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Wie Personalberatungen mit Ihrer Employer Value Proposition (EVP) Fachkräfte gewinnen

Junger Arbeitgeber gibt neuer Mitarbeiterin die Hand.

Professionelle Personalberater jonglieren fortwährend zwischen Unternehmensrealität und den Erwartungen der Kandidaten. Es reicht nicht mehr, einfach nur Stellen zu vermitteln. Entscheidend ist vielmehr, sich eingehend mit den Werten, Eigenheiten und vor allem Arbeitgebervorteile (USPs) der Auftraggeber auseinanderzusetzen, um passende Kandidaten von einem Jobwechsel überzeugen zu können. Wie machen das Personalberatungen? Indem sie die Employer Value Proposition ihrer Mandanten ganz gezielt einsetzen. Was das genau ist und wie diese bei der Besetzung jeder Ihrer Stellen behilflich ist, erklären wir folgend.

Inhalt

  1. Die Erwartungen moderner Arbeitnehmer verstehen
  2. Personalberatung auf dem Kandidatenmarkt
  3. Was also ist die Employer Value Proposition (EVP)?
  4. So entwickeln Sie Ihre ganz spezifische EVP
  5. Erfolgsfaktoren für eine wirksame EVP
  6. Die strategische Rolle der Personalberatung
  7. Fazit
  8. FAQs

Die Erwartungen moderner Arbeitnehmer verstehen

Qualifizierte Fachkräfte achten heute viel stärker auf Faktoren jenseits der reinen Vergütung. Sie suchen nach Sinnhaftigkeit in ihrem Job, nach Entwicklungsmöglichkeiten und wollen, dass ihr Arbeitgeber ihre persönlichen Werte widerspiegelt.

Top 5 Faktoren für Jobwechsel

Quelle Zahlen: Stepstone
Grafik: WK Personalberatung

Diese Entwicklung stellt auch neue Anforderungen an die Personalberatung. Es reicht nicht mehr, eine Position anhand ihrer formalen Merkmale zu beschreiben, um neue Talente zu gewinnen. Vielmehr müssen die tieferliegenden Qualitäten des Arbeitgebers herausgearbeitet und Kandidaten gegenüber vermittelt werden.

Personalberatung auf dem Kandidatenmarkt

Während früher also die reine Stellenvermittlung im Vordergrund stand, müssen Berater ihre Kunden heute stärker als attraktive Arbeitgeber am Arbeitsmarkt positionieren. Warum? Auf einem Kandidatenmarkt haben Ihre Bewerber die Wahl. Und diese informieren sich heute umfassend, bevor sie sich für Sie als Arbeitgeber entscheiden. Und dabei achten sie zunehmend auch auf weiche Faktoren wie die Unternehmens- und Führungskultur.

Geschäftsfrau mittleren Alters repräsentiert moderne Führungskultur und Teamarbeit in einem dynamischen Büro.
Führungskultur für Recruiting bedeutend

Klar spielen Jobsicherhalt und Gehalt weiterhin eine große Rolle. Aber gerade KMUs können häufig nicht mit den Top-Gehältern der Branchenriesen konkurrieren. Daher ist es insbesondere für Mittelständler wichtig, im Recruiting andere Stärken wie beispielsweise flache Hierarchien und sehr gute Entwicklungs- und Aufstiegschancen hervorzuheben.

Frau hebt schweres Gewicht, symbolisiert Stärke, Entschlossenheit und das Ausspielen persönlicher Fähigkeiten.

Spielen Sie Ihre Stärken aus, um auf sich aufmerksam zu machen

Arbeiten Personalberater für mittelständische Unternehmen, müssen auch sie ihre Mandanten heute wesentlich tiefgehender kennenlernen als in der Vergangenheit. Hierzu gehört auch die Berücksichtigung Ihrer ganz spezifischen Employer Value Proposition (EVP), wenn sie die Such- und Ansprachestrategie für Ihre Vakanz entwickeln. Haben Sie noch keine, führen sie ausführlichere Gespräche mit Ihren Führungskräften und Mitarbeitern, analysieren Ihre Unternehmenskultur und entwickeln eine Art „EVP-Blaupause“, die die spezifischen Stärken und Schwächen Ihres Unternehmens für eine überzeugende Arbeitgeberpositionierung für das Suchmandat umfasst.

Was also ist die Employer Value Proposition?

Die Employer Value Proposition ist das Fundament Ihrer Arbeitgebermarke und umfasst alle Vorteile, die Sie als Arbeitgeber zu bieten haben. Dazu gehören neben den Benefits vor allem Ihre Beschäftigungsbedingungen, Ihre Werte, Ihre Führungskultur und die von Ihnen angebotenen Entwicklungsmöglichkeiten.

Grundlegende Überlegungen zu Ihrer Employer Value Proposition

Für die EVP werden vor allem Ihre Alleinstellungsmerkmale, die Sie von anderen Arbeitgebern unterscheiden und als Arbeitgeber bei Ihren potenziellen Kandidaten attraktiv machen, herausgearbeitet.

So entwickeln Sie Ihre ganz spezifische EVP

Wie gesagt, setzt die EVP bei einer gründlichen Analyse Ihres Unternehmens an. Dabei werden zunächst die formalen Rahmenbedingungen festgehalten. Wie sind Ihre Gehälter und Sozialleistungen strukturiert? Welche Arbeitszeitmodelle bieten Sie an? Wie gestalten sich die Karrierewege und Entwicklungspfade bei Ihnen? Diese Faktoren bilden das Kern Ihres Angebots an neue (und auch bereits bestehende) Mitarbeiter.

Die wichtigsten EVP-Elemente

Die eigentliche Herausforderung liegt allerdings in der Herausarbeitung der weichen Faktoren. Wie werden Entscheidungen in Ihrem Unternehmen getroffen? Welchen Spielraum haben Ihre Mitarbeiter? Wie gehen Sie mit Konflikten um? Ihre Antworten auf diese Fragen skizzieren die tatsächlich in Ihrem Unternehmen gelebte Kultur. Warum ist das wichtig? Nun, materielle Faktoren wie Gehalt und auch Benefits kann Ihre Konkurrenz schnell nachahmen. Das, was Ihr Unternehmen, Ihre Werte und Kultur im Kern ausmachen dagegen nicht – zumindest nicht auf eine authentische Art und Weise.
Ingenieur arbeitet motiviert an moderner Maschine, symbolisiert Innovation, Technikbegeisterung und Arbeitsfreude.
Mit weichen Faktoren punkten
Versetzen Sie sich einfach mal in Ihre Kandidaten. Was würde Sie dazu bewegen, den Job zu wechseln? Klar, als erstes fragen Sie nach dem Gehalt und den Benefits. Wenn sich diese nicht vom aktuellen Arbeitgeber unterscheiden? Die Entwicklungsmöglichkeiten, oder? Sie würden doch Ihren Arbeitgeber nicht wechseln, wenn Sie dann genau den gleichen Job machen müssten? Wozu also das Risiko eingehen? Können Sie nicht mit Gehalt oder Entwicklungsmöglichkeiten punkten, müssen Sie mit Ihren weichen Faktoren argumentieren. Im Idealfall aber heben Sie sich in allen Bereich von Ihrer Konkurrenz ab.

Perspektivenvielfalt ist der Schlüssel zum Erfolg

Dabei werden unterschiedliche Perspektiven eingebunden, denn die Einschätzung der Geschäftsführung unterscheidet sich in aller Regel deutlich von der Wahrnehmung Ihrer Mitarbeiter. Auch junge Berufseinsteiger erleben Ihr Unternehmen anders als langjährige Teammitglieder. Diese verschiedenen Blickwinkel fließen in die Employer Value Proposition ein.

Geschäftliche Begrüßung vor modernem Gebäude, Perspektive von oben.
Andere Perspektiven decken ungeahnte Alleinstellungsmerkmal auf
Erfahrene Personalberater wissen: Die aussagekräftigsten Einblicke liefern oft informelle Gespräche. Wie sprechen Ihre Mitarbeiter über Sie als Arbeitgeber, wenn sie sich unbeobachtet fühlen? Welche Geschichten werden intern erzählt? Diese authentischen Eindrücke sind wertvoll für die Entwicklung einer glaubwürdigen Employer Value Proposition. Und sie liefern oft Vorteile, an die in der Geschäftsführung bislang niemand gedacht hat. Das können so banale Dinge sein, wie eine Verpflegungspauschale für die Fahrer eines Speditionsunternehmens.

Systematisch in 5 Schritten zur Employer Value Proposition

Wenn Sie Ihr Employer Value Proposition professionell entwickeln wollen, müssen Sie strukturiert Vorgehen. Bewährte Methoden beispielsweise einer Personalberatung umfassen dabei mehrere Phasen:
1. In der Analysephase beginnen Sie mit einer gründlichen Bestandsaufnahme. Welche Positionen können gut besetzt werden, wo gibt es Schwierigkeiten? Wie wird das Unternehmen im Arbeitsmarkt wahrgenommen? Welche Rückmeldungen geben Bewerber in Vorstellungsgesprächen?

To-dos in der Analysephase

2. In der Interviewphase bringen Sie verschiedene Stakeholder zusammen. Durch strukturierte Gespräche mit Führungskräften und Mitarbeitern entsteht ein differenziertes Bild der Unternehmensrealität. Dabei werden sowohl Stärken als auch Verbesserungspotenziale herausgearbeitet.

To-dos in der Interviewphase

3. Anschließend richten Sie in der Wettbewerbsanalyse den Blick nach außen. Wie positionieren sich vergleichbare Unternehmen? Welche Alleinstellungsmerkmale können herausgearbeitet werden? Diese Erkenntnisse helfen Ihnen bei der Differenzierung im Arbeitsmarkt.

To-dos in der Wettbewerbsanalyse

4. Die Entwicklungsphase verdichten Sie Ihre gesammelten Erkenntnisse zu einer prägnanten Employer Value Proposition. Dabei gilt es, Ihre wesentlichen Botschaften herauszuarbeiten und diese in eine überzeugende Form zu bringen.

To-dos in der Entwicklungsphase

5. Planen Sie abschließend die Implementierung. Wie können die Botschaften der EVP in verschiedenen Kanälen kommuniziert werden? Welche Rolle spielen dabei die eigenen Mitarbeiter als Markenbotschafter?

To-dos in der Implementierung

Überprüfen Sie regelmäßig die Wirksamkeit Ihrer EVP anhand definierter KPIs wie Bewerberzahlen, der Qualität Ihrer Bewerbungen sowie den Feedbacks aus Ihren Vorstellungsgesprächen. Passen Sie die EVP bei Bedarf an veränderte Marktbedingungen an.

Erfolgsfaktoren für eine wirksame EVP

Unsere Erfahrung als Personalberatung hat immer wieder gezeigt, dass eine Employer Value Proposition nur dann nachhaltig wirksam ist, wenn sie bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt:
  • Authentizität steht an erster Stelle. Die formulierten Versprechen müssen der Realität entsprechen. Übertriebene oder geschönte Darstellungen rächen sich spätestens beim Onboarding und in der Probezeit.
  • Differenzierung ist notwendig, um im Wettbewerb zu bestehen. Dabei geht es nicht um Superlative, sondern um echte Unterscheidungsmerkmale. Was macht Ihr Unternehmen wirklich besonders?
  • Relevanz für die Zielgruppe muss unbedingt gegeben sein. Die Employer Value Proposition muss die Aspekte betonen, die für die gewünschten Kandidaten wichtig sind. Diese können je nach Position und Hierarchieebene sehr unterschiedlich sein.
  • Konsistenz in der Kommunikation ist entscheidend. Die Botschaften Ihrer EVP müssen an allen Kontaktpunkten mit potenziellen Bewerbern erkennbar. Haben Sie beispielsweise Innovation als einen Kernwert definiert, müssen Sie auch moderne Stellenanzeigen, eine zeitgemäße Karriereseite, innovative Recruiting-Formate sowie ein fortschrittliches Recruiting mit digitalen Tools vorhalten können.

Die strategische Rolle der Personalberatung

Aus der Außenperspektive heraus kann eine Personalberatung blinde Flecken in Ihrer Selbstwahrnehmung sowie bislang unentdeckte Vorteile identifizieren. Zugleich kennen erfahrene Berater den Markt und daher auch die Erwartungen Ihrer Kandidaten aus erster Hand. Sie wissen, welche Faktoren für verschiedene Zielgruppen besonders relevant sind und können dieses Know-how quasi in einer „Employer Value Proposition“, einem individualisiertes Werteversprechen für jede Zielgruppe bzw. für spezifische Kandidaten aufbereiten.

Von der Employer Value Proposition zur USP

Und dieses Wissen nutzt eine Personalberatung übrigens auch, wenn Sie für Sie Kandidaten für eine unbesetzte Position finden möchte. Wie das konkret aussieht? Ihr Personalberater schaut sich beispielsweise die Profile von potenziellen Kandidaten an und versucht herauszubekommen, was diese antreibt und in welche Richtung sich diese entwickeln möchten. Daraus leitet er dann basierend auf Ihrer EVP und Employer Brand das „Verkaufsargument“ ab, auf das bei der Direktansprache besonders abgehoben wird und das quasi als „Hook“ dient.

Fazit

Die Bedeutung einer überzeugenden Employer Value Proposition wird weiter zunehmen. Denn: Der demographische Wandel verschärft in den nächsten Jahren den Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Zugleich werden die Erwartungen der Kandidaten komplexer und individueller. Und sie treten selbstbewusster auf, da sie um die Machtverschiebung auf dem Arbeitsmarkt wissen.
Eine authentische und differenzierte Employer Value Proposition wird damit zum Schlüssel für ein erfolgreiches Recruiting. Nur wer seine spezifischen Arbeitgebervorteile systematisch entwickelt und glaubwürdig kommuniziert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können.

FAQs

Was ist der Unterschied zwischen Employer Value Proposition (EVP) und Employer Branding?

Die EVP ist Ihre grundlegendes Werteversprechen als Arbeitgeber. Sie bildet das Fundament Ihrer Arbeitgebermarke (Employer Brand). Das Employer Branding ist die strategische Umsetzung und Kommunikation dieser Werte nach außen.

Wie lange dauert die Entwicklung einer Employer Value Proposition?

Bei systematischer Vorgehensweise sollten Sie zwei bis drei Monate einplanen. Dies umfasst Analyse, Interviews, Entwicklung und erste Implementierungsschritte.

Welche Mitarbeiter sollte ich in die EVP-Entwicklung einbeziehen?

Es braucht einen Mix aus Führungskräften, langjährigen Mitarbeitern und Neueinsteigern aus verschiedenen Abteilungen. Besonders wertvoll sind auch die Perspektiven von Mitarbeitern in der Probezeit.

Wie oft sollte ich die EVP überarbeiten?

Sinnvoll ist eine jährliche Überprüfung Ihrer EVP-Kernaussagen. Größere Anpassungen sind lediglich bei signifikanten Unternehmensveränderungen oder stark veränderten Marktbedingungen nötig.

Was sind die häufigsten Fehler bei der EVP-Entwicklung?

Zu viele Allgemeinplätze statt echter Differenzierung und übertriebene Versprechungen, die nicht der Realität entsprechen. Daneben wird oft der Fehler gemacht, die Employer Value Proposition ohne echte Mitarbeiterbeteiligung „von oben“ zu entwickeln.

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