Tiefbauprojekte wie Glasfaserverlegung, Kanalbau oder Straßenbau sind technisch komplex, sicherheitsrelevant und müssen oft unter großem Zeitdruck umgesetzt werden. Die Bauleitung im Tiefbau ist dafür verantwortlich, dass auf der Baustelle alles reibungslos abläuft: Sie koordiniert die verschiedenen Gewerke (z. B. Straßenbau, Rohrleitungsbau), steuert den Einsatz von Nachunternehmern und sorgt dafür, dass Materialien rechtzeitig vor Ort sind. Weil der Tiefbau ein spezialisiertes Feld ist und der Arbeitsmarkt ausgedünnt, gibt es immer weniger qualifizierte Bauleiter mit Tiefbauerfahrung. Für Unternehmen wird es dadurch zunehmend schwierig, diese Schlüsselposition zu besetzen, insbesondere bei Großprojekten oder in KRITIS-nahen Bereichen.
Inhalt
- Was genau macht ein Bauleiter im Tiefbau?
- Welche Qualifikationen brauchen Bauleiter im Tiefbau?
- Was verdienen Bauleiter im Tiefbau?
- Recruiting im Tiefbau: Warum die Suche so schwierig ist
- Strategien für erfolgreiche Besetzungen
- Fazit
- FAQs
Was genau macht ein Bauleiter im Tiefbau?
Die Bauleitung trägt auch im Tiefbau die Verantwortung für die gesamte Baustelle von der Vorbereitung bis zur Abnahme des jeweiligen Tiefbauprojekts. Im Gegensatz zum Hochbau arbeitet sie überwiegend mit dem Boden, dem Untergrund und technischen Leitungen. Oft unter schwierigen Bedingungen: Witterung, Verkehrssicherung und logistische Engpässe gehören zum Alltag.
Typische Aufgaben eines Bauleiters im Tiefbau
Die Schwerpunkte im Tiefbau variieren je nach Projekt: Straßenbau erfordert vor allem Massenbewegungen (Erdarbeiten, Aushub, Aufschüttung) und Asphaltarbeiten, Kanalbau stellt hohe Anforderungen an Sicherheit (Schachtarbeiten, Gasansammlungen), Abdichtung und Gefälleplanung. Im Leitungsbau ist die enge Abstimmung mit Netzbetreibern, Spülbohrtechnik und Trassenführung entscheidend.
Welche Qualifikationen brauchen Bauleiter im Tiefbau?
In der Regel wird ein abgeschlossenes Studium im Bereich Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Tiefbau, Baubetrieb oder eine vergleichbare Qualifikation erwartet. Alternativ führen auch berufspraktische Wege in die Bauleitung. Beispielsweise über eine Ausbildung als Straßenbauer oder Rohrleitungsbauer mit anschließender Weiterbildung zum Bautechniker, (Schacht-)Meister oder über eine Bauleiterschulung. Tatsächlich kommen viele erfahrene Bauleiter im Tiefbau aus der Praxis und haben sich hochgearbeitet.
Besondere Anforderungen im Tiefbau je nach Einsatzbereich
Was verdienen Bauleiter im Tiefbau?
- Einstiegsgehälter (Junior): Das Einstiegsgehalt liegt bei rund 48.000 Euro (myStipendium) und etwa 54.000 Euro (meingehalt.net)
- Mit Berufserfahrung (5 bis 10 Jahre): Das Jahresgehalt steigt auf durchschnittlich rund 64.500 Euro (5 Jahre) bis ca. 76.400 Euro (10 Jahre) (meingehalt.net).
In Baden-Württemberg verdienen Bauleiter im Tiefbau am besten
Quelle Zahlen: meingehalt.net
Grafik: WK Personalberatung
Recruiting im Tiefbau: Warum die Suche so schwierig ist
Die Nachfrage nach Bauleitungen mit Tiefbau-Know-how übersteigt das Angebot deutlich. Der Altersdurchschnitt ist hoch, viele gehen in den nächsten Jahren in Rente, viele von diesen vor der Regelaltersgrenze. Gleichzeitig gibt es zusätzliche Nachfrageimpulse durch Förderprogramme (z. B. Glasfaserausbau, kommunale Infrastruktursanierung) sowie Energiewende-Projekt weiter gestiegen. Besondere Herausforderungen im Recruiting sind:
- Wenige Studiengänge mit Tiefbau-Spezialisierung: Viele Unis bieten lediglich allgemeines Bauingenieurwesen
- Geringe Sichtbarkeit der Tiefbaubranche für Nachwuchs: Tiefbau ist weniger „sexy“ als andere Ingenieursdisziplinen
- Hohe Mobilitätsanforderungen (Reisebereitschaft) als zusätzlicher abschreckender Faktor
- Unregelmäßige Arbeitszeiten: Projektdruck und Notfälle erfordern Flexibilität
Strategien für erfolgreiche Besetzungen
Interne Entwicklung
- interne Schulungen
- formalisierte Qualifikationen, beispielsweise über TÜV- oder DEKRA-zertifizierten Bauleiterschulungen
- schrittweise Verantwortungsübernahme als Junior-Bauleiter, oft flankiert durch Mentoring oder Tandemmodelle
Personalbindung als strategische Ergänzung
Wer beispielsweise Poliere gezielt zur Bauleitung entwickeln möchte, sollte auch dafür sorgen, dass diese Fachkräfte dem Unternehmen langfristig erhalten bleiben. Und auch in Phasen konjunktureller Abkühlung gehalten werden. Laut der DIHK-Konjunkturumfrage vom Frühsommer 2025 wollen 70 Prozent der Bauunternehmen ihren Personalbestand in den kommenden zwölf Monaten halten. Zwar plant rund ein Fünftel Stellenabbau, doch das betrifft vor allem den Hochbau. Der Tiefbau ist weiterhin gut ausgelastet, gestützt durch Infrastrukturinvestitionen, kommunale Vorhaben und Versorgungsprojekte. Was beispielsweise zur Bindung beiträgt:
Mögliche Bindungsmaßnahmen für Tiefbau-Bauleiter und interne Entwicklungskandidaten
Diese Maßnahmen wirken oft unspektakulär, sind aber nachhaltig. Denn selbst gut integrierte Bauleiter orientieren sich um, wenn Entwicklungsperspektiven fehlen oder die Arbeitsbelastung langfristig nicht passt.
Hochschulkooperationen gezielt nutzen
Gerade im Tiefbau sind Kooperationen mit Hochschulen eine wirksame Möglichkeit, um den eigenen Nachwuchs frühzeitig zu binden. Besonders dual Studierende oder Werkstudierende mit Baustellenpraxis können gezielt aufgebaut und früh an das Tiefbauunternehmen gebunden werden, wenn sich das Unternehmen sich als moderner, langfristig relevanter Arbeitgeber im Infrastrukturbereich präsentieren kann.

Direktansprache durch Personalberater
Viele qualifizierte Bauleiter im Tiefbau wechseln nur über Direktansprache. Personalberater machen solche Wechsel möglich, indem sie gezielt ansprechen, vorfiltern, diskret agieren und realistische Erwartungen klären. Was leistet ein professioneller Rekrutierungsprozess konkret?