Der Beruf des Risikocontrollers in einer Bank spielt eine entscheidende Rolle im Risikomanagement und Controlling. Angesichts von Banken- und Finanzkrisen wie der von 2007/8 und den ständig wachsenden regulatorischen Anforderungen ist der Risikocontroller zu einem unverzichtbaren Teil des Bankwesens geworden. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Aufgaben und Kompetenzen, die für diesen Job nötig sind, sowie auf die Ausbildung, die Karrierechancen und Gehaltsaussichten eines Risikocontrollers Bank. Abschließend beleuchten wir, wie Risikocontroller von den Banken rekrutiert werden.
Inhalt
- Welche Aufgaben hat ein Risikocontroller Bank
- In welchen Bereichen ist ein Risikocontroller Bank tätig?
- Was für eine Ausbildung muss ein Risikocontroller Bank mitbringen?
- Wie viel verdient ein Risikocontroller Bank?
- Wie sehen die Aufstiegschancen und Spezialisierungen eines Risikocontrollers Bank aus?
- Wie werden Risikocontroller Bank rekrutiert?
- Fazit
Welche Aufgaben hat ein Risikocontroller Bank
Der Risikocontroller Bank hat die Aufgabe, die möglichen Risiken von Geschäften oder Projekten unter die Lupe zu nehmen, sie zu bewerten und zu quantifizieren. Seine Hauptaufgabe? Den möglichen Schaden für seine Bank so gering wie möglich zu halten und zugleich mögliche Chancen zu identifizieren. Hier sind die Aufgaben im Detail:
- Entwicklung und Validierung von Risikomodellen: Risikocontroller spielen eine zentrale Rolle bei der Erstellung von Modellen, die dazu dienen, Risiken zu quantifizieren. Diese Modelle unterstützen die Bank dabei, mögliche Verluste zu berechnen und abzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein negatives Szenario eintritt.
- Erstellung von Risiko-Reports: Risikocontroller fassen die Ergebnisse ihrer Analysen in übersichtlichen Berichten zusammen, die meist dem Vorstand und den Aufsichtsbehörden präsentiert werden. Diese Reports sind eine wichtige Grundlage für Entscheidungen über zukünftige Geschäfte.
- Überwachung von aufsichtsrechtlichen Anforderungen: Banken müssen sich an strenge Vorschriften halten, wie etwa die Regeln von Basel III, MaRisk oder WpIG. Hier kommt der Risikocontroller ins Spiel – er stellt sicher, dass alle internen Abläufe den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und kümmert sich um die Prüfungen durch externe Aufsichtsbehörden wie die BaFin oder die Europäische Zentralbank.
- Begleitung von Aufsichtsprüfungen: Wenn die Aufsichtsbehörden ihre Prüfungen durchführen, ist der Risikocontroller der Go-to-Ansprechpartner. Er informiert detailliert über alle relevanten Prozesse und Modelle und stellt sicher, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt werden.
- Projektmanagement: Neben seinen täglichen Aufgaben bringt sich der Risikocontroller auch aktiv in interne Bankprojekte ein. Dabei geht es darum, neue Risiken zu analysieren und bestehende Modelle zu optimieren. Er kann sowohl als Projektleiter als auch als Teammitglied mitwirken.
In welchen Bereichen ist ein Risikocontroller Bank tätig?
Ein Risikocontroller kann und wird häufig in verschiedenen Bereichen innerhalb einer Bank eingesetzt werden. Jeder dieser Bereiche hat seine eigenen spezifischen An- und Herausforderungen.
Beginnen wir mit dem Marktpreisrisiko. In diesem Bereich überwacht der Risikocontroller die Risiken, die aus Schwankungen von Marktpreisen wie Zinssätzen, Wechselkursen oder Aktienkursen entstehen. Um diese Risiken zu quantifizieren, kommen oft komplexe mathematische Modelle (u. a. CAPM) zum Einsatz, die beispielsweise das sogenannte Beta-Risiko oder Value-at-Risk (VaR) berechnen.
Ein weiterer wichtiger Bereich des Risikocontrollings ist das Kreditrisiko. Hier geht es um die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, dass Kreditnehmer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können. Der Risikocontroller nutzt hierbei verschiedene Modelle wie etwa den Expected Loss (EL), um den möglichen Verlust durch Zahlungsausfälle zu quantifizieren. Dabei spielen Ausfallwahrscheinlichkeiten (PD), Ausfallkredithöhe (EAD) und Verlustquoten bei Ausfall (LGD) eine entscheidende Rolle, um ein umfassendes Bild der Kreditrisiken zu erhalten.
Der Risikocontroller Bank spielt eine aktive Rolle im Management des operationellen Risikos, das aus unzureichenden internen Prozessen, menschlichen Fehlern oder unvorhergesehenen externen Ereignissen wie Systemausfällen oder Betrug resultiert. Um diesen Herausforderungen proaktiv zu begegnen, entwickelt er zudem gezielte präventive Maßnahmen, die darauf abzielen, die Auswirkungen solcher Risiken zu minimieren und die Stabilität der Bank zu gewährleisten.
Daneben ist das Liquiditätsrisiko ein weiterer zentraler Bereich des Risikocontrollings. Banken müssen stets sicherstellen, dass sie über genügend liquide Mittel verfügen, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Der Risikocontroller analysiert und überwacht die Liquiditätssituation der Bank und entwickelt Strategien, um potenzielle Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Risikocontroller Bank: Bereiche
Schließlich sind ein immer wichtiger werdender Bereich des Risikocontrollings die ESG-Risiken. Hierbei handelt es sich um die potenziellen negativen Auswirkungen von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren auf die Geschäftstätigkeit und den finanziellen Erfolg eines Unternehmens.
Der Risikocontroller verwendet verschiedene Bewertungsmethoden, um die Risiken zu identifizieren und zu quantifizieren, die aus unzureichenden Nachhaltigkeitspraktiken resultieren können. Dabei spielen Faktoren wie CO2-Emissionen, soziale Verantwortung und Unternehmensführung eine entscheidende Rolle, um ein umfassendes Bild der ESG-Risiken zu erhalten.
Was für eine Ausbildung muss ein Risikocontroller Bank mitbringen?
Die Position des Risikocontrollers Bank setzt eine fundierte Ausbildung und spezifische Fähigkeiten voraus. Viele Risikocontroller haben ein Studium in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre (BWL), Volkswirtschaftslehre (VWL), Mathematik oder Physik absolviert. Neben der fachlichen Qualifikation sind auch folgende Kompetenzen von großer Bedeutung:
- Analytisches Denken: Da der Risikocontroller komplexe mathematische Modelle entwickelt und anwendet, ist eine hohe analytische Kompetenz unerlässlich. Er muss in der Lage sein, Daten zu interpretieren und die richtigen Schlüsse aus diesen zu ziehen.
- Technisches Know-how: Sehr gute Kenntnisse in MS Office, insbesondere Excel, sowie in speziellen Risikomanagement-Tools und Software-Umgebungen und Programmiersprachen wie SAS, R, S-Plus oder SAP sind essenziell.
Risikocontroller Bank: Erforderliche Kompetenzen
- Kommunikationsfähigkeit: Risikocontroller müssen ihre Ergebnisse klar und verständlich kommunizieren können, sowohl gegenüber dem Vorstand als auch gegenüber Aufsichtsbehörden. Diese Fähigkeit ist zudem wichtig, wenn es darum geht, von anderen Fachabteilungen die für ihn relevanten Informationen zu erhalten.
- Belastbarkeit und Flexibilität: Die Arbeit im Risikomanagement ist dynamisch und unterliegt häufigen Veränderungen. Neue regulatorische Anforderungen oder Marktveränderungen können schnell zu neuen Herausforderungen führen, auf die der Risikocontroller flexibel reagieren muss.
Wie viel verdient ein Risikocontroller Bank?
Das Gehalt eines Risikocontrollers hängt stark von der Berufserfahrung, der Position, der Unternehmensgröße und dem Standort des Arbeitgebers ab.
Risikocontroller Bank: Gehalt
Quelle Zahlen: Gehalt.de
Grafik: WK Personalberatung
Ein Junior-Risikocontroller kann mit einem Einstiegsgehalt von etwa 55.000 Euro brutto im Jahr rechnen, während erfahrene Senior-Risikocontroller über 100.000 Euro brutto jährlich verdienen können. In der Bankenmetropole Frankfurt sind die Gehälter in der Regel höher als in anderen deutschen Städten.
Wie sehen die Aufstiegschancen und Spezialisierungen eines Risikocontrollers Bank aus?
Ein Risikocontroller kann sich im Laufe seiner Karriere spezialisieren, beispielsweise auf bestimmte Risikoarten wie Marktpreis-, Kredit- oder Liquiditätsrisiken. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich auf die Entwicklung und Implementierung von speziellen Risikomodellen zu konzentrieren. Diese Spezialisierungen bieten nicht nur vertiefte fachliche Expertise, sondern auch zusätzliche Karrieremöglichkeiten.
Mit zunehmender Berufserfahrung kann ein Risikocontroller Bank zudem zum Senior-Risikocontroller aufsteigen. Weitere Karriereschritte könnten die Leitung des Risikocontrollings oder eine Position als Leiter Finanzen sein. In großen Kreditinstituten besteht zudem die Möglichkeit, eine Position im Vorstand als Risikovorstand anzustreben.
Wie werden Risikocontroller Bank rekrutiert?
Das Recruiting von Risikocontrollern in Banken umfasst sowohl interne als auch externe Ressourcen. Viele Banken ziehen es vor, ihre Risikocontroller intern zu rekrutieren, um sicherzustellen, dass die Kandidaten mit der Unternehmenskultur und den spezifischen Anforderungen vertraut sind.
Dennoch setzen zahlreiche Banken auch auf spezialisierte Personalberater, um Zugang zu einem breiteren Talentpool zu erhalten und spezialisierte Fachkräfte zu finden. Diese Berater bringen oft wertvolle Branchenkenntnisse mit, die den Auswahlprozess optimieren können. Letztlich hängt die Wahl der Rekrutierungsmethode von der Größe der Bank und den spezifischen Anforderungen der Risikomanagement-Abteilung ab.
Fazit
Der Beruf des Risikocontrollers Bank ist nicht nur anspruchsvoll, sondern auch unglaublich vielseitig und bietet zahlreiche Karrierechancen. Die Aufgaben sind spannend und reichen von der Entwicklung komplexer Risikomodelle über die Überwachung der Einhaltung aufsichtsrechtlicher Anforderungen bis hin zur Erstellung von aufschlussreichen Risiko-Reports. Für zahlenaffine Menschen, die sich für das Bankwesen und Risikomanagement begeistern, ist dieser Beruf besonders attraktiv. Mit der richtigen Ausbildung und den passenden Fähigkeiten stehen einem viele Türen offen – sowohl fachlich als auch finanziell.
Allerdings ist das Recruiting von Risikocontrollern eine echte Herausforderung, da die Vielfalt an erforderlichen Kenntnissen und Kompetenzen sowie der Fachkräftemangel die Suche nach geeigneten Talenten erschweren. Hier kann eine professionelle Personalberatung eine wertvolle Unterstützung bieten. Sie hilft Banken dabei, die richtigen Kandidaten zu finden, die nicht nur über die erforderlichen Qualifikationen verfügen, sondern auch gut ins Team passen. So wird der Rekrutierungsprozess effizienter und erfolgreicher gestaltet.