig Zugang: Tausende junge Menschen in Berlin finden keinen Einstieg in Ausbildung – obwohl dringend gesucht wird.

Weiterbildung wäre ein nächster Hebel. Berlin hat viele Menschen, die in Branchen arbeiten, die sich stark verändern. Oder die ausgefallen sind – infolge von Krankheit oder fehlender Perspektiven. Wer hier gezielt qualifiziert, kann Engpässe lindern. Aber Weiterbildung muss sich lohnen. Sie darf nicht nur ein Angebot auf dem Papier sein. Sie braucht Zeit, Geld und vor allem Verlässlichkeit.

Ein oft übersehener Punkt: Ältere Beschäftigte. In Berlin gehen viele früh in Rente. Nicht unbedingt freiwillig. Der körperliche Verschleiß ist oft hoch, besonders in Pflege, Handwerk oder Logistik. Wer hier länger arbeiten soll, braucht andere Arbeitsbedingungen. Weniger Belastung. Bessere Planung. Und Respekt.

Was Fachkräfte außerdem überzeugt: gute Rahmenbedingungen. Nicht nur beim Gehalt. Es geht um flexible Arbeitszeiten, moderne Ausstattung, klare Entwicklungsperspektiven. In Berlin konkurrieren Arbeitgeber nicht nur mit anderen Firmen. Sie konkurrieren mit dem Alltag. Mit langen Wegen, fehlenden Kitas, zu wenig Wohnraum. Wer Fachkräfte halten will, muss sich um mehr kümmern als nur den Job.

Ein Teil der Lösung liegt auch in der Technik. Digitalisierung kann entlasten, etwa in der Verwaltung oder im Gesundheitswesen. Automatisierung hilft, wenn Aufgaben sich wiederholen oder keine Menschen mehr verfügbar sind. Aber Technik ersetzt nicht alles. Sie braucht Menschen, die sie bedienen, weiterentwickeln, warten. Auch hier fehlen oft genau die Fachkräfte, die man damit entlasten möchte.

Fazit

Berlin braucht eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Der Mangel lässt sich nicht mit einzelnen Maßnahmen beheben. Aber er lässt sich steuern. Wenn man früh genug anfängt. Und wenn man nicht vergisst, dass es am Ende immer um Menschen geht.

FAQs

Wie viele Fachkräfte fehlen aktuell in Berlin?

Die IHK Berlin geht derzeit von rund 90.000 fehlenden Fachkräften aus. Bis 2035 könnte diese Zahl auf über 400.000 steigen. Die Lücke betrifft nahezu alle Qualifikationsniveaus.

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Pflege, Bau, IT und der öffentliche Dienst melden besonders viele unbesetzte Stellen in Berlin. Auch das Hotel- und Gastgewerbe sowie kaufmännische Assistenzfunktionen gehören zu den Engpassbereichen.

Was sind die Hauptursachen für den Fachkräftemangel in Berlin?

Der demografische Wandel senkt das Arbeitskräfteangebot. Gleichzeitig fehlt es an Ausbildungsnachwuchs, bezahlbarem Wohnraum und verlässlichen Zuwanderungsverfahren. Das trifft Berlin besonders hart.

Welche Folgen hat das für Berliner Unternehmen?

Betriebe müssen Aufträge ablehnen oder verschieben. Die Personalkosten steigen, besonders für kleine Berliner Firmen wird das zur Existenzfrage. Gleichzeitig verlieren viele Unternehmen an Innovationsfähigkeit.

Was wird aktuell gegen den Fachkräftemangel in Berlin getan?

Es gibt neue Förderprogramme, Ausbildungsoffensiven und gesetzliche Erleichterungen für Fachkräfte aus dem Ausland. Doch viele Maßnahmen greifen zu langsam oder gehen an der betrieblichen Praxis vorbei.

Kostenloses Erstgespräch

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess?

Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeiter-gewinnung beheben.

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess? Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeitergewinnung beheben.

Weitere Beiträge

Sie haben Spitzenpositionen zu besetzen oder benötigen Hilfe, bei der Besetzung von Fach- und Führungskräften?

Wir beraten Sie gerne.