Aber: Es gibt Wege, damit umzugehen. Wer genauer hinschaut, findet Handlungsspielräume. Im Recruiting. In der Ansprache. Und in der Nutzung von Fördermitteln, die oft nicht einmal bekannt sind. Dieser Beitrag zeigt, was für KMUs in Sachsen heute wirklich funktioniert.
Inhalt
- Fachkräftemangel in Sachsen: Status quo
- Fachkräftemangel in Sachsen: Wie geht’s weiter?
- Fachkräfte in Sachsen finden: Was für KMUs wirklich funktioniert
- Personalberatung: Wenn internes Recruiting an Grenzen stößt
- Fazit
- FAQs
Fachkräftemangel in Sachsen: Status quo
Wie in anderen Bundesländern herrscht auch in Sachsen ein erheblicher Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Allein im Jahr 2024 fehlten laut Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) etwa 30.155 Fachkräfte. Das entspricht einer Stellenüberhangsquote von 45,4 Prozent. Das bedeutet: Fast jede zweite Stelle konnte nicht mit einer passend qualifizierten arbeitslosen Person besetzt werden. Besonders betroffen sind die Regionen Riesa und Plauen: Hier fehlt für 63,4 beziehungsweise 59,4 Prozent aller offenen Stellen passend qualifiziertes Personal.
Fachkräftemangel in Sachsen nach Regionen
Die Lücke verteilt sich dabei auf alle Qualifikationsniveaus von Fachkräften mit Berufsausbildung bis hin zu Experten mit akademischen Abschlüssen. Mit einer Nuance: Während Fachkräfte mit Berufsausbildung rein zahlenmäßig am stärksten fehlen, erweisen sich die Besetzungen von Expertenstellen – inklusive Meister – am schwierigsten. Das zeigen auch längeren Vakanzzeiten für diese Fachkräfte.
Facharbeiter und Gesellen in allen Branchen am häufigsten gesucht – Akademiker und Meister am längsten
Quelle Zahlen: IHK Sachsen
Grafik: WK Personalberatung
Auf spezifische Berufsfelder bezogen sind vorrangig die Bereiche Kraftfahrzeugtechnik, Altenpflege, Physiotherapie, Buchhaltung, Bauplanung und -überwachung sowie Sozialarbeit betroffen. Laut IHK Sachsen kämpfen vor allem kleinere Unternehmen und Betriebe damit, ihre Stellen zu besetzen.
Top-5-Engpassberufe in Sachsen nach Anforderungsniveau
Quelle Zahlen: KOFA
Grafik: WK Personalberatung
Fachkräftemangel in Sachsen: Wie geht’s weiter?
Die Lage wird sich laut Prognosen weiter verschärfen: Bis 2030 werden über 320.000, bis 2035 sogar 400.000 Arbeitskräfte altersbedingt aus dem sächsischen Arbeitsmarkt ausscheiden. Diesen Abgängen stehen sehr viel geringere Zugänge gegenüber, sodass insgesamt mit einer Lücke von 150.000 bis 180.000 Fachkräften gerechnet wird.
Entwicklung der Geburten in Sachsen seit 1983
Der anhaltende Geburtenrückgang führt also dazu, dass der Geburtenknick nach der Wende nachhaltig wirkt und auch weiterhin für einen langfristigen Rückgang der Erwerbstätigenzahlen in Sachsen sorgt.
Fachkräfte in Sachsen finden: Was für KMUs wirklich funktioniert
1. Nicht mehr nur abwarten, selbst suchen
Viele Fachkräfte wechseln nur, wenn man sie direkt anspricht. Die wenigsten klicken sich durch Jobportale. Gerade bei gefragten Profilen reicht eine Stellenanzeige nicht mehr. Wer über LinkedIn, Xing oder persönliche Kontakte regelmäßig ins Gespräch geht, hat Zugriff auf Kandidaten, die sonst nicht im Bewerbungsprozess auftauchen. Eine Stunde pro Woche kann reichen. Vorausgesetzt, sie wird gut genutzt. Zum Beispiel, um gezielt Personen aus ähnlichen Branchen anzuschreiben oder den eigenen Talentpool zu pflegen.
Ihre 4-Schritte-Strategie für erfolgreiches Active Sourcing
2. Was macht Sie als Arbeitgeber aus? Zeigen Sie’s!
Menschen entscheiden sich für Arbeitgeber, bei denen sie sich gut aufgehoben fühlen. Wer klar sagt, wie man im Unternehmen miteinander umgeht, wie man führt, wie man mit Fehlern umgeht, zieht eher passende Leute an. Gerade dann, wenn das Gehalt kein Alleinstellungsmerkmal ist. Zeigen können Sie das zum Beispiel über echte Einblicke ins Team auf der Karriereseite, in Stellenanzeigen, auf LinkedIn. Fotos, Stimmen aus dem Alltag, kurze Videos. Hochglanz-Kampagnen sind dafür nicht nötig. Fokussieren Sie sich auf das, was Ihren Betrieb wirklich ausmacht.
3. Bewerbungsprozess: Einfach, schnell, persönlich
4. Individuelle Benefits
Sie können direkter nachfragen, was ihre Mitarbeiter wirklich wollen und flexibler reagieren. Auch individuelle Pakete können Sie anbieten. KMUs sind hiergegenüber größeren Unternehmen klar im Vorteil. Beispielsweise sind laut einer aktuellen YouGov-Studie Benefits rund um Mobilität (u. a. Mobilitätsbudget, Tankgutscheine, Fahrtkostenzuschuss) am beliebtesten. Erst dann kommen flexible Arbeitsformen, aber auch andere Differenzierungsmöglichkeiten sind für kleinere Unternehmen interessant. Zu diesen gehören:
- Internetpauschale (bis zu 50 € monatlich steuerfrei nach § 3 Nr. 50 EStG)
- Essenszuschuss (bis zu ca. 112 € monatlich steuerbegünstigt nach § 40 Abs. 2 EStG)
- Weiterbildungsbudget (individueller als Konzern-Kataloge)
5. Internationale Fachkräfte in Sachsen: Ja, das geht auch für KMUs
Wie funktioniert’s konkret?
Über die Sächsische Aufbaubank (SAB) können KMUs Zuschüsse für Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse internationaler Fachkräfte, auch dual Studierende, erhalten.
Die Förderhöhen sind nach Unternehmensgröße gestaffelt
Quelle Zahlen: IHK Leipzig
Grafik: WK Personalberatung
Daneben gibt es auch Zuschüsse für Sprachkurse, Mentoring-Programme und Onboarding. Auch Projekte wie „Weltoffene Arbeitgebermarke“ vermitteln zwischen Unternehmen und internationalen Fachkräften, etwa durch Schulungen zum Integrationsmanagement (z. B. IHK-Zertifikat). Über regionale Fachkräfteallianzen bekommen Sie zudem du Zugang zu Netzwerken, Veranstaltungsformaten, Vermittlungsdiensten und Beratung vor Ort.
6. Technik-Fachkräfte: Fördertöpfe als Gehaltsbrücke nutzen
Viele Fachkräfte wollen mehr, als KMUs zahlen können. Genau da helfen Förderprogramme wie MINT oder EFRE. Wenn Sie als Mittelständler z. B. eine Stelle für Digitalisierung oder Prozessentwicklung schaffen, können Sie sich bis zur Hälfte der Personalkosten erstatten lassen. Das macht Ihre Gehälter wettbewerbsfähig, ohne Ihr Budget zu sprengen. Gerade in engen Märkten kann das den Unterschied machen: zwischen Absage und Zusage.

7. Land statt Stadt? Dann anders denken
Personalberatung: Wenn internes Recruiting an Grenzen stößt
Berater wissen, wo sie suchen müssen. Sie sprechen gezielt Fachkräfte an, die sich selbst nicht bewerben würden. Sie sortieren vor, klären Rahmenbedingungen und schlagen nur Profile vor, die wirklich passen – fachlich, aber auch im Miteinander. Gerade in engen Märkten spart das Zeit, verhindert Fehlbesetzungen und entlastet intern.
Für viele KMUs lohnt sich das besonders bei Positionen, die schwer zu besetzen sind oder schnell gebraucht werden. Auch wenn es um Nachfolge oder verdeckte Suchen geht, ist externe Unterstützung oft der schnellere und sicherere Weg.
Fazit
FAQs
Wie stark ist der Fachkräftemangel in Sachsen?
Welche Berufe sind in Sachsen besonders vom Fachkräftemangel betroffen?
Warum ist der Fachkräftemangel in Sachsen so groß?
Wie können Unternehmen trotz Fachkräftemangel in Sachsen Personal gewinnen?
Wer aktiv rekrutiert, ist klar im Vorteil. Dazu gehören Direktansprache, individuelle Benefits, schnelle Bewerbungsprozesse und klare Haltung als Arbeitgeber. Viele KMUs nutzen inzwischen auch Förderprogramme, um Gehälter aufzustocken oder internationale Fachkräfte zu integrieren.