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Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie: Aktuelle Engpass-Analyse 2025

Mitarbeiterin in steriler Umgebung bedient Produktionsanlage in der Pharmaindustrie.

Laut einer IW-Studie fehlen in allen pharmarelevanten Berufen etwa 176.000 Fachkräfte. In der Pharmaindustrie selbst kann jede vierte Stelle nicht besetzt werden, auch wenn diese lediglich einen kleinen Teil dieses Segments ausmacht. Diese Fachkräftelücke bedroht nicht nur die Wachstumsperspektiven und die Innovationskraft der Pharmabranche, sondern gefährdet auch die generelle Versorgungssicherheit mit Medikamenten in Deutschland. Folgend analysieren wir den Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie und zeigen, dass die von vfa und IGBCE geforderten Maßnahmen wahrscheinlich nicht reichen werden.

Inhalt

  1. Das generelle Angebot bei pharmarelevanten Berufen
  2. Wer wird in der Pharmaindustrie am meisten gesucht?
  3. Diese Regionen sind vom Fachkräftemangel am stärksten betroffen
  4. Was vfa und IGBCE von der Politik fordern
  5. Fazit
  6. FAQs

Das generelle Angebot bei pharmarelevanten Berufen

Die personellen Engpässe machen sich bei den pharmarelevanten Berufen – zu diesen zählt nicht nur die Pharmaindustrie, sondern auch andere Branchen wie beispielsweise der Einzelhandel (Apotheker) – in allen wichtigen Bereichen bemerkbar, vor allem aber in der Produktion, Forschung und IT. Von den bereits heute fehlenden Arbeitskräften (176.000) fällt knapp die Hälfte auf beruflich Qualifizierte (89.000). Daneben fehlen gut 65.000 akademische ausgebildete Experten und 22.000 Spezialisten mit Fortbildungs- oder Bachelorabschluss.

So groß ist die Fachkräftelücke in pharmarelevanten Berufen

Quelle: IW Köln
Gerade die Nachfrage nach Experten und Spezialisten ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Das ist insbesondere für die Pharmabranche fatal, da Pharmaunternehmen überdurchschnittlich viele Hochqualifizierte beschäftigen: 41 Prozent der Beschäftigten sind Spezialisten und Experten, die vielfach eine akademische Qualifikation oder mindestens einen Fortbildungsabschluss mitbringen.

Mehr als zwei Fünftel der Beschäftigten in der Pharmabranche sind Spezialisten und Experten

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Dabei ist die Personallücke vor allem in den letzten zehn Jahren angewachsen. Sie ist trotz des kurzeitigen, pandemipedingten Rückgangs heute viermal so groß. Treiber ist vor allem der sehr viele stärkere Anstieg der Nachfrage bei einem eher moderat steigenden Angebot.

In welchen Berufsfeldern drückt der Schuh?

Mehr als die Hälfte der Lücke bei den Fachkräften ist auf Produktionsberufe wie elektrische Betriebstechnik, die Mechatronik oder Automatisierungstechnik zurückführbar. Weitere 20 Prozent entfallen auf die Unternehmenssteuerung – also Controlling, Buchhaltung, Finanzmanagement, Compliance usw. – und 15 Prozent auf IT-Berufe. Das sind zumindest rein numerisch die Bereiche, in denen am meisten gesucht wird.
Mitarbeiter in steriler Pharmaproduktion bedient Maschine.
In der Produktion fehlen besonders viele Fachkräfte
Schaut man sich die Stellenüberhangquoten an (= Anteil der offenen Stellen, für den es rein rechnerisch keinen passend qualifizierten Arbeitslosen gibt, an allen offenen Stellen), kann die Besetzungsschwierigkeit noch besser eingeschätzt werden. Laut dieser ist die Besetzung offener Stellen bei den Produktionsberufen am schwierigsten. Unabhängig vom Qualifikationsniveau können 58 Prozent der Vakanzen nicht besetzt werden.

Anteil der Stellen, denen keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte gegenüberstehen (in Prozent)

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Nur akademisch ausgebildete IT-Experten sind genauso schwer zu finden wie Produktionsexperten. Fast 8 von 10 Stellen stehen keine passenden Experten gegenüber. Hier konkurrieren Pharmaunternehmen mit anderen Branchen um die wenigen IT-Experten, wobei branchenspezifische Anforderungen die Besetzung zusätzlich erschweren.
Soweit zum allgemeinen Arbeitskräfteangebot bei den pharmarelevanten Berufen, also der Situation auf dem gesamten Arbeitsmarkt in dem Segment. Wie sieht es aber konkret in der Pharmabranche aus?

Wer wird in der Pharmaindustrie am meisten gesucht?

Hier konzentriert sich die Fachkräftelücke stark auf nur 15 der insgesamt 80 Engpassberufe (75% der Gesamtlücke). Diese Engpässe verteilen sich über verschiedene Bereiche der Wertschöpfungskette. Besonders betroffen sind beschäftigungsstarke Berufe mit hoher Konkurrenz zu anderen Branchen wie der chemischen Industrie oder dem Maschinenbau.

Top-15-Engpassberufe in der Pharmaindustrie

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Wie die Tabelle verdeutlicht, konzentrieren sich die größten Engpässe auf Schlüsselberufe in der Produktion (Betriebstechniker, Mechatroniker), in der IT (Wirtschaftsinformatiker, Informatiker) sowie in der Unternehmenssteuerung (kaufmännische und technische Betriebswirtschaft), wobei besonders die hohen Stellenüberhangquoten bei technischen und IT-Berufen auffallen.

Die einzelnen Berufsfelder der Pharmaindustrie im Überblick

Produktion

Hauptproblem: 75% der Lücke betrifft beruflich qualifizierte Fachkräfte.
Schlüsselberufe mit größten Engpässen:
  • Chemie- und Pharmatechniker: Numerisch größter Engpass (jede 7. unbesetzte Stelle in der Pharmabranche).
  • Mechatroniker: Knapp 90% der offenen Stellen nicht besetzbar.
  • Elektrische Betriebstechniker: Über 80% der offenen Stellen nicht besetzbar.
  • Maschinenbau- und Betriebstechniker: Knapp 60% der offenen Stellen nicht besetzbar
Besonderheiten:
  • 25% aller Chemie- und Pharmatechniker in Deutschland arbeiten in der Pharmaindustrie.
  • Starke Konkurrenz mit der chemischen Industrie.
  • Weiterqualifizierung von An- und Ungelernten wird bereits genutzt.
  • Für andere technische Berufe (Mechatronik, Betriebstechnik) besteht branchen-übergreifende Konkurrenz.

Forschung und Entwicklung

Hauptproblem: Fast die gesamte Fachkräftelücke entfällt auf Apotheker und Pharmazeuten.

Schlüsselberufe mit größten Engpässen:

  • Apotheker und Pharmazeuten: Knapp 50% der offenen Stellen nicht besetzbar.
Besonderheiten:
  • Starke Konkurrenz mit dem Einzelhandel (Krankenhäuser, freie Apotheken).
  • Nur 4% der Apotheker/Pharmazeuten arbeiten in der Industrie (gegenüber 80% im Einzelhandel).
  • Kaum Weiterqualifizierungsmöglichkeiten für Quereinsteiger (über 80% der Einstellungen kommen aus demselben Beruf).
  • Gefahr einer bloßen Verlagerung des Problems aus dem Versorgungsbereich.

Handel und Vertrieb

Hauptproblem: Stellenbesetzungsschwierigkeiten erst seit 2022 zunehmend.

Schlüsselberufe mit größten Engpässen:

Besonderheiten:
  • Bedarf an Lagerwirtschafts-Fachkräften stark gestiegen (31 offene Stellen 2013, 138 offene Stellen 2023).
  • Gute Nachqualifizierungspotenziale für Helfer (161.708 Arbeitslose in diesem Bereich)

Unternehmenssteuerung

Hauptproblem: 25% der offenen Stellen nicht besetzbar, vor allem im kaufmännischen Bereich.

Schlüsselberufe mit größten Engpässen:

  • Experten der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft: 11% der offenen Stellen nicht besetzbar.
  • Fachkräfte der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft: 20% der offenen Stellen nicht besetzbar.
  • Experten der technischen Produktionsplanung: 14% der offenen Stellen nicht besetzbar.
  • Spezialisten der Buchhaltung und Experten im Controlling.
Besonderheiten:
  • Höhere Substituierbarkeit zwischen verschiedenen kaufmännischen Berufen bietet Potenzial.
  • Kompetenzorientierte statt berufsbezeichnungsorientierte Suche könnte helfen.

IT

Hauptproblem: 70% der offenen Stellen nicht besetzbar (Verdoppelung seit 2013).

Schlüsselberufe mit größten Engpässen:

  • Akademisch ausgebildete Informatiker: 11% der offenen Stellen nicht besetzbar.
  • Experten der Wirtschaftsinformatik: 90% der offenen Stellen nicht besetzbar.
Besonderheiten:
  • Vervierfachung der offenen Stellen seit 2013.
  • Extreme branchen¬übergreifende Konkurrenz um knappe IT-Fachkräfte.
  • Nur etwa 3% aller Informatiker im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten in der Pharmaindustrie.
  • Digitale Transformation und KI-Einsatz erfordern dringend diese Fachkräfte.

Diese Regionen sind vom Fachkräftemangel am stärksten betroffen

Die deutsche Pharmaindustrie ist regional stark konzentriert, wobei sich diese Ballungszentren oder auch Cluster in ihrer wirtschaftliche Schwerpunktsetzung unterscheiden. Zu den dichtesten Clustern gehören die Rheinschiene (Aachen, Düsseldorf, Köln, Mönchengladbach), das Rhein-Main-Gebiet (Darmstadt, Frankfurt am Main, Bad Homburg, Wiesbaden, Ludwigshafen, Mainz, Heidelberg), Berlin (inkl. Potsdam, Cottbus), Oberbayern (München, Rosenheim, Weilheim, Freising) sowie die Region entlang der Grenze zur Schweiz (Freiburg, Lörrach, Konstanz, Ulm).

Fachkräftelücke in den 5 wichtigsten Pharma-Clustern

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Das Rhein-Main-Gebiet und das Biotech-Cluster Oberbayern haben die größten Probleme, offene Stellen zu besetzen, gefolgt von Berlin. In allen fünf Clustern ist vor allem die Besetzung von Produktions- und IT-Stellen schwierig, da hier einfach das Angebot zu niedrig ist.

In diesen Regionen ist die Besetzung besonders schwierig

Quelle Zahlen: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Daneben gibt es regionale und berufsgruppenspezifische Unterschiede, was wahrscheinlich an den jeweils ansässigen Pharmaindustrien und deren Branchenstruktur liegt. So ist beispielsweise entlang der Rheinschiene die pharmazeutische und chemische Industrie extrem präsent, weshalb generell mehr Menschen pharmarelevante Berufe ergreifen.
Und schließlich schlägt auch die allgemeine Lage auf dem Arbeitsmarkt auf die Pharmabranche durch: Im Süden und in Berlin ist der Fachkräftesituation generell sehr viel angespannter als in den anderen Regionen. Mit einer Ausnahme: Im Rhein-Main-Gebiet müssen Pharmaunternehmen sehr viel stärker mit anderen industriellen Akteuren und Dienstleistern konkurrieren.

Was vfa und IGBCE von der Politik fordern

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) und die Industriegewerkschaft IGBCE fordern konkrete Maßnahmen in drei zentralen Bereichen, um dem Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie wirksam zu begegnen:

Quelle: IW Köln
Grafik: WK Personalberatung

Werden die Vorschläge ausreichen? Wahrscheinlich nicht. Und es klingt eher nach den üblichen Pauschalantworten. Die sind nicht falsch, aber sie werden quasi von allen Branchen gefordert. Hier müssen vor allem die Pharmaunternehmen aktiv werden.
Zum einen ist der Mangel nicht überall gleich. Er konzentriert sich in der Pharmabranche vorrangig auf spezifische Berufsfelder und Berufe. So fehlen in der Produktion vor allem gut ausgebildete Fachkräfte. In der IT und F&E sind es hochspezialisierte Profile. Hier braucht es maßgeschneiderte und auch regional abgestimmte Strategien und Programme für die am stärksten betroffenen Berufe. Auch gezielte Imagekampagnen sollten über alle Kanäle gefahren werden, um die Branche für pharmarelevante Fachkräfte in Einzelhandel oder Produktion interessanter zu machen. Das können nur die Unternehmen selbst umsetzen.
Zum anderen benötigen die vorgeschlagenen Maßnahmen Zeit, um überhaupt zu wirken. Die Fachkräftelücke hat sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht und wird sich ohne schnelle Interventionen weiter vergrößern. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass auch die Pharmabranche vor einem riesigen Problem steht: In den nächsten zehn Jahren werden über 36.000 Beschäftigte in Rente gehen.

Fazit

Der Fachkräftemangel in der pharmazeutischen Industrie konzentriert sich auf wenige, aber für die Wertschöpfung zentrale Berufsgruppen – vom Techniker in der Produktion bis zum IT-Spezialisten. Diese Engpässe wirken tief in den Betrieb hinein, beeinträchtigen Innovationszyklen, Zulassungsverfahren und die Versorgungssicherheit. Gefragt sind differenzierte, berufsgruppenspezifische Strategien, die Arbeitsmarkttrends, Qualifikationsprofile und branchenspezifische Konkurrenzlagen konsequent einbeziehen.
Gerade dort, wo interne Ressourcen für Marktanalysen, Ansprachekonzepte oder Verfügbarkeitsprüfungen fehlen, kann externe Beratung einen Unterschied machen – nicht als Lieferant von CVs, sondern als Partner im Strukturproblem.

FAQs

Wie groß ist der Fachkräftemangel in der deutschen Pharmaindustrie?

Die Pharmaindustrie ist Teil eines größeren Arbeitsmarktsegments mit rund 176.000 fehlenden Fachkräften – diese Zahl umfasst allerdings auch Apotheken, Forschungseinrichtungen und andere angrenzende Bereiche. Für die Branche sind belastbare Zahlen seltener, aber Fachkräfteengpässe ziehen sich durch nahezu alle Unternehmensfunktionen – von Produktion bis IT. Auf Grundlage einer IW-Studie kann von etwa 700 fehlenden Fachkräften, Experten und Spezialisten ausgegangen werden, wobei gerade Experten- und Spezialistenstellen besonders schwer zu besetzen sind.

Welche Ursachen führen zu dieser Lücke?

Hauptgründe sind der demografische Wandel, eine sinkende Zahl an MINT-Absolventen und der Wettbewerb mit anderen Branchen. Zudem erschweren ineffiziente Recruiting-Prozesse und unattraktive Arbeitsbedingungen die Personalgewinnung.

Welche Berufsgruppen sind besonders betroffen?

Neben der Produktion sind vor allem IT-Fachkräfte, Forschende und Spezialisten in der Unternehmenssteuerung gefragt. Die Engpässe ziehen sich durch die gesamte pharmazeutische Wertschöpfungskette.

Welche Maßnahmen werden zur Lösung des Problems vorgeschlagen?

Empfohlen werden gezielte Qualifizierungsprogramme, verstärkte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften ist dabei entscheidend. Allerdings müssen auch die Pharmaunternehmen mehr tun, um Engpassberufe gezielt anzusprechen und das Image der Branche zu verbessern.

Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf die Branche aus?

Der Mangel bremst die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Pharmaindustrie. Unternehmen können offene Stellen nicht besetzen, was zu Produktionsverzögerungen und eingeschränkter Forschungsleistung führt.

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