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EMSR-Techniker finden: Aufgaben, Branchenanforderungen und Gehaltsniveau im Überblick

Foto: Eine EMSR-Technikerin in Arbeitskleidung und Helm bei der Arbeit an einem technischen Gerät.
Der Fachkräftemangel bei EMSR-Technikern ist ausgeprägt und wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Wesentliche Gründe sind der demografische Wandel, die steigende Komplexität technischer Anlagen durch Digitalisierung und Energiewende sowie zu wenige Nachwuchskräfte. Neue Kräfte zu finden, ist schwer. Viele Stellen bleiben monatelang unbesetzt. Für Unternehmen heißt das: realistisch rekrutieren, gezielt suchen und mit klarem Profil auftreten. Der Text zeigt, worauf es dabei ankommt und was bei Aufgaben, Anforderungen, Gehalt und Recruiting zählt.

Inhalt

  1. Berufsbild und Kernaufgaben
  2. Typische Einsatzbereiche
  3. Qualifikationen und Anforderungen
  4. Was kosten gute EMSR-Techniker?
  5. Rekrutierung von EMSR-Technikern
  6. Fazit
  7. FAQs

Berufsbild und Kernaufgaben

EMSR-Techniker (Elektro-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik) kümmern sich um den Betrieb, die Instandhaltung und Weiterentwicklung automatisierter Anlagen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der elektrotechnischen Betreuung von Sensorik, Aktorik, Steuerungssystemen und Sicherheitsfunktionen, wobei dies je nach Branche in sehr unterschiedlichen Kontexten erfolgt.

Typische Aufgaben eines EMSR-Technikers

Typische Einsatzbereiche

In nahezu allen Industriebereichen sind EMSR-Techniker anzutreffen. Besonders häufig werden sie in folgenden Sektoren eingesetzt:
  • Chemie- und Pharmaindustrie
  • Kraftwerke, Müllverbrennungsanlagen
  • Wasser- und Abwasserwirtschaft
  • Öl- und Gasindustrie
  • Lebensmittel- oder Papierindustrie
  • Technische Gebäudeausrüstung großer Industrieanlagen

Qualifikationen und Anforderungen

Grundlage ist fast immer eine abgeschlossene Berufsausbildung im elektrotechnischen Bereich – z. B. als Elektroniker für Automatisierungstechnik, Betriebstechnik oder Mechatronik. Häufig kommt eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker hinzu. Wichtige Kompetenzen sind:
  1. Erfahrung mit Steuerungs- und Regelungstechnik
  2. Kenntnisse im Umgang mit SPS- und PLS-Systemen
  3. Verständnis für sicherheitstechnische Anforderungen (z. B. ATEX, SIL)
  4. je nach Branche Bereitschaft zu Schichtarbeit, Außendienst oder Rufbereitschaft
  5. Fähigkeit zum präzisen, dokumentierten Arbeiten
Je nach Branche und Einsatzgebiet ergeben sich zusätzlich unterschiedliche Anforderungen und Aufgabenschwerpunkte:

Chemie- und Pharmaindustrie

Schwerpunkte: Ex-Schutz (ATEX), funktionale Sicherheit (SIL), GMP-gerechte Dokumentation

Techniker arbeiten häufig in Ex-Zonen und müssen neben elektrotechnischem Know-how auch regulatorische Anforderungen beherrschen. Erfahrung mit Prozessleitsystemen wie PCS7 oder DeltaV ist immer von Vorteil.

Energieerzeugung und Kraftwerkssektor

Schwerpunkte: Anlagenverfügbarkeit, Leittechnik, Hochspannungsumfeld

Hier sorgen EMSR-Techniker für einen stabilen Betrieb von Turbinen, Kesseln oder Rauchgasreinigungen. Kenntnisse in Systemen wie Siemens T3000 oder ABB-Leittechnik sind gefragt. Schichtbereitschaft wird fast immer vorausgesetzt.

Wasser- und Abwasserwirtschaft

Schwerpunkte: Dezentraler Anlagenbetrieb, Fernwirktechnik, Eigenverantwortung

In der Wasser- und Abwasserwirtschaft betreuen die Techniker in aller Regel Pumpstationen, UV-Anlagen oder Klärwerkssteuerungen, oft im Außendienst und in Rufbereitschaft. Gefordert wird Erfahrung mit SCADA-Systemen sowie eine selbstständige Arbeitsweise.

Öl- und Gasindustrie / Petrochemie

Schwerpunkte: Sicherheitstechnik (SIL 2–3), Ex-Zonen, Systemintegration

Hier sind ATEX-Zertifizierungen und Erfahrung mit Safety Instrumented Systems (SIS) oft Voraussetzung. Wer Offshore eingesetzt wird, braucht zusätzlich spezielle Sicherheitszertifikate (z. B. GWO).

Lebensmittel- und Papierindustrie

Schwerpunkte: Automatisierung, Hygienestandards, Prozessoptimierung

Techniker müssen beispielsweise bei Taktzeitabweichungen oder Maschinenstillständen schnell reagieren können. Gängige Steuerungen: Siemens S7, Beckhoff, B\&R. Kenntnisse in HACCP oder IFS sind vorteilhaft.

Technische Gebäudeausrüstung (TGA)

Schwerpunkte: Steuerung von Lüftung, Klima, Energieverteilung und Sicherheitssystemen
In der TGA geht es nicht um Produktionsanlagen, sondern um die Sicherstellung technischer Infrastruktur in Industriegebäuden. Erfahrung mit Gebäudeleittechnik (z. B. Desigo, WAGO) wird in der Regel gefordert.

Was kosten gute EMSR-Techniker?

Wer EMSR-Techniker sucht, sollte die Gehaltsspanne realistisch einschätzen. Die meisten Betriebe bewegen sich zwischen 50.000 und 60.000 Euro brutto im Jahr. Wer Tarif zahlt oder in sicherheitskritischen Branchen unterwegs ist, liegt oft drüber.
In München starten viele mit 45.000 Euro. Gute und erfahrene Kandidaten wollen dort aber eher 60.000 Euro oder mehr – wegen Wohnkosten, Schichtarbeit und Spezialisierung. In Stuttgart sind 60.000 bis 70.000 Euro für erfahrene Techniker normal, gerade in der Automatisierung oder im Kraftwerksumfeld. Berlin liegt leicht darunter, zeigt aber auch eine recht große Spannbreite: je nach Branche und Qualifikation zwischen 54.000 und 66.000 Euro.

Gehalt von EMSR-Technikern in den wichtigsten Ballungszentren

Quelle Zahlen: StepStone
Grafik: WK Personalberatung

Wichtig: Technikdetails, Schichtsystem und Standorte wirken sich stark auf die Gehaltserwartung aus. Je klarer Sie das in der Anzeige benennen, desto besser passen die Bewerbungen. Transparente Spannen sparen Rückfragen und sortieren unrealistische Erwartungen frühzeitig aus.

Rekrutierung von EMSR-Technikern

EMSR-Techniker sind in vielen Branchen und insbesondere im industriellen Mittelstand schwer zu besetzen, weil das Berufsbild stark spezialisiert ist. Die Profile sind technisch anspruchsvoll, das Bewerberfeld ist überschaubar, und der Wettbewerb um erfahrene Fachkräfte hoch. Je nach Branche und Standort greifen Unternehmen auf unterschiedliche Wege zurück. Hier ein Überblick über gängige und wirksame Rekrutierungsstrategien:

1. Direktansprache / Active Sourcing

Viele EMSR-Fachkräfte sind nicht aktiv auf Jobsuche, lassen sich aber gezielt ansprechen – etwa über Xing, LinkedIn oder branchenspezifische Plattformen wie elektrojobs.de.
Beispiel: Ein Chemieunternehmen suchte acht Monate lang einen EMSR-Techniker für Ex-Bereiche. Drei Stellenanzeigen brachten nur zwei unbrauchbare Bewerbungen. Die HR-Managerin durchsuchte systematisch Xing-Profile. Suchfilter: „ATEX“, „Ex-Schutz“, „Prozessleittechnik“, Umkreis 50 km.
Von zwölf angeschriebenen Kandidaten antworteten vier. Zwei sagten direkt ab. Eine führte drei Gespräche, entschied sich dann doch für den alten Arbeitgeber. Der vierte Kandidat sagte zu, aber erst nach fünf Monaten.
Learnings: Mindestens 15 bis 20 Kontakte einplanen. Technische Details in die erste Nachricht. Nicht alle antworten, nicht alle wechseln. Die Methode funktioniert gut, dauert aber.

2. Empfehlungsprogramme und interne Netzwerke

Techniker kennen andere Techniker. Aus früheren Projekten oder über Lieferanten. Empfehlungsprogramme mit Prämien oder systematischer Nachverfolgung funktionieren in dieser Zielgruppe gut, sodass ein persönlicher Kontakt langwierige Bewerbungsverfahren ersetzen kann.
Beispiel: Eine Müllverbrennungsanlage führte in 2019 Empfehlungsprämien ein: 1.000 Euro bei erfolgreicher Vermittlung. Erstes Jahr: null Empfehlungen. Das Problem: Niemand wusste davon, da das Programm unzureichend kommuniziert wurde.
Im Jahr darauf wurde das System neu aufgesetzt. Jeden Monat erfolgte eine Erinnerung in der Teambesprechung. Zudem wurde die Prämie auf 1.500 Euro erhöht. Eine erste Empfehlung kam nach vier Monaten: Ein ehemaliger Kollege aus einem Kraftwerk. Der war allerdings schon in Rente.
Zweite Empfehlung nach weiteren drei Monaten: Ein Techniker aus dem Nachbarbetrieb. Drei Gespräche, dann Absage wegen Schichtmodell. Schließlich ging Ende 2020 eine dritte Empfehlung ein: Erfolg. Techniker aus der Abfallwirtschaft wechselte nach vier Monaten Überlegung.
Learnings: System muss bekannt sein. Es braucht Geduld, da nicht jede Empfehlung passt.

3. Zielgruppengerechte Stellenanzeigen

Techniker suchen nicht auf „hippen“ Plattformen, sondern in funktionalen Jobbörsen (StepStone, Jobware Technik, Jobvector etc.). Wichtig: Klare Informationen, technische Inhalte, keine Werbesprache. Entscheidend ist, dass die Anzeige die Realität im Betrieb abbildet – inklusive Schichtmodell, Technikstack und Einsatzgebiet.

Beispiel: Ein Lebensmittelhersteller testete verschiedene Anzeigenformate. Erste Anzeige: Marketing-Text mit generischen Textbausteinen wie „dynamisches Umfeld“, „attraktive Herausforderung“. Ergebnis: eine Bewerbung in vier Wochen.

Neue Anzeige: Konkrete Technik genannt (Siemens S7-1500, Beckhoff-Steuerungen). Schichtmodell erklärt (4-Tage-Woche, Früh-Spät-Nacht). Gehaltsspanne genannt (45.000-55.000 Euro). Ansprechpartner: direkter Vorgesetzter, nicht HR. Ergebnis: acht Bewerbungen in drei Wochen. Fünf Gespräche geführt. Zwei Zusagen erhalten. Problem: Kandidaten hatten teilweise unrealistische Vorstellungen vom Schichtdienst.
Learnings: Ehrlichkeit zahlt sich aus. Technik-Details ziehen die richtigen Leute an. Aber: Klare Erwartungen kommunizieren.

4. Auf Technikberufe spezialisierte Personalberatungen

Gerade bei schwer besetzbaren Rollen in der Chemie-, Energie- oder Versorgungswirtschaft arbeiten viele Mittelständler mit spezialisierten Personalberatungen zusammen. Denn die Berater kennen die branchenspezifischen Anforderungen und erreichen auch passive Kandidaten. In vielen Fällen schneller als die Unternehmen selbst mit Ihren Recruiting-Maßnahmen.
Beispiel: Ein Pharmaunternehmen suchte eine EMSR-Fachkraft für GMP-Umfeld. Sechs Monate eigene Suche war erfolglos. Personalberatung beauftragt, Honorar 25.000 Euro.
Erste Kandidatenliste nach drei Wochen: fünf Profile. Drei Absagen vor dem ersten Gespräch. Zwei Gespräche geführt. Einer zu teuer, einer passte nicht kulturell. Die Personalberatung startete einen zweiten Suchlauf. Ergebnis: vier neue Profile. Diesmal zwei passende Kandidaten. Einer wechselte nach acht Wochen Bedenkzeit.
Gesamtdauer der Zusammenarbeit: vier Monate. Kosten: 25.000 Euro plus interne Aufwände für Gespräche. Aber: Kandidat war nie auf dem Markt sichtbar.
Learnings: Teuer, aber Zugang zu passiven Kandidaten. Mehrere Runden einplanen. Nicht alle Profile passen.

Fazit

EMSR-Techniker arbeiten unter technischen, sicherheitsrelevanten und oft organisatorisch anspruchsvollen Bedingungen. Was sie im Alltag leisten, hängt stark von Branche, Standort und Anlagentyp ab. Wer beim Recruiting nicht differenziert, sucht ins Leere. Ein generisches Anforderungsprofil reicht nicht aus. Entscheidend ist, das Profil exakt auf den tatsächlichen Einsatz auszurichten – fachlich, organisatorisch und im Hinblick auf die Rahmenbedingungen. Das spart Zeit, reduziert Fehlbesetzungen und erhöht die Trefferquote deutlich.

FAQs

Was macht ein EMSR-Techniker genau?

EMSR-Techniker betreuen elektrische Mess-, Steuer- und Regelanlagen. Sie installieren, prüfen, warten und beheben Störungen. Je nach Branche liegt der Schwerpunkt anders: mal auf Sicherheitstechnik, mal auf Automatisierung oder Anlagenverfügbarkeit.

Welche Ausbildung braucht man als EMSR-Techniker?

Grundlage ist eine elektrotechnische Ausbildung, z. B. als Elektroniker für Automatisierungstechnik oder Mechatroniker. Häufig kommt eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker hinzu. Berufserfahrung im Industrieumfeld wird in der Regel vorausgesetzt.

Wie hoch ist das Gehalt als EMSR-Techniker?

Im Schnitt verdienen EMSR-Techniker 50.000 bis 60.000 Euro brutto pro Jahr. In Ballungsräumen wie Stuttgart oder München sind auch 65.000 Euro möglich. Tarifbindung, Schichtdienst oder Spezialkenntnisse wirken sich spürbar auf das Gehalt aus.

Welche Software und Systeme sollte ein EMSR-Techniker beherrschen?

In vielen Betrieben kommen SPS-Systeme wie Siemens S7 oder Beckhoff zum Einsatz. Je nach Branche sind auch PLS-Systeme wie PCS7, DeltaV oder ABB-Leittechnik gefragt. Wichtig ist außerdem Erfahrung mit Visualisierung, Dokumentation und im Umgang mit Bussystemen.

Ist der Beruf als EMSR-Techniker zukunftssicher?

Ja. Der Bedarf ist hoch, die Technik wird komplexer und viele Betriebe finden kaum qualifizierte Kräfte. Der Beruf entwickelt sich weiter, vor allem im Bereich Digitalisierung und funktionale Sicherheit. Wer sich regelmäßig fortbildet, hat langfristig sehr gute Perspektiven.

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