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Technische Leitung Netzbetrieb finden: Praxistipps für Stadtwerke

Foto: Umspannwerk bei Sonnenuntergang.

Beim Fachkräftemangel bei kommunalen Energieversorgern denken die meisten sofort an Monteure oder Netzingenieure. Aber eine weitere Position bereitet Stadtwerken gerade richtig Kopfzerbrechen: Technische Leitung Netzbetrieb. Egal ob für Strom, Gas oder Wasser, erfahrene Führungskräfte für den Netzbetrieb sind einfach schwer zu finden. In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es bei diesem Profil ankommt, warum die Besetzung so schwierig ist und wie Sie als kommunaler Versorger Ihre Chancen im Recruiting spürbar verbessern.

Inhalt

  1. Was macht eine Technische Leitung Netzbetrieb eigentlich?
  2. Warum dieses Profil aktuell so schwer zu finden ist
  3. Was gute Kandidaten heute wirklich erwarten
  4. Unsere Tipps für ein erfolgreiches Recruiting Technische Leitung Netzbetrieb
  5. Fazit
  6. FAQs

Was macht eine Technische Leitung Netzbetrieb eigentlich?

Technische Leiter tragen die Gesamtverantwortung für den Netzbetrieb. Strom, Gas, Wasser, Fernwärme. Alles muss sicher, gesetzeskonform, wirtschaftlich laufen. Genau dafür sind sie da.

Der Alltag? Ein Mix aus Technik, Organisation und Kommunikation. Sie führen Meister, Teamleitungen und Fachgruppen. Sie stimmen sich mit Behörden ab, vertreten das Unternehmen gegenüber Konzessionsgebern (Kommunen) und Aufsichtsstellen. Und sie sorgen dafür, dass Budgets passen, Investitionen freigegeben und Instandhaltungspläne umgesetzt werden.

Technische Leitung Netzbetrieb: Aufgabenprofil

Gleichzeitig sind sie auch die technische Stimme im Management. Sie berichten an die Geschäftsführung, stimmen sich eng mit Planung, Bau, Einkauf und IT ab. Bei allen strategischen Fragen – von Wärmewende bis Digitalisierung – braucht es ihre Einschätzung: technisch, regulatorisch, betrieblich.
Fotografie: Strommasten vor digitalem Gitter.
Netzbetrieb zwischen Systemstabilität und Transformation
Wie das letztendlich konkret aussieht, hängt stark von der Größe des Hauses ab. In kleineren Stadtwerken stehen technische Leiter oft noch selbst auf der Baustelle oder nehmen Schaltungen im Netz vor. In größeren Unternehmen liegt der Fokus sehr viel stärker auf strategischer Steuerung, Gremienarbeit und Projektkoordination.

Warum dieses Profil aktuell so schwer zu finden ist

Viele Stadtwerke suchen monatelang nach einer neuen Technischen Leitung Netzbetrieb. Zum Teil ohne Erfolg. Drei zentrale Ursachen sind hier anzuführen.

1. Wenige geeignete Kandidaten auf dem Markt

Fast die Hälfte der Unternehmen in der Energiebranche kämpfen laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit Fachkräftemangel. Insbesondere, wenn es um technisch-operatives Personal geht. Fast 70 Prozent der Unternehmen sehen den größten Fachkräftebedarf bei Ausbildungsberufen, 59 Prozent bei Meistern und 48 Prozent bei Master-Absolventen. Damit bringen bereits die beiden „Zubringerpfade“ (Berufs- und Meisterlaufbahn sowie technisches Studium) nicht genug Kandidaten hervor, um die Nachfrage nach Technischen Leitern decken zu können.

Bereits die „Zubringerpfade“ weisen größte Lücken auf

Quelle Zahlen: BDEW
Grafik: WK Personalberatung

Hinzu kommt: Technische Leiter müssen innerhalb dieses eh schon kleinen Pools ein seltenes Kompetenzprofil mitbringen:
  • Netz- und Betriebserfahrung als Netz- oder Betriebsingenieur
  • Führungserfahrung als Projekt- oder Teamleiter
  • Kenntnis der relevanten Regelwerke (z. B. DVGW, VDE, AGFW)
  • Erfahrung mit Behörden und Konzessionsverträgen
  • strategisches Denken für Budgetverantwortung, Investitionsplanung usw.
Genau dieser Mix ist rar, vor allem, wenn die Kandidaten auch noch zur Region und Unternehmenskultur passen sollen.

2. Die Besten sind bereits vergeben

Gute technische Führungskräfte haben sichere Jobs, gute Gehälter, eingespielte Teams. Oft seit Jahren. Sie sind selten aktiv auf Jobsuche und Wechsel erfolgen so gut wie nie aus eigenem Impuls. Sie müssen „getriggert“ werden. Gezielt, persönlich und auf Augenhöhe.

Stadtwerke setzen oft auf alte Recruiting-Methoden

Viele kommunale Versorger arbeiten aber noch mit verkrusteten Recruiting-Methoden und schauen bei Bewerbern nicht über den Tellerrand. Das wird langsam zum echten Hemmschuh, da nur noch Start-ups Top-Kandidaten überzeugen können. Diese punkten nämlich mit attraktiver Marke, flexiblen Arbeitsbedingungen oder Purpose-driven Recruiting (z. B. Nachhaltigkeitsfokus).

3. Der Veränderungsdruck schreckt viele ab

Wärmenetze, Smart Grids, Digitalisierung, CSRD. Die Themen häufen sich. Und mit ihnen die Erwartungen an technische Führungskräfte. Das Problem: Viele winken ab. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil sie sehen, wie schlecht manche Häuser auf den Wandel vorbereitet sind. Laut einer IW-Studie lehnt ein Großteil erfahrener Führungskräfte neue Rollen ab, wenn Organisationen intern zu träge sind oder Veränderung nur oberflächlich anstoßen.

Was gute Kandidaten heute wirklich erwarten

Die besten technischen Leiter sind wählerisch geworden. Sie prüfen genau, bevor sie zusagen:

1. Gestaltungsspielraum statt reiner Verantwortung

Kandidaten fragen heute konkret: Welche Entscheidungen darf ich wirklich treffen? Wo endet mein Handlungsspielraum? Wo greift die Geschäftsführung, der Aufsichtsrat, die Stadt ein? Die wollen echte Gestaltungssmacht. Nicht nur den Titel. Autonomie steigert zudem die Motivation und bindet Führungskräfte.

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Das heißt für Sie: Zeigen Sie konkret, woran die neue Leitung arbeiten darf. Wo die Grenzen sind. Ehrlich sein hilft und erspart Ihnen nicht nur spätere Rückfragen, sondern auch Enttäuschung seitens der Kandidaten.

2. Digitalisierungsreife und Projektlage

Die wenigsten erwarten eine fertige Hightech-Infrastruktur. Viel wichtiger ist: Gibt es echte Veränderungsbereitschaft und Projekte, nicht nur Vorhaben auf dem Papier? In der Praxis reicht es oft, wenn Stadtwerke ehrlich sagen, was noch im Aufbau ist und wer das Thema treiben darf.

3. Karriere- und Entwicklungsperspektiven

Nicht jede technische Leitung will Geschäftsführer werden. Viele sind zwischen 45 und 55 Jahre alt. Und die meisten wollen eher wissen, ob sie sich in ihrer Rolle weiterentwickeln können. Fachlich und methodisch. Das bedeutet in der Praxis eher:

  • breitere Verantwortung (z. B. zusätzliche Sparten)
  • größere Budgets oder Projekte
  • mehr Einfluss auf strategische Entscheidungen
Und jüngere Kandidaten (<45), z. B. aus Technikplanung, Projektleitung oder Netzführung kommend, wollen oft eher „gestalten lernen“. Sie wollen endlich mal Verantwortung tragen, dabei aber nicht allein gelassen werden. Ein häufiger Grund nicht zu wechseln, ist die Sorge: „Ich kenne mein Umfeld hier, habe Einfluss. Was habe ich dort?“ Entwicklung darf also nicht abstrakt bleiben. Sie muss durch konkrete Schulungen, Mentoring, neue Projekte mit Budget(teil-)verantwortung und einem klaren Horizont für Einflussgewinn greifbar gemacht werden.

Unsere Tipps für ein erfolgreiches Recruiting Technische Leitung Netzbetrieb

Tipp 1: Nicht die „Wollmilchsau“ suchen, sondern lösbare Aufgaben formulieren

Viele Ausschreibungen lesen sich wie ein Katalog: zehn Jahre Führung, Meisterprüfung, SAP, Konzessionserfahrung, IT-Verständnis. Häufig gefolgt von einer „Idealwerweise“-Liste. Das schreckt ab und bringt keine zusätzlichen Bewerbungen. Ganz im Gegenteil. Formulieren Sie in der Ausschreibung klar, was kurzfristig geleistet werden muss (z. B. Investitionsplan umsetzen, Netzführung modernisieren). Solche Informationen helfen Ihren Bewerbern, sich selbst und ihre tatsächliche Passung besser einzuschätzen. Und „triggern“ ihr Interesse.

Tipp 2: Suchen Sie nicht „irgendwo“, sondern gezielt

Gute technische Leiter sind selten auf StepStone unterwegs, noch lesen sie klassische Anzeigen. Gehen Sie dorthin, wo sie sich tatsächlich „medial“ bewegen: in Branchennetzwerken oder Fachforen. Das ist häufig der einzig effektive Weg. Sprechen Sie gezielt und persönlich an. Vergessen Sie Standardtexte. Erwähnen Sie konkrete Projekte, die Ihr Kandidat umsetzen kann. Zeigen Sie, dass Sie das Profil wirklich studiert haben. Suchen Sie echte Anknüpfungspunkte. Stellen Sie nicht Ihre Vakanz in den Mittelpunkt, sondern die Chance zur Gestaltung.

Tipp 3: Wechselmotivation verstehen

Technische Führungskräfte wechseln nicht leichtfertig. Wer sich auf eine neue Rolle einlässt, hat triftige Gründe: mehr Gestaltungsspielraum, moderne Systeme, eine klarere strategische Ausrichtung. Aber: Mit der Wechselmotivation kommen oft auch Zweifel. Besonders Kandidaten aus der zweiten Reihe (z. B. erfahrene Meister, Projektleiter oder Teamverantwortliche) fragen sich: Kann ich das wirklich? Bring ich wirklich das Zeug zur Führung mit?

Der Schritt in die Führungsverantwortung wird häufig als Sprung „ins kalte Wasser“ empfunden. Das ist keine Schwäche, sondern normal.

Schaffen Sie Orientierung, nicht Druck. Geben Sie Kandidaten früh die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen. Von den Aufgaben, vom Team, von Ihren Erwartungen. Ohne gleich über Verträge zu reden. Planen Sie mehrere Wochen zwischen Erstkontakt und Vertragsangebot ein. Zeit für Gespräche, Betriebsrundgang, vielleicht auch ein Austausch mit der aktuellen Führungskraft. Informelle Vorstellungsrunden oder Einblicke in laufende Projekte überzeugen oft mehr als Hochglanzbroschüren.

Fazit

Die Technische Leitung Netzbetrieb ist kein Profil, das man „mal eben“ besetzt. Dafür ist die Mischung aus Fachverantwortung, Führung und Strategie zu anspruchsvoll. Wer hier die falschen Versprechungen macht oder mit 08/15-Prozessen arbeitet, verliert schnell das Vertrauen potenzieller Kandidaten. Wer aber früh Klarheit schafft, offen kommuniziert und gezielt sucht, wird fündig. Auch in einem knappen Markt.
Und manchmal lohnt es sich, jemanden dazuzuholen, der diesen Markt wirklich kennt und versteht. Eine auf die Energiebranche spezialisierte Personalberatung kann nicht nur helfen, die richtigen Kandidaten zu finden, sondern auch dafür sorgen, dass das Recruiting nicht nur schneller, sondern auch mit einer passgenauen Lösung abgeschlossen wird. Denn genau darum geht es letztendlich: passende Menschen für anspruchsvolle Aufgaben zu gewinnen. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger.

FAQs

Was macht eine Technische Leitung Netzbetrieb genau?

Sie trägt die Gesamtverantwortung für Betrieb, Instandhaltung und Weiterentwicklung von Strom-, Gas-, Wasser- und/oder Wärmenetzen – fachlich, organisatorisch und personell. Dazu gehört auch die Abstimmung mit Behörden und die Mitarbeit an Strategieentscheidungen.

Welche Qualifikation braucht man als Technische Leitung Netzbetrieb?

In der Regel ein Studium im Bereich Versorgungstechnik, Elektro- oder Bauingenieurwesen plus mehrjährige Führungserfahrung im Netzbetrieb. Meister mit strategischer Erfahrung und Zusatzqualifikationen sind in kleineren Häusern ebenfalls realistische Kandidaten.

Warum ist es so schwer, eine Technische Leitung Netzbetrieb zu finden?

Weil das Anforderungsprofil sehr speziell ist: technisches Wissen, Führungserfahrung, Regelwerkskenntnisse und oft auch politisches Fingerspitzengefühl. Viele potenzielle Kandidaten sind fest gebunden und wechseln nur, wenn wirklich alles passt. Sie also ein gutes Angebot machen. Gehalt, Entwicklung, Purpose. Das kann sehr individuell sein.

Wie viel verdient eine Technische Leitung Netzbetrieb?

Je nach Region, Größe des Versorgers und Umfang der Verantwortung laut Kununu zwischen 67.000 und 92.000 Euro brutto im Jahr. Tarifgebundene Stadtwerke zahlen meist nach TV-V oder vergleichbaren Haustarifen.

Was ist beim Recruiting besonders wichtig?

Die Direktansprache. Technische Leiter bewerben sich selten von selbst. Sie müssen überzeugt werden. Wer früh klar zeigt, worum es geht, was möglich ist und wie geführt wird, hat die besten Karten.

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