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Sondervermögen in Gefahr: Die tickende Fachkräfte-Zeitbombe bei Ingenieuren

Ingenieurin in weißer Schutzausrüstung plant Bauprojekt mit Präzision und Technologie
Während Deutschland sich rühmt, eine Hochburg technologischer Innovation zu sein, bahnt sich eine stille Krise an: der massive Fachkräftemangel bei Ingenieuren. Fast 130.000 offene Stellen und eine sich abzeichnende Pensionierungswelle bedrohen die Innovationskraft des Landes. Wie können wir die Fachkräftelücke in Ingenieurberufen nachhaltig bewältigen?

Inhalt

  1. Bei Ingenieuren weiterhin hohe Fachkräftelücke
  2. Gefährdet der Fachkräftemangel die Umsetzung des geplanten Infrastrukturpakets?
  3. Das fordert der Verein Deutscher Ingenieure
  4. Personalberatung als strategischer Lösungsansatz
  5. Fazit
  6. FAQs

Bei Ingenieuren weiterhin hohe Fachkräftelücke

Der Abschwung der deutschen Konjunktur in den letzten zwei Jahren macht sich laut Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure und Informatikberufe bemerkbar. So sind die offenen Stellen in diesen Bereichen Ende 2024 um über 20 Prozent gesunken. Dennoch besteht weiterhin hoher Fachkräftemangel. Das ist zum einen daran zu erkennen, dass die Gesamtzahl der offenen Stellen mit fast 130.000 immer noch sehr hoch ist. Zum anderen sind die offenen Stellen vorrangig im IT-Bereich zurückgegangen. Bei Ingenieurberufen – insbesondere in der Metallverarbeitung – bleiben die Zahlen weiterhin sehr hoch.

Trotz Konjunkturflaute immer noch hoher Bedarf an Ingenieuren

Quelle: VDI

Das spiegelt sich auch im Verhältnis zwischen Arbeitslosenzahl und offenen Stellen wider – der sogenannten Engpasskennziffer. Diese ist für Ingenieurberufe im Bereich Energie- und Elektrotechnik (442 offene Stellen je 100 Arbeitslose), in den Bereichen Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architektur (381) sowie in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (290) besonders hoch. Stark betroffen sind zudem einzelne Bundesländer: So gibt es in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern und Sachsen besonders große Engpässe bei Ingenieuren in der Energie- und Elektrotechnik.

Diese Ingenieure sind in den Bundesländern besonders gefragt

Quelle Zahlen: VDI
Grafik: WK Personalberatung

Konjunkturbedingt ist davon auszugehen, dass diese Engpässe in den nächsten Monaten leicht zurückgehen. Mittel- bis langfristig ist ohne weitere Maßnahmen zur Fachkräftesicherung allerdings von einem erneuten Anstieg und einer Verstetigung der Lücke bei Ingenieuren auszugehen. Denn bis 2035 könnten laut Institut der deutschen Wirtschaft bis zu 340.000 Beschäftigte in akademischen MINT-Berufen altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden.

Erwerbstätigenquoten nach Alter und Anforderungsniveau (in Prozent)

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Damit bleiben die demografische Entwicklung und der mit ihr verbundene Fachkräftemangel eine Gefahr für Deutschlands eh schon angeschlagene Innovationskraft. Und weiterhin ein drängendes Problem für deutsche Unternehmen, die deutlich stärker betroffen sind als Mitbewerbernationen. Dieser ist zwar weltweit auf einem hohen Stand, hat sich aber speziell in Deutschland in den letzten zehn Jahren verdoppelt.

Deutschland im internationalen Vergleich besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen

Quelle Zahlen: VDI
Grafik: WK Personalberatung

Gefährdet der Fachkräftemangel die Umsetzung des geplanten Infrastrukturpakets?

Schon heute gibt es also in so gut wie allen Ingenieurberufen große Lücken, die weiter anwachsen werden – trotz der aktuellen Verschnaufpause durch die Konjunktur. Dies wird auch Auswirkungen haben auf die Umsetzung von Infrastrukturprojekten, die durch das neue 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen angeschoben werden sollen. So sagt VDI-Direktor Adrian Willig, dass für die Umsetzung von zusätzlichen Infrastrukturprojekten „mehr Ingenieurskapazitäten“ gebraucht würden. Andernfalls könne das geplante Sondervermögen „nicht sinnvoll ausgegeben werden“.

Das fordert der Verein Deutscher Ingenieure

Zur Schaffung dieses „Mehr“ an Ingenieurskapazitäten fordert der VDI Investitionen in die technische Bildung von Kindern und Jugendlichen: eine bessere digitale Ausstattung von Schulen, mehr Anreize für die Ingenieursausbildung und eine gezielte Förderung von an Technik interessierten Schülern und Schülerinnen – beispielsweise durch einen verbindlichen Technikunterricht in allen Bundesländern. Diese Investitionen könnten laut Willig über den 100 Milliarden Anteil der Länder am Sondervermögen gestemmt werden.

Innovativer Technikunterricht mit Virtual Reality und Robotik für Schüler und Schülerinnen
Technikunterricht – Schüler und Schülerinnen früh als zukünftige Ingenieure gewinnen
Auch der Anteil weiblicher Fach- und Führungskräfte in den Ingenieurberufen solle durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhöht werden. Hierzu befürwortet Willig beispielsweise den parallelen Aufbau einer Betreuungsinfrastruktur. Zudem werde ein Maßnahmenbündel benötigt, dass den Anteil der ausländischen Studierenden in technischen Studiengängen, die nach ihrem Abschluss in Deutschland bleiben (aktuell 30 Prozent) erheblich erhöht.

Frauenanteil bleibt bei Ingenieuren vergleichsweise niedrig

Quelle Zahlen: BMFSFJ
Grafik: WK Personalberatung

Die dritte Säule fußt auf gezielten Maßnahmen und Erwerbsanreizen für ältere Fachkräfte, die die Beschäftigung bis 2032 um 37.600 und bis 2037 um 58.400 Personen könnte. Zu diesen gehören insbesondere:

  • Ermöglichung eines flexibleren Übergangs in den Ruhestand: Viele Fachkräfte sind bereit länger zu arbeiten – sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Flexible Übergangs- und Rentenregelungen sowie attraktive Teilzeitmodelle können Unternehmen dabei unterstützen, Wissen und Erfahrung länger im Personalbestand zu halten.
  • Attraktive Arbeitsbedingungen für ältere Ingenieure und Ingenieurinnen: Individuell anpassbare Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und gezielte Weiterbildungen – beispielsweise in digitalen und KI-Kompetenzen wie maschinelles Lernen und Programmierung – machen den Beruf auch im fortgeschrittenen Alter attraktiv. Hier können Unternehmen anknüpfen und beispielweise Ansätze wie Job-Sharing prüfen.
  • Wissenstransfer an jüngere Beschäftigte: Mit strukturierten Mentoring-Programmen können Unternehmen Wissen nicht nur länger halten, sondern auch gezielt ihren Nachwuchs fördern.

Im Prinzip werden hier keine Räder erfunden. Das sind so ziemlich genau die Szenarien, die von verschiedenen Instituten und Verbänden wie beispielweise dem IW Köln oder auch Bitkom zur Fachkräftesicherung angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland durchgerechnet werden. Dabei wird geschaut, wie groß die Lücke ist, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden (Basisszenario) und anschließend berechnet, was passiert, wenn noch „freie“ Potenziale wie beispielsweise ältere Arbeitnehmer, Frauen, Quereinsteiger und ausländische Fachkräfte durch gezielte Förderung „angezapft“ werden.

Letztendlich zeigen alle Berechnungen eines ziemlich deutlich: Unterm Strich wird auch die Aktivierung dieser Potenziale wahrscheinlich nicht ausreichen, um branchenübergreifend das Problem Fachkräftemangel zu lösen.

Personalberatung als strategischer Lösungsansatz

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Fazit

Der Fachkräftemangel bleibt in Deutschland eine Hürde für die Umsetzung wichtiger Infrastruktur- und Transformationsprojekte. Aktuell gibt es fast 130.000 offene Ingenieursstellen, wobei gerade die für die Energiewende wichtigen Bereiche wie Energie- und Elektrotechnik besonders stark betroffen sind. Bis 2035 könnten bis zu 340.000 MINT-Fachkräfte altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden.
Ohne gezielte und schnelle Maßnahmen droht Deutschland nicht nur ein weiterer Rückgang seiner Innovationskraft, sondern auch eine Gefährdung wichtiger Infrastruktur- und Zukunftsprojekte.

FAQs

Wie stark ist der Fachkräftemangel bei Ingenieuren?

Der Fachkräftemangel in Ingenieurs- und IT-Berufen hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Ende 2024 gab es fast 130.000 offene Stellen in diesen Bereichen, wobei die Zahlen im IT-Bereich gesunken, in Ingenieurberufen jedoch weiterhin hoch sind.

Welche Ingenieurberufe sind am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen?

Die größten Engpässe bestehen in den Bereichen Energie- und Elektrotechnik mit 442 offenen Stellen je 100 Arbeitslose, gefolgt von Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architektur mit 381 offenen Stellen. Besonders kritisch sind die Lücken in den Regionen Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern und Sachsen.

Welche Maßnahmen können den Fachkräftemangel bei Ingenieuren langfristig reduzieren?

Der VDI empfiehlt Investitionen in technische Bildung, bessere Schulausstattung und Anreize für die Ingenieursausbildung. Weitere Strategien umfassen die Förderung von Frauen in technischen Berufen, Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gezielte Maßnahmen zur Bindung älterer Fachkräfte.

Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf Infrastrukturprojekte aus?

Der Fachkräftemangel könnte die Umsetzung des 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpakets gefährden. VDI-Direktor Adrian Willig warnt, dass ohne ausreichende Ingenieurskapazitäten das Sondervermögen nicht sinnvoll ausgegeben werden kann.

Welche Potenziale gibt es zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Ingenieurberufen?

Große Potenziale liegen in der Aktivierung bisher unterrepräsentierter Gruppen wie Frauen, Quereinsteiger und ausländischer Fachkräfte. Konkret könnte die Erhöhung des Anteils ausländischer Studierender, die nach dem Abschluss in Deutschland bleiben, von derzeit 30 Prozent sowie gezielte Anreize für ältere Arbeitnehmer den Fachkräftemangel abmildern.

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