BLog

Technische und baunahe Projektleiter: Was Sie beim Recruiting beachten müssen

Freundlicher Projektleiter mit Helm und Smartphone am Schreibtisch im Büro.

Technische Projektleiter steuern Bau- und Infrastruktur- und Anlagenprojekte über alle Phasen: vom ersten Konzept bis zur Übergabe. Sie verantworten Abläufe, Budgets und Termine. In der Praxis kommen sie aus dem Bauwesen, der TGA, dem Maschinenbau oder der Energieversorgung. Für eine Projektleitung ist nicht zwingend ein akademischer Abschluss erforderlich. Wichtiger ist häufig eine nachgewiesene Praxiserfahrung in vergleichbaren Projekten.

Technische und baunahe Projektleiter gehören zu den Engpassprofilen. Die folgenden Punkte helfen Ihnen, typische Stolperfallen bei der Besetzung technischer Projektleiter zu vermeiden und nachhaltige Beziehungen aufzubauen.

Inhalt

  1. 1.Technische Projektleitung ist nicht gleich technische Projektleitung
  2. 2.Anforderungen priorisieren, statt Wunschlisten aufzustellen
  3. 3.Projektverhalten bewerten, nicht nur Lebensläufe
  4. 4.Fachlich stark, aber passend zum Team?
  5. 5.Rahmenbedingungen ehrlich kommunizieren
  6. 6. Alternative Wege zur Besetzung, wenn der Markt eng ist
  7. Fazit
  8. FAQs

1. Technische Projektleitung ist nicht gleich technische Projektleitung

Im technischen und baunahen Bereich kann Projektleitung alles Mögliche heißen: von der baubegleitenden Steuerung eines Netzanschlusses über die Umsetzung einer Quartierslösung im Wärmebereich bis hin zur vollständigen Ergebnisverantwortung für Investitionsprojekte im zweistelligen Millionenbereich. Hier werden bereits zwei Dimensionen deutlich, die sich auch im Anforderungsprofil widerspiegeln sollten:
  1. Größe und Investitionsvolumen: Handelt es sich um ein standardisiertes Erneuerungsvorhaben oder um ein Großprojekt mit hoher politischer Sichtbarkeit und mehrjähriger Laufzeit?
  2. Tiefe der Verantwortung: Besteht echte Steuerungsvollmacht im Hinblick auf Kosten, Termine und Qualität oder wird lediglich eine koordinierende Rolle ohne Entscheidungsbefugnis vergeben?
Unsere Erfahrung zeigt: Viele Besetzungen scheitern an einer unklaren Rollenzuordnung zwischen Fachverantwortung, Projektmanagement und Linienführung.

2. Anforderungen priorisieren, statt Wunschlisten aufzustellen

Viele Stellenprofile enthalten eine Anreihung von Muss-Kriterien, die in der Realität selten in einer Person vereint sind. Typischer Fall: Erfahrung in der Projektleitung von Bauvorhaben, Kenntnisse der HOAI, Umgang mit kommunalen Gremien, IT-Systeme, VOB-Kenntnisse und dazu Führungserfahrung und Kommunikationsstärke.
Unser Rat: Drehen Sie den Spieß um und reden Sie zuerst über das Projekt.
  • Was genau soll realisiert werden?
  • Welche Zwänge gibt es (Genehmigungen, Termine, interne Schnittstellen)?
  • Wie viel Steuerungsspielraum hat die Projektleitung wirklich?
Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, können Sie sich daran machen, Ihr Anforderungsprofil so zu schärfen, dass Sie potenzielle Top-Kandidaten nicht schon mit Ihrer Stellenanzeige ausschließen:
  • Was ist unverzichtbar (z. B. VDE-Kenntnisse, HOAI- und DIN 276-Erfahrung)?
  • Was ist wünschenswert, aber im Onboarding erlernbar?
  • Was ist ein Nice-to-have, das Sie streichen können?

Diese Priorisierung hilft Ihnen nicht nur im Suchprozess, sondern auch in der Kommunikation gegenüber Ihren Kandidaten. Denn die reagieren zum Teil sensibel auf überzogene Anforderungen. Und genau das können Sie sich bei Engpassberufen nicht leisten.

Technische und baunahe Projektleiter sind auf dem offenen Arbeitsmarkt einfach schwer zu finden. Das hat konkrete Gründe: Kandidaten mit relevanter Branchenerfahrung – sei es aus dem Netzbau, der TGA, dem Anlagenbau oder komplexen Sanierungsvorhaben – sind mehrheitlich in laufende Projekte gebunden.

Unsere Erfahrung zeigt zudem: Die besten Projektleiter verfügen eher selten über ein vollständig akademisch geprägtes Profil. Stattdessen finden sich hier viele praxisorientierte Fachkräfte mit Weiterbildungshintergrund bzw. Zertifizierungen im Projektmanagement (u.a. nach Prince2, IPMA oder PMI): Meister, Techniker oder Ingenieure mit Projekt- oder Bauleitererfahrung, die sich ihre Qualifikation über Jahre auf Baustellen erarbeitet haben. Wer seine Suche auf „akademische Projektmanager“ beschränkt, schränkt seinen potenziellen Kandidatenpool also unnötig ein.

3. Projektverhalten bewerten, nicht nur Lebensläufe

Ob ein Kandidat geeignet ist, zeigt sich nicht nur am Lebenslauf. Sie müssen auch herausfinden, wie er in bestimmten Situationen, im Umgang mit konkreten Projektsituationen handelt. Besonders hilfreich sind strukturierte Interviews, die auf typische Problemszenarien aus dem Arbeitsalltag abzielen. Dabei steht nicht das „richtige“ Ergebnis im Vordergrund, sondern die Denkrichtung, Entscheidungsfähigkeit und Priorisierungslogik:
  • Wie wurde mit Planungsrückständen umgegangen?
  • Welche Rolle spielte die Person bei der Steuerung externer Fachplaner?
  • Was geschah, wenn Terminpläne nicht hielten – und Nachträge drohten?

4. Fachlich stark, aber passend zum Team?

Projektleitung ist Teamarbeit. Die besten Fachleute scheitern, wenn sie nicht in Ihre Organisation passen.
Tipp: Fragen Sie sich bei jedem Profil:
  • Passt die Person zu unserer Art zu steuern?
  • Kann sie mit internen Fachabteilungen arbeiten?
  • Kommt sie mit wechselnden Ansprechpartnern zurecht (z. B. bei kommunalen Auftraggebern)?

5. Rahmenbedingungen ehrlich kommunizieren

Viele Projektleitungsstellen sind organisatorisch nicht klar geregelt: unklare Kompetenzen, fehlende Gremienabstimmungen, unklare Mandate.
Unser Rat: Seien Sie ehrlich! Benennen Sie, was funktioniert, und was nicht. Kandidaten akzeptieren operative Herausforderungen in aller Regel, wenn sie wissen, worauf sie sich einlassen.

Typische Fehler bei der Besetzung technischer Projektleiter

6. Alternative Wege zur Besetzung, wenn der Markt eng ist

Aufgrund des engen Marktes lohnt es sich, Recruiting-Strategien breiter und auch langfristiger zu denken, vor allem wenn passende Profile kurzfristig nicht verfügbar sind. Wir sehen insbesondere drei Wege, die Ihnen weiterhelfen können:

Direktansprache

Active Sourcing gelingt nur, wenn sie branchenspezifisch, fachlich korrekt und individuell erfolgt. Das bedeutet: Kein Copy&Paste aus Standardinseraten, sondern konkrete Anknüpfungspunkte suchen. Zum Beispiel zu Projekten, Bauverfahren, Vertragskonstellationen. Eine gute Direktansprache geht beispielweise auf das Projekt ein, nicht das Unternehmen.

Interner Aufbau von Projektleitungskompetenz

Viele Stadtwerke, Netzbetreiber oder Dienstleister verfügen über erfahrene Techniker, die fachlich stark sind, aber bislang keine Projektverantwortung übernommen haben. Mit gezielter Förderung über Mentoring, Budgetverantwortung im Teilprojekt und Weiterbildungen lassen sich aus dieser Gruppe verlässliche Projektleiter entwickeln.
Entscheidend ist, dass die Sie dafür ein verbindliches Entwicklungsmodell anbieten und nicht auf situative Überforderung durch Ad-hoc-Beförderung setzt.

Externe Interimslösungen gezielt nutzen

Gerade bei Engpässen oder für definierte Maßnahmen können externe Projektleiter kurzfristig für Entlastung sorgen. Auch wenn dies keine Dauerlösung ist, sichert es operative Handlungsfähigkeit und verschafft Ihnen Zeit für eine nachhaltige Besetzung.

Fazit

Wer Projektleiter auf einem knappen Arbeitsmarkt gewinnen will, sollte sich zuerst mit dem Projekt auseinandersetzen – nicht mit dem Wunschprofil. Entscheidend ist, welche Verantwortung konkret übertragen wird, was zwingend gebraucht wird und wo Entwicklung möglich ist. Zertifikate, Methodenwissen und Branchenerfahrung sind wichtig – aber nicht alles gleich wichtig. Je klarer priorisiert wird, desto höher die Chance, dass die Besetzung auch in der Praxis funktioniert.

FAQs

Welche Qualifikationen sind für technische und baunahe Projektleiter erforderlich?

In der Regel wird ein abgeschlossenes Studium im Ingenieurwesen, der Wirtschaftswissenschaften oder Informatik erwartet. Zusätzlich sind Projektmanagement-Zertifikate wie PMP, PRINCE2 oder IPMA von Vorteil. Praktische Erfahrung in der Leitung technischer Projekte ist häufig entscheidender als formale Abschlüsse.

Wie hoch ist das durchschnittliche Gehalt eines technischen Projektleiters in Deutschland?

Das Gehalt variiert je nach Branche, Unternehmensgröße und Region. Laut Glassdoor beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt eines Projektleiters in Deutschland etwa 70.000 Euro, mit einer Spanne von 60.000 Euro bis 90.000 Euro.

Welche Soft Skills sind für technische Projektleiter besonders wichtig?

Neben technischem Fachwissen sind Fähigkeiten wie Kommunikation, Teamführung, Problemlösungskompetenz und Entscheidungsfähigkeit entscheidend. Diese Soft Skills sind oft ausschlaggebend für den Projekterfolg.

Welche Interviewfragen helfen bei der Auswahl technischer Projektleiter?

Effektive Interviewfragen sollten sowohl technische Kenntnisse als auch Führungsqualitäten und Problemlösungsfähigkeiten abdecken. Beispiele sind: „Wie gehen Sie mit Projektverzögerungen um?“ oder „Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie ein Team durch eine Krise geführt haben.“

Wie finde ich geeignete Kandidaten für technische Projektleiterpositionen?

Eine Kombination aus gezielter Stellenausschreibung, Nutzung von Fachnetzwerken und Zusammenarbeit mit spezialisierten Personalberatungen ist effektiv. Wichtig ist, ein realistisches Anforderungsprofil zu erstellen und den Auswahlprozess strukturiert zu gestalten.

Kostenloses Erstgespräch

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess?

Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeiter-gewinnung beheben.

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess? Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeitergewinnung beheben.

Weitere Beiträge

Sie haben Spitzenpositionen zu besetzen oder benötigen Hilfe, bei der Besetzung von Fach- und Führungskräften?

Wir beraten Sie gerne.