Wer heute ein Metallrecycling-Unternehmen besucht, sieht modernste Technik und hocheffiziente Prozesse. Was nicht sofort sichtbar ist: Hinter den Kulissen kämpfen die Betriebe mit einem Problem, das sich langsam zur echten Bedrohung entwickelt: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften. Wie schlimm ist die Situation wirklich? Wie steuern die Metallrecycler dagegen? Das versucht erstmals eine im Circular Economy veröffentlichten Studie des Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) zu ergründen. Wir stellen folgend die Ergebnisse vor und werden der Frage auf den Grund gehen, ob diese Maßnahmen tatsächlich ausreichen und an welchen Stellen Unternehmen nachjustieren müssen.
Inhalt
- Status Quo Fachkräftemangel in der Metallrecycling-Industrie
- Diese Recruiting-Strategien herrschen in der Metallrecycling-Branche vor
- Es hapert an der Umsetzung – vor allem in kleineren Betrieben
- So hilft eine auf die Metallrecycling-Branche spezialisierte Personalberatung
- Fazit
- FAQs
Status Quo Fachkräftemangel in der Metallrecycling-Industrie
Während die Wirtschaftsnachrichten von der konjunkturellen Schwächephase und Rezessionsängsten geprägt sind, planen viele Metallrecycling-Unternehmen Neueinstellungen – ein deutliches Signal für den wachsenden Personalbedarf in der Branche. Ein Grund auch: Die Betriebe können es sich nicht leisten, nicht einzustellen. Denn der demografische Wandel wird die Branche in den nächsten zehn Jahren einholen.
80 Prozent der Metallrecycler wollen kein Personal abbauen
Quelle Zahlen: Circular Economy 2024
Grafik: WK Personalberatung
Entsprechend versuchen die Recycler sich in der Personalfrage zeitnah sicher aufzustellen: Gesucht werden vor allem Fachkräfte im Bereich Betrieb und Technik: Mehr als jedes dritte Unternehmen (38 Prozent) sucht hier nach neuem Personal. Hier wird auch der Mangel an Fahrern für den Lastverkehr der Branche zu schaffen machen – bundesweit fehlen nach Angaben der World Road Transport Organisation (IRU) 80.000 Fahrer im Güterverkehr. Im Vertrieb, Einkauf und Handel werden 26 Prozent, in der Administration 17 Prozent der Metallrecycler nach qualifizierten Kräften suchen.
Diese Recruiting-Strategien herrschen in der Metallrecycling-Branche vor
Die in der Branche genutzten Recruiting-Kanäle sind heute vorrangig digital: Neues Personal wird vor allem über soziale Medien (27 Prozent) und Jobportale (25 Prozent) gesucht. Lokale Zeitungen werden zudem von kleineren Betrieben (13 Prozent) als Anzeigenkanal verwendet, da diese häufig einen regionalen Bezug haben.
Am häufigsten (32 Prozent) wird aber über persönliche Netzwerke und Mitarbeiterempfehlungen rekrutiert. Das gilt insbesondere für kleinere Betriebe, die mit dieser Strategie recht erfolgreich sind und etwa zwei Fünftel Ihres Personalbedarfs auf diese Weise decken. Große Metallrecycler haben mehr Probleme bei der Personalsuche und Gewinnung als die kleinen Betriebe. Zum einen braucht ein großes Unternehmen natürlich mehr Personal, zum anderen suchen größere Recycler häufiger nach Fachkräften mit einem ganz spezifischen Kompetenzprofil, was den Kandidatenpool erheblich einschränkt. Entsprechend verwundert es nicht, das vor allem diese Unternehmen stärker auf Social Media und Jobportale setzen.
Es hapert an der Umsetzung – vor allem in kleineren Betrieben
Aber reicht das alles aus? Die ernüchternde Antwort lautet wohl: Nein. Trotz aller Bemühungen tut sich die Branche schwer damit, neue Talente anzuziehen und zu halten. Viele der Recyclingunternehmen haben zwar die Zeichen der Zeit erkannt und wissen, dass sie sich im Recruiting vor allem als attraktiver Arbeitgeber positionieren müssen. Es scheitert aber wie so oft an der Umsetzung. Was macht einen Arbeitgeber neben dem Gehalt für Kandidaten heute attraktiv und überzeugt sie von einem Wechsel? Zu nennen sind hier an erster Stelle: Unternehmenskultur, Work-Life-Balance sowie Sinnhaftigkeit im Job. Schauen wir uns also an, wie sich Metallrecycler hier positionieren.
Metallrecycling-Branche und Unternehmenskultur
30 Prozent haben verstanden, dass eine positive Unternehmenskultur ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Personalgewinnung ist. Diesem wird sogar mehr Gewicht eingeräumt als attraktiven Gehalts- und Leistungspaketen (28 Prozent). In 63 Prozent der Unternehmen wird tatsächlich auch eine Vertrauenskultur gelebt; bei nahezu 30 Prozent sieht das aber ganz anders aus: Hier wird davon ausgegangen, dass Mitarbeiter ohne ständige Kontrolle nicht ordentlich arbeiten. Das spricht nicht gerade für eine attraktive Führungs- und damit Unternehmenskultur. Dabei sind laut Studien Führungskultur und Führungsstil die häufigsten Gründe für einen Arbeitgeberwechsel.
Führungskulturen im Metallrecycling im Vergleich
Quelle Zahlen: Circular Economy 2024
Grafik: WK Personalberatung
Hinzu kommen gravierende Unterschiede bei Mitsprache und Verantwortung zwischen kleineren und größeren Betrieben: Während in mittleren und großen Unternehmen die Mitarbeiter mehrheitlich in die Unternehmensentscheidungen einbezogen werden, dominiert in kleineren Unternehmen nach wie vor eine inhaberzentrierte Unternehmensführung. Und die ist nicht gerade attraktiv für junge Fachkräfte.
Metallrecycling-Branche und Work-Life-Balance
Auch in Bezug auf Work-Life-Balance existieren Unterschiede zwischen größeren und kleineren Unternehmen. Während die „Großen“ – wo möglich – mit Homeoffice-Angeboten und flexiblen Arbeitszeiten locken, bieten 60 Prozent der kleineren Metallrecycling-Unternehmen kein Homeoffice an. Insgesamt werden nur in 13 Prozent der Betriebe flexible Arbeitszeiten angeboten, was sicherlich mit den spezifischen Anforderungen der Branche selbst zusammenhängt. Dies macht die Metallrecycling-Industrie allerdings für die dringend benötigten Neu- und Quereinsteiger extrem unattraktiv.
Überstunden im Metallrecycling
Quelle Zahlen: Circular Economy 2024
Grafik: WK Personalberatung
Egal, was nun auf Ihr Unternehmen zutrifft: An der Unternehmenskultur muss gearbeitet werden. Und ganz wichtig: Diese gehört authentisch kommuniziert, sonst springen Ihnen Ihre neuen Mitarbeiter bereits im Onboarding oder der Probezeit ab. Diese merken nämlich recht schnell, ob Sie beim Recruiting die Wahrheit gesagt haben oder nicht. Es bringt also wenig, die von potenziellen Kandidaten erwartete Wunschkultur vorzutäuschen. Das schadet nur Ihrer Arbeitgebermarke. Gerade schlechte Erfahrungen verbreiten sich über soziale Medien wie Lauffeuer.
Metallrecycling-Branche und Sinnhaftigkeit
Was die Sinnhaftigkeit betrifft hat die Metallrecycling-Industrie eigentlich einen echten Trumpf in der Hand. Immerhin steht sie an vorderster Front bei einem der größten Probleme der Menschheit: Müll zu reduzieren und Rohstoffe für die Kreislaufwirtschaft wiederverwertbar zu machen. Die Branche ist also hochrelevant für Nachhaltigkeit. Leider überwiegt häufig das „schmuddelige“ Image der Abfallwirtschaft. Diesem steuert die Branche noch viel zu wenig entgegen. Warum eigentlich?
Employer Branding-Potenziale für Metallrecycler
Auch bei der Zielgruppenansprache liegt der Schwerpunkt viel zu stark auf technischen Qualifikationen und Erfahrung. Der Purpose-Aspekt wird insbesondere bei der Ansprache junger Nachwuchsfachkräfte häufig unterschätzt. Storytelling zum konkreten Beitrag zur Nachhaltigkeit wird von den wenigsten eingesetzt. Auch wenn einige innovative Mittelständler beginnen, gezielt mit ihrer Nachhaltigkeitsrolle zu werben und den Umweltaspekt über „Mission Statement“-Kampagnen in den Vordergrund zu stellen. Auch Employer Value Propositions wie „Gestalte mit uns die Kreislaufwirtschaft der Zukunft“ werden mittlerweile von manchen Unternehmen genutzt. Aber leider noch immer von viel zu wenigen.
Schließlich ist den Recyclingunternehmen auch bewusst, dass Recruiting bei der Mitarbeiterbindung anfängt. Diese steht daher bei fast allen ganz oben auf der Agenda – fast 90 Prozent sehen sie als Schlüssel für eine robuste Personalpolitik für die Zukunft. Neben der Vergütung wollen aber lediglich 23 Prozent auf Weiterbildung setzen. Und echte Karrieremöglichkeiten bieten nur 15 Prozent an – hier ist eindeutig noch Luft nach oben. Und auch dringender Handlungsbedarf: Immerhin war die Wechselbereitschaft unter deutschen Arbeitnehmern noch nie so hoch.
So hilft eine auf die Metallrecycling-Branche spezialisierte Personalberatung
Das ist insbesondere für kleinere Betriebe, die wegen ihrer fehlenden Markenpräsenz bei Kandidaten eher unbekannt sind und sich daher nur schwer gegen größere, bekanntere Arbeitgeber durchsetzen können, relevant. Personalberater gelingt es gerade hier sehr viel besser als Ihnen, Kandidaten zu finden, die sich in einem mittelständischen Umfeld wohlfühlen. Sie haben nämlich einen dicken Vorteil: Ein sehr viel größeres Netzwerk und Ihre Recruiting-Expertise.