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Fachkräftemangel in Sachsen: Das können KMUs jetzt konkret tun

Zwei Personen arbeiten zusammen an einem Computer in einem modernen Büro.
In Sachsen fehlen Fachkräfte und zwar quer durch alle Branchen. Ob Kfz-Werkstatt, Pflegeeinrichtung oder Ingenieurbüro: Viele Stellen bleiben monatelang unbesetzt. Die Lage ist ernst, vor allem für kleinere Unternehmen, die weder mit dicken Gehältern noch mit bekannten Markennamen punkten können.

Aber: Es gibt Wege, damit umzugehen. Wer genauer hinschaut, findet Handlungsspielräume. Im Recruiting. In der Ansprache. Und in der Nutzung von Fördermitteln, die oft nicht einmal bekannt sind. Dieser Beitrag zeigt, was für KMUs in Sachsen heute wirklich funktioniert.

Inhalt

  1. Fachkräftemangel in Sachsen: Status quo
  2. Fachkräftemangel in Sachsen: Wie geht’s weiter?
  3. Fachkräfte in Sachsen finden: Was für KMUs wirklich funktioniert
  4. Personalberatung: Wenn internes Recruiting an Grenzen stößt
  5. Fazit
  6. FAQs

Fachkräftemangel in Sachsen: Status quo

Wie in anderen Bundesländern herrscht auch in Sachsen ein erheblicher Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Allein im Jahr 2024 fehlten laut Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) etwa 30.155 Fachkräfte. Das entspricht einer Stellenüberhangsquote von 45,4 Prozent. Das bedeutet: Fast jede zweite Stelle konnte nicht mit einer passend qualifizierten arbeitslosen Person besetzt werden. Besonders betroffen sind die Regionen Riesa und Plauen: Hier fehlt für 63,4 beziehungsweise 59,4 Prozent aller offenen Stellen passend qualifiziertes Personal.

Fachkräftemangel in Sachsen nach Regionen

Quelle: KOFA

Die Lücke verteilt sich dabei auf alle Qualifikationsniveaus von Fachkräften mit Berufsausbildung bis hin zu Experten mit akademischen Abschlüssen. Mit einer Nuance: Während Fachkräfte mit Berufsausbildung rein zahlenmäßig am stärksten fehlen, erweisen sich die Besetzungen von Expertenstellen – inklusive Meister – am schwierigsten. Das zeigen auch längeren Vakanzzeiten für diese Fachkräfte.

Facharbeiter und Gesellen in allen Branchen am häufigsten gesucht – Akademiker und Meister am längsten

Quelle Zahlen: IHK Sachsen
Grafik: WK Personalberatung

Auf spezifische Berufsfelder bezogen sind vorrangig die Bereiche Kraftfahrzeugtechnik, Altenpflege, Physiotherapie, Buchhaltung, Bauplanung und -überwachung sowie Sozialarbeit betroffen. Laut IHK Sachsen kämpfen vor allem kleinere Unternehmen und Betriebe damit, ihre Stellen zu besetzen.

Top-5-Engpassberufe in Sachsen nach Anforderungsniveau

Quelle Zahlen: KOFA
Grafik: WK Personalberatung

Fachkräftemangel in Sachsen: Wie geht’s weiter?

Die Lage wird sich laut Prognosen weiter verschärfen: Bis 2030 werden über 320.000, bis 2035 sogar 400.000 Arbeitskräfte altersbedingt aus dem sächsischen Arbeitsmarkt ausscheiden. Diesen Abgängen stehen sehr viel geringere Zugänge gegenüber, sodass insgesamt mit einer Lücke von 150.000 bis 180.000 Fachkräften gerechnet wird.

Entwicklung der Geburten in Sachsen seit 1983

Der anhaltende Geburtenrückgang führt also dazu, dass der Geburtenknick nach der Wende nachhaltig wirkt und auch weiterhin für einen langfristigen Rückgang der Erwerbstätigenzahlen in Sachsen sorgt.

Fachkräfte in Sachsen finden: Was für KMUs wirklich funktioniert

Der sächsische Arbeitsmarkt ist also mehr oder weniger leergefegt. Und Entspannung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen, die weder mit Dienstwagen noch mit Konzerngehältern locken können, ist die Personalsuche zu einer regelrechten Herkulesaufgabe geworden. Trotzdem gibt es Mittel und Wege, um passende Leute zu finden.

1. Nicht mehr nur abwarten, selbst suchen

Viele Fachkräfte wechseln nur, wenn man sie direkt anspricht. Die wenigsten klicken sich durch Jobportale. Gerade bei gefragten Profilen reicht eine Stellenanzeige nicht mehr. Wer über LinkedIn, Xing oder persönliche Kontakte regelmäßig ins Gespräch geht, hat Zugriff auf Kandidaten, die sonst nicht im Bewerbungsprozess auftauchen. Eine Stunde pro Woche kann reichen. Vorausgesetzt, sie wird gut genutzt. Zum Beispiel, um gezielt Personen aus ähnlichen Branchen anzuschreiben oder den eigenen Talentpool zu pflegen.

Ihre 4-Schritte-Strategie für erfolgreiches Active Sourcing

2. Was macht Sie als Arbeitgeber aus? Zeigen Sie’s!

Menschen entscheiden sich für Arbeitgeber, bei denen sie sich gut aufgehoben fühlen. Wer klar sagt, wie man im Unternehmen miteinander umgeht, wie man führt, wie man mit Fehlern umgeht, zieht eher passende Leute an. Gerade dann, wenn das Gehalt kein Alleinstellungsmerkmal ist. Zeigen können Sie das zum Beispiel über echte Einblicke ins Team auf der Karriereseite, in Stellenanzeigen, auf LinkedIn. Fotos, Stimmen aus dem Alltag, kurze Videos. Hochglanz-Kampagnen sind dafür nicht nötig. Fokussieren Sie sich auf das, was Ihren Betrieb wirklich ausmacht.

3. Bewerbungsprozess: Einfach, schnell, persönlich

Zu viele Klicks, zu lange Wartezeit, keine Antwort: So verlieren Sie ziemlich schnell gute Leute. Ein kurzes Telefonat ist besser als ein dreiseitiges Formular. Wenn Sie sich innerhalb von 3 Tagen zurückmelden, stechen Sie bereits raus und hinterlassen einen guten Eindruck. Auch wenn Sie einfach nur sagen, wie lange es noch dauern wird. Bleiben Sie dran und zeigen Sie Wertschätzung.

4. Individuelle Benefits

Sie können direkter nachfragen, was ihre Mitarbeiter wirklich wollen und flexibler reagieren. Auch individuelle Pakete können Sie anbieten. KMUs sind hiergegenüber größeren Unternehmen klar im Vorteil. Beispielsweise sind laut einer aktuellen YouGov-Studie Benefits rund um Mobilität (u. a. Mobilitätsbudget, Tankgutscheine, Fahrtkostenzuschuss) am beliebtesten. Erst dann kommen flexible Arbeitsformen, aber auch andere Differenzierungsmöglichkeiten sind für kleinere Unternehmen interessant. Zu diesen gehören:

  • Internetpauschale (bis zu 50 € monatlich steuerfrei nach § 3 Nr. 50 EStG)
  • Essenszuschuss (bis zu ca. 112 € monatlich steuerbegünstigt nach § 40 Abs. 2 EStG)
  • Weiterbildungsbudget (individueller als Konzern-Kataloge)
Der Knackpunkt: Nur knapp die Hälfte der Unternehmen überprüfen, welche Benefits überhaupt von ihren Mitarbeitenden genutzt werden. Holen Sie sich also regelmäßig Feedback ein. Wer gezielt die Benefits stärkt, die für Bewerber wirklich zählen und im Gegenzug wenig genutzte streicht, erhöht seine Chance, zielgruppengerechte Pakete anzubieten und so auch knappe Profile anzuziehen.

5. Internationale Fachkräfte in Sachsen: Ja, das geht auch für KMUs

Viele KMUs denken, das sei zu aufwendig. Dabei gibt es in Sachsen Förderprogramme, die Sie genau da unterstützen: bei der Suche, bei Visa-Fragen, bei der Integration. Auch duale Modelle sind möglich.

Wie funktioniert’s konkret?

Über die Sächsische Aufbaubank (SAB) können KMUs Zuschüsse für Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse internationaler Fachkräfte, auch dual Studierende, erhalten.

Die Förderhöhen sind nach Unternehmensgröße gestaffelt

Quelle Zahlen: IHK Leipzig
Grafik: WK Personalberatung

Daneben gibt es auch Zuschüsse für Sprachkurse, Mentoring-Programme und Onboarding. Auch Projekte wie „Weltoffene Arbeitgebermarke“ vermitteln zwischen Unternehmen und internationalen Fachkräften, etwa durch Schulungen zum Integrationsmanagement (z. B. IHK-Zertifikat). Über regionale Fachkräfteallianzen bekommen Sie zudem du Zugang zu Netzwerken, Veranstaltungsformaten, Vermittlungsdiensten und Beratung vor Ort.

6. Technik-Fachkräfte: Fördertöpfe als Gehaltsbrücke nutzen

Viele Fachkräfte wollen mehr, als KMUs zahlen können. Genau da helfen Förderprogramme wie MINT oder EFRE. Wenn Sie als Mittelständler z. B. eine Stelle für Digitalisierung oder Prozessentwicklung schaffen, können Sie sich bis zur Hälfte der Personalkosten erstatten lassen. Das macht Ihre Gehälter wettbewerbsfähig, ohne Ihr Budget zu sprengen. Gerade in engen Märkten kann das den Unterschied machen: zwischen Absage und Zusage.

Drei MINT-Fachkräfte in einer Werkstatt mit offenen Computern, die vom sächsischen Freistaat mitfinanziert werden.
MINT-Fachkräfte werden vom sächsischen Freistaat mitfinanziert

7. Land statt Stadt? Dann anders denken

Auf dem Land gibt’s weniger Bewerbungen. Klar. Wer hier sucht, muss mitdenken: Was brauchen Menschen wirklich, um zu bleiben oder auch zurückzukommen? Wohnung anbieten, Fahrtkosten übernehmen, Kita-Platz sichern … all das kann entscheidend sein. Auch Rückkehrer aus der Region gezielt ansprechen lohnt sich. Und wer Schulen, Vereine oder Initiativen einbindet, wird sichtbarer. Nähe ist kein Nachteil, sie schafft Vertrauen. Man muss sie nur nutzen.

Personalberatung: Wenn internes Recruiting an Grenzen stößt

Viele KMUs stoßen irgendwann an ihre Grenzen. Die Stelle muss dringend besetzt werden, der Markt leer und niemand im Team hat die Zeit, systematisch zu suchen. Genau da kann eine spezialisierte Personalberatung helfen: mit einem umfassenden Netzwerk und Routine.

Berater wissen, wo sie suchen müssen. Sie sprechen gezielt Fachkräfte an, die sich selbst nicht bewerben würden. Sie sortieren vor, klären Rahmenbedingungen und schlagen nur Profile vor, die wirklich passen – fachlich, aber auch im Miteinander. Gerade in engen Märkten spart das Zeit, verhindert Fehlbesetzungen und entlastet intern.

Für viele KMUs lohnt sich das besonders bei Positionen, die schwer zu besetzen sind oder schnell gebraucht werden. Auch wenn es um Nachfolge oder verdeckte Suchen geht, ist externe Unterstützung oft der schnellere und sicherere Weg.

Fazit

Der Arbeitsmarkt wird sich in absehbarer Zeit nicht wirklich entspannen. Aber Unternehmen können lernen, sich besser darin zu bewegen. Wer aktiv sucht, Haltung zeigt und flexibel auf Bewerber eingeht, hat auch in Sachsen Chancen, selbst bei engen Profilen.
Förderprogramme helfen, finanzielle Hürden zu überbrücken. Und wer sich Unterstützung holt, sei es durch Beratung oder externe Partner, spart Zeit und Fehler. Gerade im Mittelstand ist das oft der entscheidende Unterschied. Am Ende zählt: Nicht alles gleichzeitig machen, sondern anfangen. Und dranbleiben.

FAQs

Wie stark ist der Fachkräftemangel in Sachsen?

Sachsen gehört zu den Bundesländern mit der höchsten Stellenüberhangsquote: Rund 45 % der offenen Stellen können im Schnitt nicht besetzt werden. Besonders betroffen sind Regionen wie Riesa und Plauen. Allein 2024 fehlten über 30.000 Fachkräfte. Tendenz: steigend.

Welche Berufe sind in Sachsen besonders vom Fachkräftemangel betroffen?

Gesucht werden vor allem Fachkräfte im Bau, in der Kfz-Technik, Pflege, Sozialarbeit und Buchhaltung. Auch technische Berufe mit Meister- oder Studienabschluss sind schwer zu besetzen. In manchen Regionen bleiben diese Stellen überdurchschnittlich lang unbesetzt.

Warum ist der Fachkräftemangel in Sachsen so groß?

Ein Hauptgrund: Die Altersstruktur. In den nächsten Jahren scheiden bis zu 400.000 Arbeitskräfte aus dem Berufsleben aus. Gleichzeitig gibt es zu wenig Nachwuchs, auch wegen des anhaltenden Geburtentiefs nach der Wende.

Wie können Unternehmen trotz Fachkräftemangel in Sachsen Personal gewinnen?

Wer aktiv rekrutiert, ist klar im Vorteil. Dazu gehören Direktansprache, individuelle Benefits, schnelle Bewerbungsprozesse und klare Haltung als Arbeitgeber. Viele KMUs nutzen inzwischen auch Förderprogramme, um Gehälter aufzustocken oder internationale Fachkräfte zu integrieren.

Gibt es Förderungen für KMUs in Sachsen, um Fachkräfte zu gewinnen?

Ja. Das Land Sachsen unterstützt KMUs z. B. bei der Einstellung von MINT-Fachkräften (bis zu 50 Prozent Lohnkostenzuschuss) oder bei der Integration internationaler Arbeitskräfte. Auch Onboarding, Sprachkurse oder Mentoring werden gefördert. Das entlastet das Budget und macht Unternehmen wettbewerbsfähiger.

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