Recruiting bewegt sich gerade schneller als in den letzten zehn Jahren. Vieles davon hat mit Technologie zu tun, aber der eigentliche Treiber sind drei Entwicklungen, die parallel laufen: ein demografisch bedingt schrumpfender Bewerbermarkt, ein regulatorisch deutlich engerer Rahmen durch den EU AI Act und eine Professionalisierung von HR, die sich immer stärker auf Zahlen stützt. Wer 2026 weiter erfolgreich rekrutieren will, braucht andere Werkzeuge und Prozesse als noch vor wenigen Jahren.
Inhalt
- Der Arbeitsmarkt 2026 wird trotz wirtschaftlicher Flaute enger
- Sourcing muss 2026 zum Kernprozess werden
- Vom „Post & Pray“ zur Analyse: People Analytics wird Pflicht
- Skills statt Zertifikate im Recruiting 2026
- Der EU AI Act verändert die Spielregeln für KI-Tools
- Fazit
Der Arbeitsmarkt 2026 wird trotz wirtschaftlicher Flaute enger
Bis 2035 fehlen laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rund sieben Millionen Arbeitskräfte. Ein Teil dieses demografiebedingten Trends ist jetzt schon spürbar und er wird sich 2026 trotz nur langsamer wirtschaftlicher Erholung fortsetzen. So wird beispielsweise das Erwerbspersonenpotenzial in 2026 laut IAB erstmals wieder sinken.
Recruiting 2026: Erwerbpersonenpotenzial fällt wieder
Quelle Zahlen: IAB
Grafik: WK Personalberatung
Sourcing muss 2026 zum Kernprozess werden
„Post & Pray“ funktioniert kaum noch. In vielen Bereichen wie den technischen, IT-, Energie- oder Gesundheitsberufen reicht eine gute Stellenanzeige schlicht nicht mehr aus. Das zeigt sich inzwischen sogar dort, wo vor ein paar Jahren noch ausreichend Bewerbungen eingingen. So reagieren Kandidaten im kaufmännischen Bereich, bei Verwaltung und im Finanzsektor zwar auch weiterhin gut auf Anzeigen, allerdings nicht mehr so zuverlässig wie vor 5 bis 7 Jahren.
Angesichts des Fachkräftemangels muss vor allem der passive Arbeitsmarkt stärker bearbeitet werden, um Stellen schneller zu besetzen. Viele Unternehmen haben das verstanden. Der Anteil proaktiv gesourcter Kandidaten an den erfolgreichen Besetzungen steigt in vielen Branchen.
Der Begriff „Sourcing“ wird leider häufig schnell in Richtung „mehr LinkedIn-Nachrichten“ missverstanden. Gemeint ist aber etwas anderes: die dauerhafte Beobachtung des eigenen Kandidatenmarktes, das Gespür dafür, wer wann wechselbereit sein könnte, zu entwickeln, und eine Pipeline, die gepflegt wird. Und zwar nicht nur, wenn gerade eine Stelle offen ist. Gerade Unternehmen, deren Arbeitgebermarke weniger bekannt ist, profitieren von einem Ansatz, der weniger auf Anlasssuche und stärker auf langfristige Beziehungen setzt.
Das klingt vielleicht nach alter Kamelle, aber viele setzen Active Sourcing tatsächlich noch nicht konsequent um. Recruiting muss aber auch 2026 sehr viel stärker wie Vertrieb gedacht werden. Es geht um kleine, regelmäßige Berührpunkte: eine kurze Rückmeldung, ein Update, manchmal auch nur ein Hinweis auf eine kommende Veränderung im Unternehmen. Viele Talente reagieren besser auf solche leisen Signale als auf klassische Recruiting-Kampagnen. Vor allem Ingenieure und IT-Fachkräfte halten den Kontakt eher zu Unternehmen, die nicht sofort etwas wollen.
Vom „Post & Pray“ zur Analyse: People Analytics wird Pflicht
Wichtigste Bereiche im People Analytics
Skills statt Zertifikate im Recruiting 2026
Potenzial vor perfektem Lebenslauf
Weiterbildung und Reskilling werden zum Wettbewerbsvorteil
Up- & Reskilling werden immer bedeutender
Reskilling spielt dabei eine immer größere Rolle. Mitarbeitende wechseln in Aufgaben, die an ihr bisheriges Wissen anschließen, ohne dass sie dafür eine komplette Ausbildung durchlaufen müssen. Manche wechseln intern von der Logistik in den technischen Service, andere von administrativen Tätigkeiten in den Kundensupport oder von der klassischen IT in die Datenanalyse. Das bindet Leistungsträger und macht Teams unabhängiger von einem Markt, der in vielen Bereichen leergefegt ist.
Der EU AI Act verändert die Spielregeln für KI-Tools
Während viele HR-Teams 2024 und 2025 KI-Tools noch experimentell genutzt haben, verpflichtet der AI Act ab 2026 zu mehr Transparenz und Dokumentation.
Systeme, die Bewerber vorselektieren, bewerten oder ranken, fallen laut AI Act in die Kategorie „High-Risk AI“. Ausgenommen sind nur eng begrenzte prozessuale Aufgaben wie reines CV-Parsing, die keinen Einfluss auf die Auswahlentscheidung haben.
Quelle: EU
Grafik: WK Personalberatung
Fazit
Drittens: Transparenz und Aufklärung. Wenn KI im Einsatz ist, muss das erklärt werden. Wer mit den Systemen arbeitet, muss verstehen, was sie tun und wo die rechtlichen Risiken liegen. Das gehört zur Recruiting-Kompetenz.
FAQs
Welche Rolle spielt Mitarbeiterbindung im Recruiting 2026?
Fluktuation ist der teuerste Recruiting-Fehler. Der Arbeitsmarkt wird demografisch bedingt enger. Es ist einfacher, Mitarbeiter zu halten, als neue zu finden. Unternehmen müssen aktiv Wissen sichern. Eine strategische Personalplanung prognostiziert Abgänge frühzeitig. So wird die Bindung von Leistungsträgern zur Top-Priorität im Recruiting 2026.



