Laut einer IW-Studie fehlen in allen pharmarelevanten Berufen etwa 176.000 Fachkräfte. In der Pharmaindustrie selbst kann jede vierte Stelle nicht besetzt werden, auch wenn diese lediglich einen kleinen Teil dieses Segments ausmacht. Diese Fachkräftelücke bedroht nicht nur die Wachstumsperspektiven und die Innovationskraft der Pharmabranche, sondern gefährdet auch die generelle Versorgungssicherheit mit Medikamenten in Deutschland. Folgend analysieren wir den Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie und zeigen, dass die von vfa und IGBCE geforderten Maßnahmen wahrscheinlich nicht reichen werden.
Inhalt
- Das generelle Angebot bei pharmarelevanten Berufen
- Wer wird in der Pharmaindustrie am meisten gesucht?
- Diese Regionen sind vom Fachkräftemangel am stärksten betroffen
- Was vfa und IGBCE von der Politik fordern
- Fazit
- FAQs
Das generelle Angebot bei pharmarelevanten Berufen
So groß ist die Fachkräftelücke in pharmarelevanten Berufen
Mehr als zwei Fünftel der Beschäftigten in der Pharmabranche sind Spezialisten und Experten
Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung
In welchen Berufsfeldern drückt der Schuh?

Anteil der Stellen, denen keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte gegenüberstehen (in Prozent)
Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung
Wer wird in der Pharmaindustrie am meisten gesucht?
Hier konzentriert sich die Fachkräftelücke stark auf nur 15 der insgesamt 80 Engpassberufe (75% der Gesamtlücke). Diese Engpässe verteilen sich über verschiedene Bereiche der Wertschöpfungskette. Besonders betroffen sind beschäftigungsstarke Berufe mit hoher Konkurrenz zu anderen Branchen wie der chemischen Industrie oder dem Maschinenbau.
Top-15-Engpassberufe in der Pharmaindustrie
Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung
Die einzelnen Berufsfelder der Pharmaindustrie im Überblick
Produktion
- Chemie- und Pharmatechniker: Numerisch größter Engpass (jede 7. unbesetzte Stelle in der Pharmabranche).
- Mechatroniker: Knapp 90% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Elektrische Betriebstechniker: Über 80% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Maschinenbau- und Betriebstechniker: Knapp 60% der offenen Stellen nicht besetzbar
- 25% aller Chemie- und Pharmatechniker in Deutschland arbeiten in der Pharmaindustrie.
- Starke Konkurrenz mit der chemischen Industrie.
- Weiterqualifizierung von An- und Ungelernten wird bereits genutzt.
- Für andere technische Berufe (Mechatronik, Betriebstechnik) besteht branchen-übergreifende Konkurrenz.
Forschung und Entwicklung
Schlüsselberufe mit größten Engpässen:
- Apotheker und Pharmazeuten: Knapp 50% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Starke Konkurrenz mit dem Einzelhandel (Krankenhäuser, freie Apotheken).
- Nur 4% der Apotheker/Pharmazeuten arbeiten in der Industrie (gegenüber 80% im Einzelhandel).
- Kaum Weiterqualifizierungsmöglichkeiten für Quereinsteiger (über 80% der Einstellungen kommen aus demselben Beruf).
- Gefahr einer bloßen Verlagerung des Problems aus dem Versorgungsbereich.
Handel und Vertrieb
Schlüsselberufe mit größten Engpässen:
- Fachkräfte der Lagerwirtschaft: Knapp 20% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Akademisch qualifizierte Speditions- und Logistikkaufleute.
- Bedarf an Lagerwirtschafts-Fachkräften stark gestiegen (31 offene Stellen 2013, 138 offene Stellen 2023).
- Gute Nachqualifizierungspotenziale für Helfer (161.708 Arbeitslose in diesem Bereich)
Unternehmenssteuerung
Schlüsselberufe mit größten Engpässen:
- Experten der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft: 11% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Fachkräfte der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft: 20% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Experten der technischen Produktionsplanung: 14% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Spezialisten der Buchhaltung und Experten im Controlling.
- Höhere Substituierbarkeit zwischen verschiedenen kaufmännischen Berufen bietet Potenzial.
- Kompetenzorientierte statt berufsbezeichnungsorientierte Suche könnte helfen.
IT
Schlüsselberufe mit größten Engpässen:
- Akademisch ausgebildete Informatiker: 11% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Experten der Wirtschaftsinformatik: 90% der offenen Stellen nicht besetzbar.
- Vervierfachung der offenen Stellen seit 2013.
- Extreme branchen¬übergreifende Konkurrenz um knappe IT-Fachkräfte.
- Nur etwa 3% aller Informatiker im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten in der Pharmaindustrie.
- Digitale Transformation und KI-Einsatz erfordern dringend diese Fachkräfte.
Diese Regionen sind vom Fachkräftemangel am stärksten betroffen
Fachkräftelücke in den 5 wichtigsten Pharma-Clustern
Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung
Das Rhein-Main-Gebiet und das Biotech-Cluster Oberbayern haben die größten Probleme, offene Stellen zu besetzen, gefolgt von Berlin. In allen fünf Clustern ist vor allem die Besetzung von Produktions- und IT-Stellen schwierig, da hier einfach das Angebot zu niedrig ist.
In diesen Regionen ist die Besetzung besonders schwierig
Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung
Was vfa und IGBCE von der Politik fordern
Quelle: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung
Fazit
FAQs
Wie groß ist der Fachkräftemangel in der deutschen Pharmaindustrie?
Die Pharmaindustrie ist Teil eines größeren Arbeitsmarktsegments mit rund 176.000 fehlenden Fachkräften – diese Zahl umfasst allerdings auch Apotheken, Forschungseinrichtungen und andere angrenzende Bereiche. Für die Branche sind belastbare Zahlen seltener, aber Fachkräfteengpässe ziehen sich durch nahezu alle Unternehmensfunktionen – von Produktion bis IT. Auf Grundlage einer IW-Studie kann von etwa 700 fehlenden Fachkräften, Experten und Spezialisten ausgegangen werden, wobei gerade Experten- und Spezialistenstellen besonders schwer zu besetzen sind.
Welche Ursachen führen zu dieser Lücke?
Hauptgründe sind der demografische Wandel, eine sinkende Zahl an MINT-Absolventen und der Wettbewerb mit anderen Branchen. Zudem erschweren ineffiziente Recruiting-Prozesse und unattraktive Arbeitsbedingungen die Personalgewinnung.