BLog

Fachkräftemangel in der Medizintechnik: Kritische Engpässe und Wege aus der Recruiting-Falle

Die Medizintechnik ist eine der innovativsten Branchen in Deutschland. Gleichzeitig aber auch eine der anspruchsvollsten, wenn es um Recruiting geht. Bildgebende Großgeräte, KI-gestützte Diagnostik oder hochsensible Zulassungsverfahren entstehen nicht ohne Spezialisten, die ihr Handwerk beherrschen. Genau diese Experten fehlen aber. MedTech-Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass offene Schlüsselpositionen monatelang unbesetzt bleiben – mit direkten Auswirkungen auf Produktentwicklung und Markteinführungen.

Inhalt

  1. Wie Medizintechnik Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft
  2. Fachkräftemangel in der Medizintechnik: Neue Technologien treffen auf fehlendes Personal
  3. Warum Personalberatung für Medizintechnik den Unterschied macht
  4. Fazit
  5. FAQs

Wie Medizintechnik Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft

Die Medizintechnik (MedTech) hat laut BMWE in 2024 5,6 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einem Anteil von 5,5 Prozent an der gesamten industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) entspricht.

Hinzu kommt ein indirekter Wertschöpfungsbeitrag von 4 Milliarden Euro durch Zulieferer und Dienstleister sowie sogenannte induzierte Effekte durch die Konsumausgaben der Beschäftigten (1,6 Milliarden Euro). Die wirtschaftliche Gesamtwirkung beträgt also insgesamt 11,2 Milliarden Euro. Das heißt jeder Euro, den die MedTech-Branche erwirtschaftet, generiert zusätzlich 1,01 Euro in anderen Wirtschaftsbereichen.

Entwicklung der direkten Bruttowertschöpfungs- und Erwerbstätigenzahlen der MedTech-Branche (2015-2024)

Quelle Zahlen: BVMed
Grafik: WK Personalberatung

Und haben wir auch noch Beschäftigungseffekte. In der Medizintechnik arbeiten 39.400 Menschen. Zusätzlich entstehen indirekt 46.700 Stellen bei Zulieferern und Dienstleistern sowie 19.200 Arbeitsplätze durch die bereits genannten Konsumeffekte der Beschäftigten. Jeder direkte Arbeitsplatz in der Medizintechnik sichert 1,67 weitere Stellen in anderen Branchen. Insgesamt hängen ganze 105.300 Arbeitsplätze von der MedTech-Branche ab.
Diese beiden gegenüber der letzten größeren Branchenstudie in 2016 gestiegenen Multiplikatoreffekte (Wertschöpfung und Beschäftigung) deuten darauf hin, dass in den letzten Jahren in der Branche
  1. eine tiefere Integration der Wertschöpfungsketten erfolgt ist.
  2. mehr lokale Zulieferer eingebunden wurden.
  3. die Digitalisierung zu effizienteren Prozessen geführt hat.
Insgesamt ist die MedTech-Branche kleiner als die Medizinproduktebranche, wächst aber dynamischer, erzeugt starke Multiplikatoreffekte in anderen Sektoren und trägt damit überproportional zu Wertschöpfung und Beschäftigung in der Gesamtwirtschaft bei. Sie gilt zudem innerhalb der Medizintechnik- und Medizinproduktebranche als Innovationstreiber.
Kreidezeichnung auf einer Tafel, die den Prozess von einer chaotischen Idee zu einer klaren Lösung veranschaulicht.
MedTech ist Innovationsmotor

Dennoch gilt auch für die Medizintechnik, dass die EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) seit 2017 die Innovationszyklen verlängert und Zulassungsprozesse komplexer gemacht hat. Während große MedTech-Hersteller wie Siemens Healthineers oder Zeiss Meditec die regulatorischen Anforderungen kostenseitig besser abfedern können, spüren vor allem mittelständische Hersteller und Zulieferer die Belastung. Deutschland bleibt dennoch weiterhin ein zentraler Akteur, mit Bayern (Siemens Healthineers) und Baden-Württemberg (Zeiss Meditec, starke Zulieferbasis) als Kernregionen.

Fachkräftemangel in der Medizintechnik: Neue Technologien treffen auf fehlendes Personal

Neben hohen Kostenbelastungen durch die MDR, Handelskonflikte mit den USA und China sowie steigenden Energie- und Personalkosten bleibt der Fachkräftemangel in der Medizintechnik eines der drängendsten Probleme.

Eine Nahaufnahme des Inneren eines Magnetresonanztomographen (MRT), mit abgenommener Verkleidung.
Der Fachkräftemangel in der MedTech-Branche hemmt Innovation

Das bestätigt auch die aktuelle BVMed-Herbstumfrage. Die Studie fasst Medizintechnik und Medizinprodukte zwar zusammen, dennoch lassen sich anhand der erfassten Berufsprofile Rückschlüsse auf die Medizintechnik im engeren Sinn ziehen. So zeigen sich laut der Umfrage vor allem in den Bereichen Vertrieb, Produktion, Regulatory Affairs, Qualitätsmanagement und F&E kritische Engpässe. Und diese sind auch für MedTech-Unternehmen zentral.

Gesucht werden vor allem Ingenieure (34 Prozent), Medizintechniker (29 Prozent), Informatiker und Data Scientists (jeweils 23 Prozent) sowie Naturwissenschaftler (20 Prozent). Der hohe Bedarf an Data Scientists, aber auch Robotik-Ingenieuren und KI-Spezialisten unterstreicht dabei, dass datengetriebene Versorgungslösungen in der MedTech-Branche weiter an Bedeutung gewinnen. Kann die Fachkräftelücke gerade in diesen Bereichen nicht geschlossen werden, wird das auch die Entwicklung neuer Technologien und Implementierung digitaler Lösungen erschweren.

Die wachsende Personallücke wird trotz der aktuellen wirtschaftlichen Krisenstimmung von mehr als der Hälfte der Unternehmen der MedTech- und Medizinproduktebranche (57 Prozent) als Hemmschuh für ihre Geschäftstätigkeit betrachtet. Aufgrund der höheren technologischen Anforderungen und der stärkeren Digitalisierungsdynamik kann davon ausgegangen werden, dass die Lücken in der Medizintechnik mit ihren gut 39.000 Beschäftigten noch ausgeprägter sein sind.

Recruiting-Herausforderung: Hochspezialisierte Ingenieure

Wer einen Entwicklungsingenieur für 7‑Tesla-MRT-Systeme oder einen Regulatory Manager für Strahlentherapiegeräte sucht, steht vor einer echten Herausforderung: Bewerber lassen sich nicht einfach über Karriereseiten oder Jobportale finden.

Die Anforderungsprofile verändern sich

Stattdessen braucht es Active Sourcing, also die gezielte, individuelle Ansprache möglicher Kandidaten, deren Qualifikation man genau prüfen muss. Das heißt genau definieren, wen man sucht, welche Erfahrungen, welches Know-how tatsächlich relevant sind und mit diesem Suchprofil in Datenbanken und auf Social Media nach passenden Kandidaten suchen. Das ist sehr aufwändig. Nehmen wir beispielweise System-Ingenieure:
  • 1. Die Zielgruppe ist sehr klein: System-Ingenieure für MRT-, CT- oder Strahlentherapiesysteme arbeiten fast ausschließlich bei großen Herstellern wie Siemens Healthineers, Philips, GE Healthcare oder Varian/Elekta. Die Teams sind klein und oft über internationale Standorte verteilt.
  • 2. Es geht um hochspezialisierte Fachkräfte: Die Ingenieure arbeiten an Gradientenspulen, HF-Sendesystemen, Kryotechnik oder Bildrekonstruktionsalgorithmen. Dieses Know-how ist ausgesprochen spezialisiert und lässt sich nicht ohne Weiteres auf andere Systeme oder Geräte übertragen. Das hängt stark von den jeweiligen Technologien und Anwendungen ab.
  • 3. Diese sind kaum sichtbar: Und dann sind gerade diese Ingenieure eher selten auf LinkedIn aktiv. Die Profile sind oft veraltet und werden nicht mit aktuellen Projekten gefüttert. Wenn mal etwas publiziert wird, dann eher in Fachjournalen wie Magnetic Resonance in Medicine oder im Rahmen von Branchensymposien oder Konferenzen wie der ISMRM.
  • 4. Und sie wechseln selten: MedTech-Ingenieure sind tendenziell längerfristig bei einem Arbeitgeber beschäftigt. Das liegt an den meist langfristigen Entwicklungszyklen und Projekten, die typischerweise mehrere Jahre dauern und spezielle Expertise erfordern. Wenn doch mal gewechselt wird, dann eher auf persönliche Empfehlung. Die Branche ist bekannt für ihr enges Netzwerk. Da muss man sich als Arbeitgeber gut verkaufen können.

Aber spezialisierte Komponentenhersteller und Zulieferer im Umfeld von Superconductors, Vakuumtechnik, HF-Elektronik oder Ausgründungen aus Universitäten oder Forschungsclustern im Bereich KI-gestützter Bildgebung oder neuer Strahlentherapieansätze suchen ebenfalls genau diese Profile. Und für diese kleineren Player ist es noch schwieriger, Entwicklungs- oder System-Ingenieure zu gewinnen, weil sie eben mit bekannten Playern wie Siemens & Co. im Wettbewerb stehen.

Warum Personalberatung für die Medizintechnik den Unterschied macht

Spezialisierte Personalberater kennen die technischen Herausforderungen, verstehen die regulatorischen Anforderungen und haben Zugang zu Kandidaten, die über normale Stellenausschreibungen nicht erreichbar sind. Sie entlasten HR und Fachabteilungen und liefern passende Kandidaten. Das bestätigen auch immer wieder Kunden, die von effizienter, zielgenauer und professioneller Unterstützung mit messbaren Erfolgen bei der Besetzung anspruchsvoller Positionen berichten.

Kandidaten finden, die es wirklich gibt

Personalberater wissen, wo die wenigen Spezialisten arbeiten. Wenn ein MedTech-Startup seine Series-B-Finanzierung nicht bekommt und das Team freisetzen muss, kennen sie die Entwickler. Wenn ein Zulieferer einen Großauftrag verliert oder ein erfahrener Ingenieur nach 15 Jahren bei Siemens endlich mal was anderes machen will. Solche Informationen erhält man nicht über LinkedIn.

Schneller besetzen bei kritischen Rollen

In MedTech-Projekten kann eine unbesetzte Schlüsselposition den ganzen Zulassungsprozess verzögern. Wenn der Regulatory Manager für ein neues CT-System drei Monate fehlt, verschiebt sich der Marktstart. Personalberater haben ihre Kandidatenpools und Netzwerke aufgebaut und können binnen Wochen liefern, statt monatelang zu suchen.

Bewerten, was wirklich passt

Ein Bewerber mit Erfahrung in der MRT-Technologie kann auf sehr unterschiedlichen Systemen gearbeitet haben – etwa auf 0,3-Tesla-Systemen mit niedriger Magnetfeldstärke oder auf hochmodernen 7-Tesla-Forschungsgeräten mit Ultrahochfeldtechnik. Diese Unterschiede sind wichtig, da sie Einfluss auf die technische Komplexität, die Art der Bildgebung, die Anforderungen an die Hardware sowie die anzuwendenden Protokolle haben. MedTech-Personalberater können diese Details genau bewerten und dadurch verhindern, dass ein Kandidat für eine spezifische Rolle falsch eingeschätzt wird, was teure Fehlbesetzungen vermeidet.

Diskret suchen können

Wenn ein Unternehmen einen neuen Entwicklungsleiter sucht, weil der aktuelle das Unternehmen verlässt, kann es sein, dass eine öffentliche Ausschreibung nicht möglich oder gewünscht ist. Eine diskrete Suche über eine Personalberatung schützt interne Unternehmensinformationen und ermöglicht zugleich eine zielgerichtete Kandidatensuche ohne offene Bekanntmachung der Vakanz.

Sichtbarkeit für kleinere Unternehmen

Ein Mittelständler aus Tuttlingen oder dem Medical Valley Hechingen hat gegen Siemens Healthineers oft keine Chance, Top-Kandidaten zu gewinnen. Personalberater kennen aber auch die Vorteile kleinerer Unternehmen und können diese gezielt kommunizieren – etwa mehr Verantwortung, direkteren Einfluss auf Produktentscheidungen oder bessere Work-Life-Balance.

Fazit

Der Fachkräftemangel wird auch in der Medizintechnik bleiben. Und er wird sich mit Digitalisierung, MDR und internationalem Wettbewerbsdruck verschärfen. Unternehmen können diese Lücke nicht mit klassischen Stellenanzeigen schließen. Gefragt sind gezielte Strategien: Kandidaten dort finden, wo sie heute arbeiten, und ihnen Perspektiven aufzeigen, die zu ihrer Karriere passen. Hier leisten spezialisierte Personalberater einen entscheidenden Beitrag – nicht als Ersatz für HR, sondern als Partner mit Branchenwissen und direktem Zugang zu den Profilen, die den Unterschied machen.

FAQs

Warum ist der Fachkräftemangel in der Medizintechnik besonders ausgeprägt?

Die Medizintechnik braucht vor allem hochspezialisierte Ingenieure, Entwickler und Regulatory-Experten. Diese arbeiten oft viele Jahre in festen Projekten und sind am Arbeitsmarkt kaum sichtbar. Gleichzeitig wächst der Bedarf durch Digitalisierung, KI und neue Zulassungsanforderungen schneller, als Nachwuchs ausgebildet wird.

Welche Fachbereiche sind vom Fachkräftemangel in der Medizintechnik am stärksten betroffen?

Besonders eng ist die Lage in F&E, Regulatory Affairs, Qualitätsmanagement und Vertrieb. Hinzu kommen neue Bedarfe im Bereich KI-gestützter Bildanalyse, Cybersecurity und Software als Medizinprodukt. Diese Hybrid-Profile sind am Markt selten.

Welche Rolle spielt die MDR beim Fachkräftemangel in der Medizintechnik?

Die MDR hat die Anforderungen an Nachweise, Dokumentation und Zulassung verschärft. Dadurch steigt der Bedarf an Regulatory-Spezialisten mit technischer Expertise. Da diese Schnittstellenkompetenz rar ist, verschärft die MDR den Fachkräftemangel zusätzlich.

Warum sind kleinere MedTech-Unternehmen stärker betroffen?

Mittelständler konkurrieren mit globalen Playern wie Siemens Healthineers oder Philips. Sie können weniger mit Gehalt und internationaler Strahlkraft punkten. Top-Kandidaten entscheiden sich dann eher für bekannte Namen, obwohl Mittelständler oft mehr Verantwortung und Gestaltungsspielraum bieten.

Was können Unternehmen gegen den Fachkräftemangel in der Medizintechnik tun?

Einzelne Maßnahmen wie Stellenanzeigen reichen nicht. Erfolgreich sind Kombinationen aus gezieltem Active Sourcing, Employer Branding in Fachclustern und spezialisierter Personalberatung. Wichtig ist, die Vorteile des eigenen Unternehmens sichtbar zu machen und Kandidaten frühzeitig in Netzwerken anzusprechen.

Kostenloses Erstgespräch

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess?

Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeiter-gewinnung beheben.

Sie benötigen Hilfe bei der Besetzung Ihrer vakanten Stellen oder haben Probleme im Recruiting Prozess? Erfahren Sie in einem kostenlosen 30-minütigen Gespräch mit einem unserer Experten, wie Sie die Engpässe in Ihrer Mitarbeitergewinnung beheben.

Weitere Beiträge

Sie haben Spitzenpositionen zu besetzen oder benötigen Hilfe, bei der Besetzung von Fach- und Führungskräften?

Wir beraten Sie gerne.