Seit der Pandemie werden hybride Arbeitsmodelle, bei denen die Mitarbeiter zwischen Homeoffice und Büro wechseln können, heiß diskutiert. Studien zeigen, dass 62% der Deutschen Optionen mit Homeoffice als langfristig bevorzugte Arbeitsform ansehen. Zugleich fordern Unternehmen – zum Unmut vieler Mitarbeiter – wieder verstärkt die Rückkehr ins Büro. Begründet wird diese Forderung häufig mit einer angeblich höheren Produktivität.
Inhalt
- Die Vorteile von Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen
- Die Herausforderungen von Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen
- Flexible Arbeitsmodelle als Vorteil beim Recruiting
- Fazit
Die Vorteile von Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen
Flexibles Arbeiten bringt für Sie als Arbeitgeber jede Menge Vorteile mit sich – und das nicht nur, weil die meisten Mitarbeiter heutzutage Flexibilität einfach erwarten. Warum das so ist? Lassen Sie uns die wichtigsten Punkte einmal faktenbasiert durchgehen!
1. Produktivitätssteigerung und Fokus
Viele Arbeitgeber wie Jamie Dimon von JPMorgan Chase oder Bob Iger von Disney bringen die im Büro vermeintlich höhere Produktivität und Effizienz an, um die Forderung nach einer Rückkehr ins Büro nach der Corona-Zeit zu rechtfertigen. Allerdings widersprechen diesen Argumenten nicht nur die Angestellten, sondern beispielsweise auch eine Untersuchung der Universität Pittsburgh. Diese hat anhand einer Stichprobe aus Standard-and-Poor’s-500-Unternehmen nämlich gezeigt, dass dieses Argument nur vorgeschoben ist, um den Angestellten den schwarzen Peter für eine schlechte Unternehmensleistung zuzuschieben.
Zudem haben sich laut der Studie weder Produktivität noch Effizienz nach der Rückkehr ins Büro verbessert. Dafür hat sich aber die Mitarbeiterzufriedenheit signifikant verschlechtert.
Während Einzelstudien ein diffuses Bild zum Zusammenhang zwischen Homeoffice und Produktivität liefern und mal in die eine, mal in die andere Richtung tendieren, zeigt eine über 61 Branchen hinweg durchgeführte US-Studie einen branchenübergreifend positiven Zusammenhang zwischen Homeoffice-Optionen und Produktivität.
2. Höhere Mitarbeiterbindung
Die Flexibilität, von zu Hause aus arbeiten oder Arbeitszeiten flexibel gestalten zu können, wirkt sich positiv auf Ihrer Mitarbeiterbindung aus. Eine Studie eines Stanford-Ökonomen Nicholas Bloom zeigt, dass Mitarbeiter, die zwei Tage in der Woche im Homeoffice arbeiten, mindestens genauso produktiv sind und mit genauso hoher Wahrscheinlichkeit befördert werden wie ihre Kollegen im Büro.
Die Mitarbeiterfluktuation hingegen sinkt dagegen zum Teil erheblich. Bei Angestellten, die von einer Vollzeitpräsenz im Büro zu einem hybriden Arbeitsmodell übergingen, sank die Kündigungsrate um beeindruckende 33 %. Besonders auffällig war, dass Frauen, Nicht-Führungskräfte und Mitarbeiter mit langen Anfahrtswegen die geringste Neigung zur Kündigung aufwiesen, wenn ihre Büroanwesenheit auf drei Tage pro Woche beschränkt wurde.
3. Sie haben Zugang zum globalen Talentpool
Durch die Flexibilisierung des Arbeitsortes können Sie auf Talente zugreifen, die geografisch weit entfernt sind. Laut einer Studie des Beratungshauses McKinsey ziehen 25 % der Fachkräfte weltweit Jobs vor, die ihnen mehr räumliche Freiheit bieten. Unternehmen wie GitLab arbeiten seit Jahren vollständig remote und zeigen, dass dies auch für größere Teams erfolgreich umgesetzt werden kann.
4. Sie sparen Betriebskosten
Mit flexiblen Arbeitsmodellen können Sie Betriebskosten wie Büromiete und Energieverbrauch senken. Dropbox, das sich inzwischen als „Virtual-First“-Unternehmen positioniert, konnte durch den Wechsel zu Remote Work erheblich Kosten reduzieren.
Die Büros wurden in Co-Working Spaces verwandelt, in denen die Teams nur zusammenkommen, um Ideen auszutauschen, neue Projekte zu starten oder eine neues Teammitglied einzuarbeiten.
Die Herausforderungen von Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen
Aus Unternehmenssicht bieten flexible Arbeitsmodelle zwar die Möglichkeit, Talente zu gewinnen und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern, doch sie bringen auch einige Herausforderungen mit sich.
Kommunikations- und Koordinationsschwierigkeiten
Ein häufiger Kritikpunkt an Remote- und Hybridarbeit ist die eingeschränkte Kommunikation. Laut einer Umfrage des Harvard Business Review berichten 35 % der Manager über Schwierigkeiten, Teams effektiv zu koordinieren, wenn diese nicht physisch präsent sind.
Für unnötige Meetings geht viel Zeit und Geld drauf
Quelle Zahlen: DNO
Grafik: WK Personalberatung
Durch fehlende informelle Gespräche könnten zudem Innovation und Kreativität leiden. Diese Hürden lassen sich aber mit Tools wie Slack oder Microsoft Teams beseitigen. Diese helfen, eine virtuelle Kommunikationsstruktur aufzubauen und die für unnötige Meetings draufgehende Zeit und Kosten zu minimieren. Und da der persönliche Austausch immer ein wichtiger Faktor für Kreativität und Innovation bleiben wird, können Remote-Arbeitsmodelle wie das Virtual-First-Konzept von Dropbox Lösungsansätze liefern.
Die Top-Geschäftsergebnisse von Dropbox-Meetings
Quelle Zahlen: Dropbox
Grafik: WK Personalberatung
Dropbox, das wie gesagt seine Büroräume nicht mehr für Einzelarbeit, sondern nur für Teammeetings, Onboarding und Events zur Verfügung stellt, gibt seinen Mitarbeitern Handreichungen für die Durchführung effektiver Meetings an die Hand und hat so nicht nur unnötige Meetings reduziert, sondern auch den Outcome dieser erheblich verbessert.
Unterschiedliche Erwartungen an Flexibilität
Nicht alle Mitarbeiter empfinden Remote-Arbeitsmodelle als vorteilhaft. Während einige den Homeoffice-Modus enorm schätzen, ist für andere die Arbeit im Büro einfach produktiver und strukturierter. Eine klare Richtlinie, wann im Büro und wann remote gearbeitet wird, hilft, diese unterschiedlichen Bedürfnisse zu steuern.
Die einen arbeiten im Büro, die anderen im Homeoffice besser
Quelle Zahlen: Unispace
Grafik: WK Personalberatung
Auch das Team entscheiden zu lassen, wie es am besten zusammenarbeitet, kann eine Lösung sein. Spotify hat beispielsweise ein Modell eingeführt, bei dem Teams selbst entscheiden können, wie viele Tage sie im Büro verbringen.
Rechtliche und technische Rahmenbedingungen
Datenschutz und IT-Sicherheit sind bei Remote Work entscheidende Faktoren. Unternehmen müssen sicherstellen, dass vertrauliche Daten auch im Homeoffice sicher bleiben. Laut einer Umfrage von PwC investieren viele Unternehmen mittlerweile verstärkt in Cybersecurity-Tools und haben spezielle Richtlinien für das Arbeiten von zu Hause aus eingeführt. Der technische Aufwand ist hierbei nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn Mitarbeitende in unterschiedlichen Zeitzonen und Ländern tätig sind.
Flexible Arbeitsmodelle als Vorteil beim Recruiting
Flexible Arbeitsmodelle sind nicht nur ein Trend, sondern ein entscheidender Vorteil im Recruiting-Prozess. Sie ermöglichen es Unternehmen, talentierte Fachkräfte anzuziehen und gleichzeitig deren individuelle Bedürfnisse und Lebensstile zu berücksichtigen.
Wettbewerb um Talente
Im Zuge des Fachkräftemangels und einer stärker globalisierten Arbeitswelt werden Remote Work und Homeoffice zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Laut aktuellem XING Millennials Report 2024 entscheiden sich 43 % der Millennials für Unternehmen, die ihnen Flexibilität bieten.
Mehr als jeder siebte Millennial (15 %) äußert Unzufriedenheit mit der aktuellen beruflichen Belastung, wobei 71 % dieser Gruppe das unausgewogene Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit als Hauptursache angeben. Für 85 % der Millennials ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von großer Bedeutung, doch jeder Fünfte fühlt sich vom Arbeitgeber nicht ausreichend unterstützt.
Hier können Sie mit flexiblen Arbeitsmodellen und Homeoffice-Optionen auf dem angespannten Arbeitsmarkt sich einen echten Wettbewerbsvorteil verschaffen. Denn heute müssen Recruiter vor allem auf dem passiven Arbeitsmarkt Personal finden. Das heißt: Unzufriedene und wechselwillige Fachkräfte über Active Sourcing oder einen Headhunter abwerben lassen. Mit einem flexiblen Arbeitszeitmodell haben Sie und Ihr Headhunter einfach bessere Karten.
Firmenkultur und Zugehörigkeitsgefühl
Ein häufiger Kritikpunkt an Remote-Work-Umgebungen ist das Fehlen eines starken Zugehörigkeitsgefühls zum Unternehmen. Hier gilt es, eine digitale Firmenkultur aufzubauen und Team-Events und virtuelle Meetings zu nutzen, um den Zusammenhalt zu fördern.
Unternehmen wie Dropbox oder Automattic (das Unternehmen hinter WordPress) legen großen Wert auf Team-Retreats und regelmäßige Treffen auf Unternehmens-, Abteilungs- und Teamebene, um die Bindung der Mitarbeitenden an die Unternehmenskultur zu stärken.
Innovationskultur fördern
Für viele Unternehmen bleibt die Frage, wie sich eine Innovationskultur in einer flexiblen Arbeitsumgebung fördern lässt. Innovative Ideen entstehen oft durch spontane Gespräche und kreative Denkprozesse im Team. Studien zeigen jedoch, dass auch virtuelle Brainstorming-Sessions und gezielte kreative Workshops, bei denen sich die Teams einmal im Quartal treffen, Innovation und Austausch fördern können. Unternehmen können auch kreative Tools nutzen, um den Innovationsprozess auf Distanz zu unterstützen.
Fazit
Die Daten sprechen eine klare Sprache: Flexible Arbeitsmodelle sind nicht nur eine temporäre Lösung, sondern ein langfristiges Konzept für die Zukunft. Unternehmen, die Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle anbieten, profitieren nicht nur von zufriedenen und produktiven Mitarbeitenden, sondern können sich auch besser im Wettbewerb um die besten Talente positionieren.
Während die Einführung solcher Modelle Investitionen und sorgfältige Planung erfordert, ist der Nutzen klar erkennbar. Flexibilität ist nicht nur eine Frage des „Nice-to-have“, sondern hat sich als Schlüssel für eine moderne und anpassungsfähige Unternehmenskultur etabliert. Die wichtigsten Learning Points sind:
- Mitarbeitermotivation: Eine erzwungene Rückkehr ins Büro senkt häufig Motivation und Loyalität. Viele Beschäftigte bevorzugen Flexibilität und möchten nur für Zusammenarbeit oder bestimmte Aufgaben zurückkehren.
- Vertrauen und Kontrolle: Einige Unternehmen befürchten, die Kontrolle zu verlieren, und setzen deshalb wieder verstärkt auf Büropräsenz. Daten zeigen jedoch, dass ein ausgewogenes Modell die Produktivität und Zufriedenheit unterstützt.
- Hybride Modelle: Effektive hybride Modelle bieten Flexibilität und ermöglichen es den Mitarbeitenden, den Arbeitsort selbst zu wählen, während sie weiterhin mit den Unternehmenszielen im Einklang bleiben. Letzteres kann durch gezielte Meetups und Teamevents erreicht werden.